Mit so genannten Netzergänzenden Maßnahmen gestaltet die Deutsche Bahn AG die südlichen Zufahrtsstecken zum künftigen City Tunnel neu. Die Linienführung im Osten und Süden der Messestadt wird teils verändert, neue Brücken und Bahnstationen entstehen. Impressionen einer Baustellenreise - Teil I.

Von einer Bahnvariante ist im Leipziger Südosten derzeit wieder vermehrt die Rede. Dabei geht es um die seit Jahren vertagte Entscheidung der städtischen Verkehrsplaner über das Ob und das Wie eines vierspurigen Straßenneubaus zwischen dem Alten Messegelände und der Gegend um die S-Bahnstation Paunsdorf.

Die Deutsche Bahn als gegenwärtiger Großinvestor in der Stadt weiß hingegen, was sie will. Der City Tunnel Leipzig wird gebaut. Anfangs heiß umstritten, wird er wohl bald doppelt so teuer wie ursprünglich herbeigerechnet. Und eigentlich sollte er auch früher unter Verkehr gehen als Dezember 2013.In der Messestadt entsteht jedoch nicht einfach so ein Tunnel. Was sich in den letzten beinahe 175 Jahren an Eisenbahnnetz auf dem Gebiet der Messestadt entwickelt hat, wird neu strukturiert und runderneuert.

Das mit der neuen Struktur läuft unter “Netzergänzenden Maßnahmen”. In dem Bereich zwischen Engelsdorf und Gaschwitz modernisiert der staatliche Logistikkonzern rund 25 Kilometer Gleise und 21 Weichen. Auch 30 Kilometer Oberleitung erhalten ein Update.Damit sich die die Regionalzüge und S-Bahnen in den City Tunnel einfädeln können, werden die Personenverkehrsgleise auf die westliche Seite der Bahntrassen verlegt. Damit verbunden ist der Um- und Neubau von Bahnstationen und Brücken. “Bestandsnetzmaßnahmen” seien das, erläutert Rainer Tobian, Projektleiter bei der zuständigen Bahn-Tochter Projektbau.

Derartiges passiert beispielsweise am alten Bahnhof Stötteritz an der Papiermühlstraße. Die dortige Eisenbahnüberführung und das Bahnhofsgelände atmen noch den Charme der Gründerzeit. Doch der Lack jener Boomjahre ist längst ab. Deshalb wird die Eisenbahnbrücke derzeit vollständig neu gebaut. Zugleich erhält die Station den funktionalen und dezenten Schick der Jetztzeit.

Momentan ist aber alles noch eine große Baustelle. Und beim Blick über das Bahngelände und die angrenzenden Straßenzüge kommt die Frage wie von selbst: Wo soll hier eigentlich zwischen Bahndamm und Schönbachstraße noch ein vierspuriger Mittlerer Ring Südost hin? Und wenn ja, wie soll er hier mit dem Zustieg zu S-Bahn und Straßenbahn an der Papiermühlstraße und dem Umstieg zwischen beiden harmonieren?Das alles muss – so oder so – bei der Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes Verkehr entschieden werden. Wie Baubürgermeister Martin zur Nedden Anfang der Woche versicherte, wird die Deutsche Bahn in die Entscheidungen mit einbezogen. Dem Nutzer des dortigen Stadtraumes und dem Fahrgast wäre ein abgestimmtes Verhalten nur zu wünschen.

Vom Stötteritzer Bahnsteig ist Richtung Süden die Prager Straße gut zu erkennen. Auch dort wird es künftig einen Übergang zwischen der S-Bahn unterhalb der Straße und Straßenbahn und Bus auf derselben geben. Dazu wird die jetzige Station Völkerschlachtdenkmal etwas Richtung Prager Straße verlegt.

Unter der Zwickauer Straße verästelt sich der Bahnkörper. Nach Norden geht es Richtung MDR-Gelände, Bayerischer Bahnhof und Tunnel; nach Süden Richtung Connewitz und Markkleeberg. Auch hier herrscht aktuell reges Baugeschehen.

Am Bahnhof Connewitz kommen gleich zwei Baustellen zusammen. Unten baut die Bahn, oben die Stadt Leipzig. Denn die dortige Bornaische Brücke wird derzeit durch einen Neubau ersetzt. Beim Umbau des Connewitzer Haltepunkts kommen die Eisenbahnnostalgiker auf ihre Kosten. Teile des altehrwürdigen Bahnsteigdaches werden in den Neubau integriert.

Mit den Bauarbeiten liege man im Zeitplan, wird bei der Rundtour von Bahnseite versichert. Zwischen Engelsdorf und Gaschwitz läuft auf der westlichen Seite der Trasse der Rückbau der alten Gleise, Bahnanlagen und Brücken. Parallel werden die Entwässerungsanlagen in die Erde gebracht. “Denn Wasser ist der Tod jeder Baustelle”, wie Rainer Tobian sagt.

Auf den östlichen Gleisen rollt hingegen der planmäßige Bahnverkehr noch bis November 2012. Zwischen November 2012 und September 2013 machen die Baumaßnahmen dann eine Totalsperrung des gesamten Streckenabschnitts erforderlich. In dieser Zeit werden die neuen Nahverkehrsgleise nebst Brückenschlüssen verlegt. Zugleich werden die Stationen erneuert und die Güterverkehrsgleise eingebracht. Danach startet der Probeverkehr für die Inbetriebnahme des Tunnels. Damit es beim offiziellen Tunnelstart in der Adventszeit zu keinen ungewollten Überraschungen kommt.

Auf annähernd zehn Kilometern entstehen darüber hinaus neue Lärmschutzwände. Diese überragen im Leipziger Stadtgebiet die Schienenoberkante durchschnittlich um drei bis vier Meter. Alles in allem werden für Maßnahmen der Lärmvorsorge 24 Millionen Euro investiert, unterstreicht DB-Projektingenieur Stefan Ebersbach.

Teil II des Baustellenreports demnächst an dieser Stelle.

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