Keine großen Streitthemen im Haushaltsentwurf 2013? Oh doch. Sie stecken drin. Als Keimlinge. Auch wenn einige wirklich notwendige Entscheidungen - wie die zum Naturkundenmuseum und zu den Eigenbetrieben Kultur ins nächste Jahr verschoben sind. Auch die Vision eines neuen Entwicklungskonzepts Verkehr soll erst 2013 Gestalt annehmen. Aber selbst das muss mit Geld unterfüttert sein, findet die SPD-Fraktion.

Denn bis Ende 2013 soll die Verwaltung ja eigentlich ein zusammenhängendes Radverkehrsnetz für Leipzig entwickeln. Im Haushaltsansatz aber stehen nur 70.000 Euro für Planungsleistungen im Radverkehr zur Verfügung, stellt die SPD fest. Sie beantragt die zusätzliche Einstellung von 35.000 Euro für die Planung. Zwar hat Leipzig mittlerweile offiziell 392 Kilometer Radwege – 2011 gab’s durch eine Veränderung in der Wertung von Radwegen in Kreuzungsbereichen einen deutlichen Zuwachs. Aber selbst diese Korrektur in der Messung zeigt, wie groß der Bedarf tatsächlich noch ist.

Nach Einschätzung der Stadt haben zwei Drittel der Hauptstraßen auch heute noch keine Radwege. Um aber die ehrgeizigen Ziele im “Modal Split” zu erreichen, braucht es längst einen wirklich gebündelten Ansatz. Dazu waren die Ergebnisse der Bürgerumfragen zum Thema zu deutlich. Nur 44 Prozent der Befragten meinten, Leipzig habe viel oder genug für den Radverkehr getan. 56 Prozent sagten, es sei zu wenig. Auf Ortsteilebene ist auch nach Einschätzung vieler Leipziger oft mehr als nur dringender Handlungsbedarf.

Und deutlich wurde in der Bürgerumfrage 2011 auch, dass gerade diejenigen, die das Rad am häufigsten nutzen, Studenten und Schüler, am deutlichsten bekunden, es würde zu wenig am Wegenetz getan.
Aktuell werden knapp 15 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt – am häufigsten in der Freizeit. Wenn das Rad aber auch für Ausbildung und Arbeit attraktiv sein soll, muss das Hauptwegenetz für Radfahrer existieren, intakt und ohne die jetzt noch vorhandenen Fehlstellen sein. Was übrigens auch ein touristisches Thema ist. Wer umweltverträglichen Tourismus will, muss auch das Radnetz so weit ausbauen, dass auch alle Wege ins touristische Umland gefahr- und komplikationslos per Fahrrad absolviert werden können.

Dass mehr möglich ist, zeigt Jahr für Jahr die Teilnahme Leipzigs am “Stadtradeln”, wo es auch in diesem Jahr zu einem dritten Platz bei den geradelten Kilometern gereicht hat. Aber größere Teile der Bevölkerung halten sich beim Umsatteln spürbar zurück. Denn gestiegenen Unfallzahlen mit Radfahrern sind auch eine Botschaft: Sie erzählen von den vielen vorhandenen Problemstellen im Radwegenetz.
So recht professionell ist die Werbung der Stadt für den umweltfreundlichen Verkehr auch nicht, finden die Grünen. “Da 2009 im Rahmen des Radverkehrs-Audits ‘Bypad’ die Öffentlichkeitsarbeit zum Radverkehr als einer der größten Schwachpunkte in der Leipziger Radverkehrspolitik benannt wurde, woran sich bis heute nichts Wesentliches geändert hat, ist die Anknüpfung an die Stadtradel-Kampagne eine ausgezeichnete Möglichkeit, dieses Defizit abzubauen”, stellen sie in einem eigenen Antrag zum Haushalt 2013 fest.

Für die Öffentlichkeitsarbeit zum Radverkehr, die insbesondere auch eine städtische Kampagne für das erfolgreiche “Stadtradeln” beinhalten soll, sollen 50.000 Euro in den Haushalt eingestellt werden. “Durch die Beauftragung einer professionellen PR-Agentur im Bereich Umweltbildung soll an die Erfolge angeknüpft und der Gedanke weitergetragen werden, um durch eine entsprechende Sensibilisierung auf die Chancen und Potenziale alternativer Mobilitätsarten zur Sicherung einer zukunftsfähigen Mobilität hinzuwirken”, begründen sie den Vorstoß.

Radfahrerstadt Leipzig?

Man ahnt so langsam, wie viel da eigentlich noch getan werden muss.

Radverkehr in Leipzig:
www.leipzig.de/de/buerger/stadtentw/verkehr/rad/index.shtml

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