Wird es in Probstheida künftig neue Straßenbahnstrecken geben? - Die Frage ist noch völlig offen und hängt an der Frage, wie groß der Besucherverkehr im Medizinischen Zentrum rund um Herzklinikum und Parkkrankenhaus einmal wird. Doch um für den Fall vorzusorgen, dass sich der Besucherverkehr mehr als verdoppelt, sollen jetzt die möglichen Straßenbahntrassen im Flächennutzungsplan verankert werden. Am 23. Januar gibt es die nächste Bürgerveranstaltung.

“Die Pläne zur künftigen Ausgestaltung des Straßenbahnnetzes im Leipziger Südosten in der Nähe von Park-Krankenhaus und Herz-Klinik werden konkreter”, meldet das Rathaus dazu. Was die Sache als schon fast in Planung suggeriert. Aber der Bau einer Straßenbahntrasse – auch wenn es nur 10 Millionen Euro kostet – ist eine Investition, die sich rechnen muss. Dazu braucht es ein Mindest-Fahrgastaufkommen. Deswegen rechnet selbst das Planungsamt der Stadt Leipzig frühestens in 15 Jahren damit, dass es zum Bau einer Trasse kommen könnte. Nur gebraucht wird der Trassenraum. Deswegen muss er im neuen Flächennutzungsplan für Probstheida, der 2014 im Stadtrat beschlossen werden soll, verankert sein.

Neu war an der Diskussion in Probstheida, dass das Stadtplanungsamt und die LVB erstmals schon im Vorfeld eines solchen Flächennutzungsplane die Bevölkerung zur Diskussion einlud. Im Oktober fand ein großes Bürgerforum statt, im November eine Bürgerwerkstatt, bei der dann aus den neun von Stadt und LVB vorgelegten Trassenvarianten vier Trassen ausfilterte. Die sinnvollsten vier – zwei von der Prager Straße her, zwei vom Endpunkt der Linie vier.

Beide Veranstaltungen zeigten, wie komplex das Thema ist. Auch weil damit die Fehler der 1990er Jahre nicht repariert werden können. Damals sah man zwar schon eine Straßenbahnverlängerung von Stötteritz zum Klinikum vor. Aber das zugehörige Wohngebiet entstand nie. Heute würde die Straßenbahn hier über freies Feld fahren.

Das Hauptproblem ist die Lage des Klinik-Areals: Es wurde ohne direkte Anbindung an den ÖPNV gebaut. Ganz so, als hätten die Planer alles verlernt, was sie vor 100 Jahren noch wussten. Damals erbaute die Stadt das neue Krankenhaus St. Georg an der Delitzscher Landstraße mit direktem Straßenbahnanschluss.

Das Ergebnis kann werktags in Probstheida gesehen werden: Die meisten Klinikmitarbeiter und Besucher kommen mit dem Pkw, die Parkplätze laufen über. Und der Zubringerbus 76 schafft keine Entlastung, dazu fährt er nicht oft genug und verbindet auch nur die Straßenbahnhaltestelle Probstheida mit dem Herzklinikum wie ein Wurmfortsatz. Damit ist das Klinikum in kein durchgängiges ÖPNV-Netz eingebunden. Jede Anreise ist ein Abenteuer.

Und die vorgelegten Trassenvarianten für die Straßenbahn stoßen nach fast 20 Jahren Entwicklung auf Schwierigkeiten. Gegen die Variante B4 durch die Franzosenallee haben Anwohner eine Unterschriftensammlung gestartet, gegen die B6, die im Freundschaftspark ein Stück Landschaftsschutzgebiet zerschneiden würde, gibt es ebenso eine Unterschriftensammlung.

Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse aus der Bürgerwerkstatt im November 2013 haben sich inzwischen viele Leipziger mit neuen und weiteren Anregungen zur Netzerweiterung zurückgemeldet. Neben der Eingrenzung auf Streckenvarianten legen die Anwohner größten Wert auf den Erhalt der Grünzüge. Sie sehen die Gefahr, dass Erholungs- und Freizeitflächen für Probstheida verloren gehen könnten. Auch der Ausbau der bestehenden Buslinie ist weiterhin wichtiger Diskussionsgegenstand. Teilnehmer des Workshops haben dazu erste Gedankenskizzen mit dem Ziel geliefert, möglichst viele, auch überregionale Fahrgäste zu erreichen. Auch über alternative Streckenführungen der Buslinie wurde dabei nachgedacht.

Diese und weitere Ergebnisse aus dem Arbeitsprozess der vergangenen zwei Monate werden in der Bürgerveranstaltung am 23. Januar präsentiert. Alle Einwohner sind dazu herzlich eingeladen. Geleitet wird die Veranstaltung durch Leipzigs Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau.

Die Bürgerveranstaltung findet diesmal am Donnerstag, 23. Januar, um 18 Uhr im Festsaal des Neuen Rathauses statt.

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