Im Januar schwappte in Leipzig eine Diskussion hoch, in der es ganz am Anfang um die Fernbusse ging, die derzeit in der Goethestraße halten und für die irgendwie so etwas wie ein Busbahnhof fehlt. "Zeit verpennt", konnte man so manchen Vorwurf in Richtung Stadtverwaltung interpretieren. Aber das könnte ja auch eine Chance sein, fanden die Grünen, und beantragten gleich mal eine Verkehrsdrehscheibe.

Ihr Antrag, den sie im Januar stellten, formulierten sie so: “Die Stadtverwaltung wird aufgefordert, ein verkehrliches Gesamt- bzw. Nutzungskonzept für das Umfeld des Hauptbahnhofes mit folgender Zielstellung bis Ende 2014 zu erarbeiten:

– Planung eines neuen Busbahnhofes, der bedarfsgerecht Haltestellen und Stellplätze für Stadt-, Regional- und Fernbusse bereithält,
– ausreichender Flächenbedarf für offizielle Stellplätze eigens für Anbieter und Nutzer von Mitfahrgelegenheiten einplanen,
– ausreichendes Angebot von Fahrradabstellplätzen schaffen.”

Anfang März gab’s dann von Planungsbürgermeisterin Dorothee Dubrau eine ausführliche Stellungnahme und eine Art Alternativvorschlag, der aber im Wesentlichen einging auf das, was die Grünen sich wünschten. Und was eigentlich seit Jahren schon auf dem Tisch liegt. Denn der Status des Pkw nimmt ab, die Menschen möchten umweltgerechter mobil sein, die Fahrgastzahlen auch im Leipziger ÖPNV nehmen stetig zu. Neben dem Fahrrad werden neue Verkehrsmittel und -angebote wie Fernbusse, eBikes, Mitfahrgelegenheiten und CarSharing immer mehr genutzt. Das ist in anderen Leipziger Verkehrskonzepten längst akzeptiert, wenn auch noch lange keine selbstverständliche Verwaltungspraxis.

Weil Verkehrsteilnehmer immer mehr verschiedene Verkehrsmittel kombinieren, um von A nach B zu kommen, war es folgerichtig die Idee der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, den Leipziger Hauptbahnhof, zentral gelegen, als verkehrliche Drehscheibe weiter auszubauen. Die Bürgermeisterin für Stadtentwicklung und Bau, Dorothee Dubrau, bestätigt das Ansinnen.Katharina Krefft, Fraktionsvorsitzende der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, artikuliert nun ihre Freude über die amtliche Zustimmung: “Wir begrüßen den Verwaltungsstandpunkt zu unserem Antrag und die vielfältigen laufenden Aktivitäten, den Leipziger Hauptbahnhof als verkehrliche Drehscheibe nicht nur zu erhalten, sondern auch weiter auszugestalten. Wir unterstützen die Bemühungen des Oberbürgermeisters ausdrücklich, am Leipziger Hauptbahnhof einen neuen Busbahnhof, der bedarfsgerecht Haltestellen und Stellplätze für Stadt-, Regional- und Fernbusse bereithält, mit allen lokalen Akteuren zu planen. Deshalb wünschen wir uns, dass die noch offenen Flächenfragen mit den verschiedenen Eigentümern in diesem Sinne zielorientiert geklärt werden können und diese Anstrengungen spätestens im Frühjahr 2015 in einem umsetzbaren Vorschlag münden.”

Dass Leipzig so einen Busbahnhof noch nicht hat, liegt an den schwierigen Verhandlungen über verfügbare Flächen im Umfeld des Hauptbahnhofs. Um solche Flächen auf der Ostseite zu sichern, ist die Stadt tatsächlich zu spät aus den Startlöchern gekommen. Aktuell wird über Möglichkeiten auf der Westseite mit der Deutschen Bahn verhandelt.

Aber Verkehrsdrehscheibe heißt eben nicht nur Bahn und Bus, sondern schließt auch all die anderen Angebote mit ein, mit denen man am Hauptbahnhof irgendwie problemlos andocken könnte. Wenn es denn die Andockmöglichkeiten gäbe.

“Wir zeigen uns auch erfreut, dass der Schaffung eines ausreichenden Angebotes von Fahrradabstellanlagen aufgrund des offensichtlichen Fahrradparkdrucks eine deutliche Priorität bei den Planungen zukommt. Wir begrüßen es, wenn die Idee einer Fahrradstation mit zusätzlichen Serviceangeboten vor diesem Hintergrund verwirklicht werden kann”, erklärt dazu Tim Elschner, Mitglied des Stadtbezirksbeirates Leipzig-Mitte für Bündnis 90/Die Grünen. “Hinsichtlich der Bereitstellung ausreichender offizieller Flächen für Mitfahrgelegenheiten wünschen wir uns seitens der Stadtverwaltung unter Berücksichtigung der immer wichtiger werdenden multimodalen Mobilität allerdings ein deutlicheres Zeichen, indem offizielle Flächen nicht nur für Kurzzeitparker, sondern explizit auch für Mitfahrgelegenheiten im Umfeld des Hauptbahnhofes ausdrücklich verkehrlich ausgezeichnet werden. Auch unter dem Gesichtspunkt der wachsenden digitalen Vernetzung ist dies sinnvoll.”

Heißt logischerweise auch, dass einige Verkehrsbeziehungen im Umfeld des Hauptbahnhofes neu strukturiert werden müssen, Vielleicht findet sich dann auch endlich eine praktikable Lösung für die wichtigsten Besucher des Hauptbahnhofs. Das sind tatsächlich die Fußgänger. Aber sowohl auf der Verteilerebene als auch an den Überwegen erleben sie, was es heißt, wenn eine Stadt das Thema Barrierefreiheit noch immer nicht klar definiert hat.

Der Verwaltungsstandpunkt als PDF zum Download.

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