Seit einiger Zeit sorgen die Geschwindigkeitskontrollen des Leipziger Ordnungsamtes fรผr einigen ร„rger. Mal meinte das Ordnungsamt, es mรผsste die Aufstellung der Blitzer unbedingt in der Presse verรถffentlichen. Dann wieder fand es recht seltsame Erklรคrungen dafรผr, warum die Toleranzen der Blitzgerรคte schon von vornherein hรถher eingestellt sind. Fรผr Christoph MeiรŸner, den das Thema beschรคftigt, jetzt ein Grund, dem Ordnungsamt regelrecht die Leviten zu lesen.

Denn in der Antwort des Ordnungsamtes vom 24. Februar sieht er sich ganz bewusst missverstanden. Da wollte er wissen, mit welche Toleranzen das Ordnungsamt im Regelfall misst. Diese Toleranzen sind durchaus รผblich.Aber das Ordnungsamt antwortete: โ€žDie Messgerรคte der kommunalen Verkehrsรผberwachung der Stadt Leipzig sind mit einem Auslรถsewert von 11 km/h vor Abzug der obligatorischen Toleranz von 3 km/h eingestellt. Ausnahme bilden Messungen in verkehrsberuhigten Bereichen, hier betrรคgt der Auslรถsewert 8 km/h vor Toleranzabzug. Ermessensentscheidungen hinsichtlich der Toleranzzugaben erfolgen durch die einzelnen Messbediensteten darรผber hinaus nicht.โ€œ

Aus MeiรŸners Sicht war das keine Antwort auf seine Frage: โ€žMit welchen Toleranzen bzw. Messschwellwerten wird im Regelfall in der kommunalen Verkehrsรผberwachung jeweils bei stationรคren, teilstationรคrer und mobiler Geschwindigkeitsmessungen in Leipzig gemessen, und wie ist dies im OA konkret bestimmt (gibt es dazu eine allgemeine Dienstanweisung oder liegt dies im jeweils einzelnen Ermessen der messenden Beamten)?โ€œ

โ€žStattdessen wurde von der Verwaltung eine Intention unterstellt, die aus der Frage objektiv nicht zu begrรผnden ist (eine mรถgliche Ermessensreduktion auf Null war nicht Gegenstand der Frage) und gegen diese argumentiert, statt die eigentliche Frage zu beantwortenโ€œ, stellt er jetzt in seiner nachfolgenden Anfrage fest. Und nicht nur das รคrgert ihn.

โ€žAuch stelle ich fest, dass die Antwort der Frage nach der sachlichen Begrรผndung der Entscheidung nach (vgl. ยง 39 VwVfG ) nicht die rechtliche Grundlage von Ermessensentscheidungen selbst ist, zumal dies bereits ganz klar aus der Frage als bekannt hervorgingโ€œ, schreibt MeiรŸner.

โ€žIn Antwort zu Teilfrage 1 wurde von der Verwaltung mitgeteilt, dass durch die kommunale Verkehrsรผberwachung in Leipzig statt der in Anlage 1 zu GroรŸbuchstabe D, Nr. 5 b) der VwV VKรœ erforderlichen Mindestรผbertretung (soll) von 8 km/h hinausgehend, 11 km/h als Auslรถsewert (jeweils vor Abzug von 3 km/h Messtoleranz) angewendet werden. Weiterhin ist der Antwort zu Teilfrage 1 zu entnehmen, dass dies pauschal durch die Programmierung der Messgerรคte ohne konkrete Einzelfallprรผfung der Messbediensteten vor Ort passiert und diesen vor Ort auch kein situationsbedingter Ermessensspielraum im zu prรผfenden Einzelfall ermรถglicht wird.

Ich stelle zudem fest, dass die in der Antwort zu Teilfrage 2 als Legitimation dieser Vorgehensweise der Behรถrde in Leipzig herangezogene Antwort des Staatsminister Wรถller in der Antwort zur Drs.-Nr.: 7/3977 eine Abweichung im Einzelfall aber nicht die Darstellung der Behรถrde stรผtzt. Das Gegenteil ist der Fall, denn es wird von Wรถller klar beantwortet: ,Die Festlegung von Toleranzwerten bei GeschwindigkeitsverstรถรŸen erfolgt durch den Polizeivollzugsdienst im jeweiligen Einzelfall unter Berรผcksichtigung der Zielrichtung und Schwerpunktsetzung entsprechend der geltenden Rechtslage.โ€˜

Im konkreten Fall der Kleinen Anfrage ist dies begrรผndet durch ein Auswahlermessen im Einzelfall durch die Polizeivollzugsbeamten vor Ort bei einer Anhaltekontrolle; die pauschale Programmierung auf einen abweichenden von der VwV VKรœ abzuleitenden hinausgehenden Auslรถsewert der Messgerรคte der Stadt Leipzig hingegen sind keine Einzelfรคlle, sondern eine Grundsatzentscheidung. Die Verwaltung selbst teilt hierzu in Antwort zu Teilfrage 1 mit: ,Ermessensentscheidungen hinsichtlich der Toleranzzugaben erfolgen durch die einzelnen Messbediensteten darรผber hinaus nicht.โ€˜ Es ist fraglich, inwiefern es sich bei der pauschalen Nichtauslรถsung der Geschwindigkeitsmessgerรคte รผberhaupt um eine Einstellung nach der von der in der Antwort bemรผhten Vorschrift  ยง 47 OwiG handeln kann.โ€œ

Was ja zumindest mutmaรŸen lรคsst, dass Leipzigs Ordnungsbehรถrde hier einfach eine zusรคtzliche Toleranz vorgibt, die ein Einhalten der Richtgeschwindigkeit suggeriert, das gar nicht gegeben ist. Denn 8 km/h รœberschreitung der zulรคssigen Geschwindigkeit sind nun einmal etwas anders als nur 3 km/h. Will die Stadt lieber mรถglichst wenige GeschwindigkeitsverstรถรŸe feststellen? Und lieber mรถglichst wenige BuรŸgeldbescheide ausstellen? Oder will das Ordnungsamt einfach auf Nummer Sicher gehen und nur die โ€žrichtigen Raserโ€œ erwischen?

Alles Fragen, die MeiรŸner weiter beschรคftigen. Weshalb er jetzt sein neues Bรผndel Fragen an die Verwaltung formuliert.

โ€žUngeachtet dessen spielen diese Nebenbetrachtungen in der Beantwortung meiner ursprรผnglichen Frage keine Rolle, denn diese lautet (angepasst an die zwischenzeitliche Antwort zu Teilfrage 1):

1. Welche sachlichen Grรผnde fanden Eingang die konkrete Auswahl der pauschalen Auslรถsegeschwindigkeit von +11 km/h (statt z.B. 8 km/h, 9 km/h, 10 km/h, 12 km/h oder ein hรถherer Wert) in der Gerรคteeinstellung der komm. VKรœ zum Ausรผben des pflichtgemรครŸen Ermessens in Form des EntschlieรŸungsermessens als Ausfluss des Opportunitรคtsprinzips nach ยง 47 OwiG hierdurch pauschal und die dadurch durch technischen Ausschluss nicht zur Anwendung kommenden Verwarngeldbereiche 1 (รœbertretungen bis 10 km/h, lfd. Nummern 11.1.1, 11.2.1 und 11.3.1) nach BKatV nicht durchzusetzen?

2. Welche Erkenntnisse liegen der Stadt รผber den Zusammenhang von Geschwindigkeit, Anhalte- und Bremsweg sowie Rest- und Aufprallgeschwindigkeiten bei erlaubten 30 km/h im Vergleich zu pauschal von der Stadt nicht geahndeten รœbertretungen von 10 km/h (40 km/h)?

3. Welche Erkenntnisse liegen der Stadt รผber den Zusammenhang von Aufprallgeschwindigkeiten, Unfallschwere und รœberlebenswahrscheinlichkeiten von Unfรคllen zwischen Kfz und Kindern bei 30 km/h im Vergleich zur in Leipzig tolerierten รœbertretung um 10 km/h (40 km/h), die zwischen parkenden Autos unvermittelt auf die Fahrbahn treten, vor? Dies ist beispielsweise vor Kitas und Schulen hรคufig der Fall, weswegen dort ja regelmรครŸig T30 angeordnet ist.โ€œ

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Es gibt 18 Kommentare

โ€œSo langsam habe ich eigentlich genug beigetragen zur Diskussion dieses Artikels.โ€ โ€“ stimmt, leider nichts inhaltliches.

Christoph, es ist schwierig auf Sie zu antworten, was mit โ€œรผbersteigertโ€ gemeint ist und wie man auf dieses Fazit kommen kรถnnte, ohne Dinge aufzuzรคhlen, die darauf deuten. Bitte verstehen Sie es doch nicht alles als Angriff gegen sich selbst als โ€œPrivatmenschโ€. Aber es ist doch klar, dass man Gegenwind bekommt, wenn man seinen Kopf herausstreckt. Und wenn in der Zeitung ein Artikel รผber solche โ€œAnfragenโ€ erscheint, dann passiert es, dass der Gegenstand des Artikels, in diesem Fall die Anfrage, in verschiedenen Facetten diskutiert wird.

Sowohl รผber den Charakter der Anfrage wird diskutiert (Sie sagen โ€œganz normalโ€, ich sage โ€œsowas braucht in dem MaรŸ keinerโ€) als auch รผber den Inhalt (Sie sagen โ€œTempo 40 ist wesentlich gefรคhrlicher als 30โ€, ich sage โ€œes ist ein Kavaliersdeliktโ€), als auch รผber den Subtext (Sie sagen โ€œder Verwaltung und dem Sachsenvolk gehรถrt Transparenz und Demokratie beigebrachtโ€, ich sage โ€œzum Glรผck nehmen sich nur wenige Leute so wichtigโ€) als auch Nebenthemen (โ€œAppeasement-Politikโ€, โ€œIntoleranzโ€, โ€œVerhalten bei Unglรผcken im nรคchsten Umkreisโ€). Ja, das in Klammern ist verkรผrzt.

So langsam habe ich eigentlich genug beigetragen zur Diskussion dieses Artikels.

Mit โ€œmanโ€ meinte ich mich und die knapp handvoll groรŸe Menge an Personen, mit denen ich รผber den Artikel und Ihr Ansinnen, inkl. Twitter-Account, gesprochen habe. Zu den persรถnlichen Motiven haben Sie sich ja teilweise selbst geรคuรŸert und sie sind auch soweit nachvollziehbar.

Die Antwort der Verwaltung wird sicher kommen und vielleicht lesen wir ja dann an dieser Stelle wieder etwas mehr รผber Ihre persรถnliche โ€œAuseinandersetzung mit der รถffentlichen Verwaltungโ€. Zitat Ende.

Sebastian, wieder greifst du meine Person an, leitest von meinem Twitterprofil ab, die mit dieser Sache nichts zu tun haben. Schade, dass du dich offenbar nicht inhaltlich auseinandersetzen oder zur Sache beitragen mรถchtest.

โ€œAber man merkt schon, wo die Motivation herkommt.โ€ โ€“ Wer ist โ€œmanโ€ und woher kommt denn meine Motivation Deiner Meinung nach?

Wie bereits erlรคutert bindet die sehr simple Anfrage (weil explizit formuliert) so gut wie keine Ressourcen, ich habe lediglich nach der Aktenlage gefragt. Das nachzuschauen รผbersteigt die Komplexitรคt einer Anfrage wie โ€œWo wurden Bรคume gepflanztโ€ nicht. Dass Du die Anfrage fรผr kompliziert hรคlst, weil du mรถglicherweise nicht im Thema bist, bedeutet ja nicht, dass sie fรผr die Fachabteilung kompliziert ist. Die Auseinandersetzung mit der รถffentlichen Verwaltung erforder nunmal zuweilen ein recht spezifisches Nachfragen, wenn man eine konkrete Antwort erhalten mรถchte (da sonst solche Antworten kommen: https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2021/04/abschleppen-oder-nicht-abschleppen-was-regelt-eigentlich-die-arbeitsanweisung-des-leipziger-ordnungsamtes-386770).

Christoph, ich wollte keine Erwartung fรผr Ihre Ansprache ausdrรผcken, erst Recht nichts รœbersteigertes. Lediglich mein โ€œbeim-Sie-bleibenโ€ begrรผnden. Hier wird sehr oft gesiezt, so unter uns Kartoffeln, aber es bleibt selbstverstรคndlich Ihre Wahl, ob Sie beim Du bleiben oder nicht. Alles gut!

Wenn jemand sich bei Twitter mit einem bestimmten Thema derart aktiv in die ร–ffentlichkeit bringt, und weiterhin wiederholte Bรผrgeranfragen ihres Stils und der entsprechenden Vehemenz eingibt, der tut es letztendlich eben doch stรคrker, intensiver, oder halt รผbersteigerter als andere Leute.

Klar, dass Sie hier auf der LZ eine grรถรŸere Bรผhne bekommen, mit langen Zitatauszรผgen ihrer โ€œAnfrageโ€, dafรผr kann man natรผrlich keinen Vorwurf machen. Aber man merkt schon, wo die Motivation herkommt. Und es gibt eben Anfragen von Bรผrgern an die Stadt im Stile von โ€œwo wurden eigentlich die Kompensationsbรคume gepflanzt, die der neue Supermarkt zugesichert hat?โ€ oder โ€œWie hat sich die Feinstaubemission seit Einrichtung der Umweltzone entwickelt?โ€ oder โ€œwie viele Sporthallen sollen bis 2025 gebaut werden?โ€.
Aber es gibt eben auch Leute, die es GANZ genau wissen wollen, nach der Baumart fragen und ob die Stadt Erkenntnisse hat, wieviele Insekten sich in welchem Lebensjahr des neu gepflanzten Baumes mit den Blรผten beschรคftigen. Kann man alles machen, wahrscheinlich bekommt man sogar eine Antwort von der Stadt oder einen Artikel in der Zeitung, aber ich bedauere, dass dafรผr Ressourcen verbraucht werden, die anderswo (meiner Meinung nach) besser zugeordnet gewesen wรคren.

Es ist richtig, dass wir da nicht zusammenkommen. Man muss ja auch nicht alles immer in einem schwammigen Kompromiss ersticken.
Sie hรคtten gern die Auslรถseschwelle fรผr Blitzer gesenkt, ich hรคtte gern mehr Blitzer (und solche der Sorte hinten+vorn fรผr die Motorradfreunde). Vielleicht sind wir beim Ziel der Verbesserung der Verkehrsรผberwachung gar nicht so weit entfernt. Ich sehe nur die Problematik nicht so drastisch wie Sie.

C.:
โ€œVorhaben, was den FuรŸgรคnger- oder Radverkehr in geregelte Bahnen zwรคngtโ€œ โ€“ den Widerspruch sehen Sie schon, oder?โ€
Ich ahne was Sie meinen. Keine Autos โ€“> mehr Platz fรผr Rad + FuรŸ โ€“> jeder kann sich frei entfalten?

Sebastian, solange Du statt Dich mit der Sache auseinanderzusetzen, an meiner Person abarbeitest und gegen mir unterstellte Motive argumentierst, brauchst Du keinen gesteigerten Respekt in Form von โ€œSie Vornameโ€ einfordern. Wer anonym schreibt, wird im Internet geduzt, das ist einfach der respektvolle Normalfall.

Ein Blitzer, der bei Tempo 30 bei 41 erst auslรถst, setzt effektiv das Tempo 40 und nicht das Tempo 30 durch. Natรผrlich fรผhren diese Messungen dazu, dass โ€œlangsamerโ€ gefahren wird, aber nicht regelkonform oder gar mit angepasster Geschwindigkeit im Sinne von ยง3 StVO.

Dass Du mit englischsprachige Versatzstรผckchen in gesprochener und geschriebener Sprache fremdelst und Transparenz als grundlegenden Wesenscharakter in einer demokratischen Verwaltung unnรถtig findest, finde ich sehr intolerant und mithin bedauerlich โ€“ da kommen wir wie gesagt nicht zusammen. Deiner Bewertung, dass ich โ€œetwas so รผbersteigertโ€ tue, kann ich nicht folgen. Ich habe lediglich zu der Sache eine recht simple Anfrage gestellt und als diese nicht beantwortet wurde nochmal nachgefragt. Eventuell wurde die Frage ja auch falsch verstanden. Ein รผbersteigertes Tun kann ich darin nicht erkennen, du hakst ja hier in der Diskussion auch mit immer neuen Diskussionsansรคtzen und Angriffen nachโ€ฆ

Was ich in dieser Thematik nicht verstehen kann; es geht um 3 km/h, welche durch die Stadt Leipzig โ€œdraufgeschlagenโ€ werden, bevor der Blitzer auslรถst und noch in dem Areal bleibt, wo nach Verwaltungsvorschrift geahndet werden darf/soll. Ergibt 11 km/h Aufschlag bzw. 8 km/h nach Abzug der 3 km/h gesetzlichem Toleranzabzug. Soll es wirklich um diese 3 km/h gehen? Warum nicht eine ร„nderung der Verwaltungsvorschrift anstreben, immerhin sagt die ja gleich mal 5 km/h darf jeder zu schnell fahren, darunter passiert erstmal nix.

@Andre
Das ist vรถllig richtig. Vergessen wird aber gern, dass viele dieser รคrgerlichen und / oder gefรคhrlichen VerstรถรŸe mit einer durchdachten Infrastruktur geringer wรผrden oder verschwรคnden. Und diese Infrastruktur sollte sich an den Bedรผrfnissen der schwรคchsten Verkehrsteilnehmer โ€“ den ZufuรŸgehenden und Radfahrenden โ€“ orientieren. Und @Sebastian, genau das ist damit gemeint: โ€ Vorhaben, was den FuรŸgรคnger- oder Radverkehr in geregelte Bahnen zwรคngtโ€ โ€“ den Widerspruch sehen Sie schon, oder? Kluge Infrastruktur sorgt dafรผr, dass Rad- und FuรŸverkehr nicht โ€œgezwรคngtโ€ werden. Und kluge Infrastruktur wird regelmรครŸig evaluiert und nachjustiert. Wie das geht, kann man in anderen europรคischen Lรคndern, z.B. in den Niederlanden, sehen.
@christophmeissner: Ich finde in diesem Zusammenhang sehr interessant, wie mit GeschwindigkeitsverstรถรŸen in der Schweiz umgegangen wird. Nicht nur ist der Bussgeldkatalog dort ein vรถllig anderer โ€“ auch die Toleranz bezรผglich der Geschwindigkeitsรผbertretung zeigt, dass es anders geht, wenn politischer Wille vorhanden ist.

Stefan:
Jetzt รคrgere ich mich etwas darรผber, dass ich auf diese eigentlich merkwรผrdige, das Thema nicht so richtig betreffende Frage, ob ich nur mit den Schultern zucken wรผrde, wenn einer meiner Liebsten zu Schaden kรคme, eingegangen bin.
Zu Ihrer Frage was das mit meiner Antwort darauf solle, Ihnen die Spucke weg bleibt usw., habe ich die Einleitung aus dem Wikipedia-Artikel kopiert, um es mรถglichst kurz zu beschreiben, was ich mit โ€œverzeihlichโ€ meinte.

โ€œVergebung ist der Verzicht einer Person, die sich als Opfer empfindet, auf den Schuldvorwurf. Dieser primรคr innerseelische Vorgang kann unabhรคngig von Einsicht und Reue des Tรคters vollzogen werden. Vergebung ist eine Copingstrategie, mit der eine Person in Opferposition die belastenden Folgen einer รคuรŸeren oder inneren Verletzung bewรคltigen kann.โ€

Mit โ€œWeitsichtโ€ war gemeint, dass es auch Jeden รผberall anders hรคtte treffen kรถnnen, statt mich, und das Wort โ€œGrรถรŸeโ€ war in dem Zusammenhang vielleicht wirklich unรผberlegt gewรคhlt. Es sind Strategien zur Bewรคltigung, nichts weiter.
Ich finde, dass es nun auch gut ist mit der detaillierten Schilderung meiner hypothetischen (nicht schulterzuckenden) Umgangsweise im Falle eines Unfalls meiner Nรคhesten.

Christoph:
โ€œDass Du das nicht befรผrwortest, finde ich schade, nehme ich aber so hin โ€“ fair enough: Transparenz, RechtmรครŸigkeit, VerhรคltnismรครŸigkeit, Gleichberechtigung und Demokratie sind bei manchen Sachsen einfach noch konzeptionelles Neuland. โ€
Ich weiรŸ, dass โ€œim Internetโ€ zu groรŸen Teilen geduzt wird, ich wรผrde fรผr mich aber mal beim distanzierten โ€œSieโ€ bleiben. Ist nicht bรถse gemeint, sondern in meiner Gewohnheit einfach der respektvolle Normalfall.

Fรผr mich als Sachsen auch Neuland: englischsprachige Versatzstรผckchen in gesprochener und geschriebener Sprache.

Ich finde, dieser eine herausgepickte Absatz Ihres Textes sagt im Wesentlichen das aus, was ich kritisiere. Ihr Sendungsbewusstsein, jetzt sogar schon an โ€œdie Sachsenโ€, an die โ€œdeutsche Durchschnittskartoffelโ€ ist fรผr mich gelinde gesagt gewรถhnungsbedรผrftig. Die Position, die Wichtigkeit, in der Sie sich sehen, dass Sie sich mit detaillierten Bรผrgereingaben so auffรคllig machen mรถchten und die Leute beschรคftigen, das war das, was ich im ersten Kommentar schon meinte.

Nun wird es aber wirklich (zu) persรถnlich. Sie hatten es bereits โ€œpersรถnliche Angriffeโ€ genannt, was ich zusammengeschrieben habe, dabei meinte ich das nicht als Angriff. Wenn man sich รผberlegt, warum jemand etwas so รผbersteigert tut wie Sie, kann es natรผrlich auch falsch verstanden werden. Es war aber mehr als Analyse gemeint. ZugegebenermaรŸen mit meiner Wertung dazu.

โ€œDenn wenn die Blitzer nur bei >=11km/h drรผber auslรถsen, dann setzen sie ja nicht das Tempolimit durch(โ€ฆ)โ€
Doch, natรผrlich. Von Ihrer Unterstellung ausgehend, dass โ€œimmer zehne drรผberโ€ gefahren wird, wรคren es in dem Gebiet eben nicht 60 km/h, sondern 40. In dem (aus Ihrer Sicht) ganz ganz seltenen Fall eines regelkonformen Fahrers vielleicht sogar 30 km/h. Insofern bringen Blitzer (in hรถherer Dichte) auf jeden Fall eine Durchsetzung von langsamerem Fahren. Und dort, wo das Schutzziel sehr hoch ist, vor Schulen zum Beispiel, muss der Blitzer natรผrlich auch sichtbar sein, damit auch wirklich jeder Depp davor bremst. Fรผr das Abschreckungspotential im Rest der Stadt sind die Teile ja schon ganz gut getarnt, vor allem die mobilen Varianten.

Andrรฉ:
Genau so sehe ich das auch. Zu diesem Satz volle Zustimmung:
โ€œ(โ€ฆ)die extrem niedrige Kontrolldichte (bei Autos ist sie auf niedrigem Niveau noch deutlich hรถher als beim Rest) (โ€ฆ)โ€
Das wird sich zwangslรคufig รคndern mรผssen mit den Kontrollen, wenn sich der Nutzungsdruck verschiebt.

Und jedes Vorhaben, was den FuรŸgรคnger- oder Radverkehr in geregelte Bahnen zwรคngt, bringt mehr VerstรถรŸe mit sich. Das wird so bei der neuen Ampel an der Brรผcke Hans-Driesch-StraรŸe werden, dass Leute nicht immer auf grรผn warten wollen, das wird auf der Karl-Heine-StraรŸe so sein, wo der funktionierende und intakte Radweg auf die StraรŸe soll und damit unter Ampelregime gestellt wird, und das ist heute schon an vielen Stellen der Karli zu beobachten.
Wie Sie schon sagen, โ€œmich erwischt schon Keinerโ€.

Und in manchen Situationen, am Sonntagmorgen, seien wir ehrlich, ist es ja auch gar nicht so schlimmโ€ฆ

Ja, Andre, diese Mentalitรคt ist ein Kern des Pudels.
Die fehlende Rรผcksicht und steigende Intoleranz durch Egomanie der Verkehrsteilnehmer*/Innen ist fรผr diese Probleme mitverantwortlich.

Und eine Ergรคnzung zu Christoph:
Die Entdeckungswahrscheinlichkeit wird in Leipzig ad absurdum gefรผhrt, da man der Meinung ist, man sollte die Messungen vorab in den Medien (also in fast allen ๐Ÿ™‚ )ankรผndigen. Dazu gab es ja hier auch schon rege Diskussionen.

@Sebastian
Zum Thema โ€œWeitsicht โ€ und โ€œverzeihlichโ€ bin ich allerdings auch etwas geplรคttet.
Sicher, nach einem Unfall (wenn es ein wirklicher denn auch ist) muss man sich irgendwann mit der Situation befrieden (kรถnnen).
Aber wenn ihr Kind oder wer auch immer nahstehende Person durch einen โ€œKavaliersdeliktโ€ im Rollstuhl verweilen darf, wรคre ich nicht so sicher, wie Sie dann damit umgehen wรผrden.
Eine โ€œnatรผrliche Ausleseโ€ sollte schon weitestgehend natรผrlich bleiben, und nicht durch vermeidbare Risiken getriggert werden.

Man kann beide Diskussionsseiten irgendwie verstehen.

Als Rad- und Autofahrer sowie FuรŸgรคnger ist meine Beobachtung ja, dass sich insgesamt durch die extrem niedrige Kontrolldichte (bei Autos ist sie auf niedrigem Niveau noch deutlich hรถher als beim Rest), eine โ€œMich wird schon keiner erwischenโ€-Mentalitรคt im Verkehr allgemein breit gemacht hat.
Da wird bei Rot รผber die Ampel gegangen/-fahren, weil ja eh keiner kontrolliert.
Das ist auch sehr gefรคhrlich, nicht nur fรผr denjenigen der den VerstoรŸ begeht.

Als Autofahrer regt man sich รผber Radfahrer auf, die ohne Handzeichen ausscheren oder nachts ohne Licht am Rad mit dunklen Klamotten rumradeln. Und die FuรŸgรคnger, die an nicht dafรผr vorgesehenen Stellen die StraรŸe รผberqueren.
Als Radfahrer regt man sich รผber die Autofahrer und FuรŸgรคnger auf, weil erstere oft viel zu dicht รผberholen und zweitere nicht verstehen wollen, dass eine Radspur kein Spazierweg ist.
Und als FuรŸgรคnger kann man sich auch รผber beide Seiten aufregen, weil Autofahrer einen รผbersehen und Radfahrer mal schnell auf dem FuรŸweg fahren, um beispielsweise langsamere Radfahrer zu รผberholen.

Und das ist in meinen Augen das eigentliche รœbel. Alle Verkehrsteilnehmer sind nur noch sauer auf โ€œdie Anderenโ€, regen sich drรผber auf und denken sich dann, โ€œWenn die sich nicht an die Regeln halten, muss ich es auch nichtโ€. Kontrolliert und erwischt wird man ja eh nicht und schwupps sind wir da, wo wir jetzt sind.

Ein paar Ausnahmen gibt es glรผcklicherweise noch, aber die werden auch seltener.

Sebastian, Deine wiederholten persรถnlichen Angriffe, geschenkt โ€“ darauf gehe ich jetzt mal nicht ein. Der eine nennt es Hobby, der andere Engagement. Das sagt allerdings mehr รผber den Beschreibenden als den Beschrieben aus. Deinen inhaltlichen Punkten kommt man allerdings mit Fakten leicht bei.

Die Messtoleranzen haben nichts mit Tachoungenauigkeiten zu tun. In der EU mรผssen Tachos in Kraftfahrzeugen als Voraussetzung zur Zulassung u.a. niemals weniger als tatsรคchlich gefahren und hรถchstens 10 % + 4 km/h zu viel anzeigen. Wer also bei T30 mit 40 geblitzt wird hatte auch mindestens 40 auf dem Tacho stehen, eher noch mehr. Zudem sind die Toleranzen in der Sรคchsischen VwV VKรœ geregelt: dort heiรŸt es sinngemรครŸ, dass die technische, vom gemessenen Wert abzuziehende Messtoleranz 3km/h betrรคgt. Jedes geeichte, Messgerรคt muss mit einer Genauigkeit von +/-3km/h messen, um รผberhaupt zur VKรœ zugelassen zu werden. Nach Abzug der Toleranz sollen zudem VerstรถรŸe laut VwV VKรœ erst ab 5km/h รœberschreitung geahndet werden.

Es geht in meinem Anliegen nicht um die krassen Raser, die Posen und Rennen durch nachtschlafende Vorstรคdte machen โ€“ sondern um die Gewohnheitsraser, die sich mit 60 km/h in die Tempo-30-Zone ausrollen lassen und grundsรคtzlich mindestens am Tempo-Limit fahren, meist ein โ€œklitzekleines bisschen drรผber, denn das tut ja niemandem wehโ€ und geblitzt wird eh erst ab 10km/h drรผber.

Und dass du (mindestens sinngemรครŸ) behauptest, +10km/h sei ein Kavaliersdelikt in 30er-StraรŸen, also zum Beispiel vor Schulen, zeigt ganz gut, wie wenig aufgeklรคrt die deutsche Durchschnittskartoffel รผber die Zusammenhรคnge von Geschwindigkeit, Anhalte- und Bremsweg und Rest- bzw. Aufprallgeschwindigkeit ist: wรคhrend man beispielsweise mit Tempo 30 bei einem unvermittelt zwischen parkenden Autos auf die StraรŸe rennendem Kind in 15 Meter Entfernung (ca. 3 Autolรคngen) bei einer Gefahrenbremsung nach ca 13,5 Metern zum Stehen kommt, prallt man in der gleichen Situation bei Tempo 40 mit einer Restgeschwindigkeit von รผber 30km/h auf das Kind, denn Geschwinigkeit und Bremsweg und Aufprallgeschwingigkeit hรคngen nicht linear sondern exponentiell zusammen. Bereits 5km/h machen, insbesondere in niedrigen Geschwindigkeitsbereichen einen signifikanten Unterschied โ€“ deshalb lernt man das ja auch in der Fahrschule.

In einem Punkt gebe ich Dir recht: Die Verwaltung soll transparenter werden (ein persรถnliches politisches Ziel des Herrn MeiรŸner). Dass Du das nicht befรผrwortest, finde ich schade, nehme ich aber so hin โ€“ fair enough: Transparenz, RechtmรครŸigkeit, VerhรคltnismรครŸigkeit, Gleichberechtigung und Demokratie sind bei manchen Sachsen einfach noch konzeptionelles Neuland. Die Verwaltung soll darรผber hinaus allerdings nicht nachgeben, sondern einfach ihren Job machen und nicht irgendwelche willkรผrlichen Messtoleranzen ohne jede Sachgrundlage und Begrรผndung erfinden, nur weil dann eine runde Zahl auf dem Messgerรคt steht. Ob das jetzt allein in Leipzig so ist oder noch anderswo spielt ja keine Rolle, solange eine Ermessensentscheidung nicht begrรผndet ist bliebt es staatliche Willkรผr bzw. Appeasement-Politik fรผr Autofahrer.

Eine hรถhere Blitzerdichte bringt etwas, wenn auch nur bedingt. Denn wenn die Blitzer nur bei >=11km/h drรผber auslรถsen, dann setzen sie ja nicht das Tempolimit durch, sondern erziehen systematisch zum zu schnellen Fahren. Laut Forschungsstand der Bundesanstalt fรผr StraรŸenwesen sind die wichtigsten EinflussgrรถรŸen der Kommune auf das Geschwindigkeitsniveau die beiden Komponenten des รœbertretungsrisikos: 1) die sog. (subjektive) Entdeckungswahrscheinlichkeit (also ob man erwischt wird, sprich die Ungewissheit der Kontrolle) und 2) die Konsequenz bei Eintritt der Entdeckung (also Hรถhe der Strafe). Da die Kommune keinen wesentlichen Einfluss auf die Hรถhe der Strafe hat (weil bundeseinheitlich geregelt), kann sie effektiv nur an der 1. Stellschraube drehen. Sie kann also nur das Risiko fรผr die Delinquenten erhรถhen, indem sie die Entdeckungswahrscheinlichkeit erhรถht. Dies kann erreicht werden indem man den sog. Flรคchendruck der รœberwachung erhรถht (also โ€œmehr Blitzerโ€), das ist aber mit hohen Aufwรคnden verbunden (Personal & Gerรคt) und nicht zwangslรคufig kostendeckend. Besonders nicht langfristig, da ja zu erwarten ist, dass die Erhรถhung des รœberwachungsdrucks auch das Verhalten der Autofahrer positiv beeinflusst, und somit langfristig auch weniger Einnahmen aus รœbertretungen generiert werden, die Messbediensteten also aktiv daran arbeiten, sich รผberflรผssig zu machen. Der zweite, und effizienteste Weg, die Entdeckungswahrscheinlichkeit zu erhรถhen ist somit die Toleranzen konsequent zu senken und die Orte der Geschwindigkeitskontrollen nicht im Vorau anzukรผndigen. Aber das ist ein Thema fรผr sichโ€ฆ

>Es gibt viele Beispiele, in denen die Hinterbliebenen die GrรถรŸe haben verzeihlich und mit Weitsicht mit den Dingen, auch den Tรคtern, umzugehen.

Bei allem Respekt, aber diese Formulierung ist ein starkes Stรผck.

โ€œviele Beispieleโ€โ€ฆ โ€œdie GrรถรŸe habenโ€ โ€“ โ€œWeitsichtโ€ โ€“ โ€œauch den Tรคternโ€ โ€“

Was soll das?!?

Da bleibt mir echt die Spucke weg.

Schรถnen Abend noch.

โ€ฆvor allem, da man Blitzer offenbar leasen kann oder es andere Geschรคftsmodelle gibt, die einen Betrieb fรผr die Stadt mindestens mit einer schwarzen Null mรถglich machen.

Mir ging es auch nicht darum, dass es doch vรถllig ok oder gutzuheiรŸen sei, dass Leute vielleicht prinzipiell immer โ€œzehne drรผberโ€ fahren. Abgesehen davon, dass Sie jetzt noch gar nicht vorgerechnet haben, wieviel Prozent 10 km/h zuviel bei einer Beschrรคnkung auf 20 km/h bedeuten, oder ich Ihnen erklรคren mรผsste, wie normal inklusive รœberstundenregelungen in vielen Arbeitsverhรคltnissen sind (Ihr 20-%-Beispiel), ging es mir doch um etwas anderes: Die Verwaltung soll transparenter werden (ein persรถnliches politisches Ziel des Herrn MeiรŸner), sie soll nachgeben (รถffentlicher Druck via Twitter usw.) und sie soll seinen ganz persรถnlichen (traumatisches Erlebnis wurde geschildert) Belangen entsprechen.

Es ist gut, wenn Bรผrger Dinge erfragen und eine gute Antwort erwarten kรถnnen, aber an dieser Stelle ufert es nach meiner Ansicht aus.

Und was Raser sind, kann ich jetzt auch nicht allgemeingรผltig fรผr alle festlegen. Aber das Element des โ€œgravierendenโ€ รœberschreiten der Hรถchstgeschwindigkeit spielt eine Rolle dabei. Das Kleinklein der โ€œBรผrgeranfrageโ€ beschรคftigt sich ganz eindeutig nicht mit gravierenden VerstรถรŸen, sondern beiรŸt sich an einem Messdetail aus persรถnlichen Belangen fest.

โ€œWas wรผrden Sie sagen, wenn Ihre Kinder oder PartnerIn durch unangepasste Fahrweise eines PKW-Fahrers zu Schaden kรคmen? Wรผrden Sie mit den Schultern zucken, weil es wรคre ja maximal ein Kavaliersdelikt?โ€
> Es gibt viele Beispiele, in denen die Hinterbliebenen die GrรถรŸe haben verzeihlich und mit Weitsicht mit den Dingen, auch den Tรคtern, umzugehen. Darum wรผrde ich mich im Zweifelsfall auch bemรผhen, einfach um Frieden zu finden.
Ansonsten hatte ich mit โ€œKavaliersdeliktโ€ die leichte รœberschreitung der vorgegebenen Hรถchstgeschwindigkeit gemeint, und nicht das Totfahren eines Menschen, habe das auch genau so geschrieben und mรถchte nach Mรถglichkeit auch bitte so verstanden werden.

Kleine Einsprรผche, lieber Sebastian.

Mit Raser ist โ€“ denke ich โ€“ jeder gemeint, der in Wohngebieten einfach zu schnell oder unangepasst unterwegs ist. Das muss nicht einmal die รœberschreitung der Hรถchstgeschwindigkeit sein, auch kann zu schnelles Beschleunigen in der 30er-Zone oder unangepasste Fahrweise dazu fรผhren, alle unter diesem Begriff zu vereinen.
Extreme Beispiele gibt es natรผrlich auch noch hin und wieder.
Alles in allem sollte es aber alle diese Beispiele unter dem Gebot der Rรผcksicht (STVO) nicht geben.

10km/h zu viel sind 20% drรผber! Das sind praktisch dann mehr, weil die Toleranz abgezogen wurde und jeder weiรŸ, dass ein Autotacho sogar immer zu viel anzeigt. Wenn Sie irgendwo 20% zu viel bezahlen mรผssten oder 20% lรคnger arbeiten, um Rente zu erhalten, wรคren sie auch recht enttรคuscht.

Hier gibt es sicher Vorgaben, ab wann (รœberschreitung) geblitzt werden darf, immerhin darf die Stadt dann von Ihnen Geld verlangen und einklagen. Und einfach grundsรคtzlich โ€“ kein Einzelfall โ€“ (!)eine zu groรŸe Toleranz erlauben, geht einfach nicht.

Wenn durch โ€œKavaliersdelikteโ€ Menschen unsinnigerweise gefรคhrdet werden, auch Sie eventuell, ist das legitim, dies zu verhindern. AusschlieรŸen kann man die Gefahr im StraรŸenverkehr nicht, aber eingrenzen.
Was wรผrden Sie sagen, wenn Ihre Kinder oder Partner*/In durch unangepasste Fahrweise eines PKW-Fahrers zu Schaden kรคmen? Wรผrden Sie mit den Schultern zucken, weil es wรคre ja maximal ein Kavaliersdelikt?

Eine hรถhere Blitzerdichte wรคre sinnvoll, ja.

Da bin ich nicht Ihrer Meinung.
Erstens ist der โ€œRaserโ€ einer der Radler-Kampfbegriffe, die nur seltenst tatsรคchlich auf die Leute zutreffen, die (etwas schneller als erlaubt) Auto fahren.
Es gibt Raser, jeder kennt sie mit ihren nervig aufheulenden Motoren, aber rasen tun sie nur dort, wo sie sich abseits von Blitzern sicher fรผhlen. Das heiรŸt Ihr Versuch, die Auslรถseschwelle der Blitzer zu senken, wรผrde dort nicht zum Ziel fรผhren, weil dort eben keine รœberwachung stattfindet, wo sie Gas geben.

Zweitens ist โ€œfahren mit 10 km/h zu vielโ€ kein Rasen. Es ist ein Kavaliersdelikt, kein Kapitalverbrechen. Ich kann verstehen, dass ein Erlebnis, wie der von Ihnen geschilderte Unfall, einen prรคgt in seinen Ansichten, aber man kann dennoch versuchen die Verhรคltnisse zu wahren. Wenn sich die รผblichen BMW-Besitzer (Narrative verbieten sich selbstverstรคndlichโ€ฆ) wieder mit 80-120 ihre Rennen liefern, wรคre das fรผr mich eher ein Fall fรผr den Begriff โ€œRaserโ€.
So wie Sie den Begriff verwenden, dazu passend das klein-klein in Ihren Texten zu dem Thema, sieht es tatsรคchlich eher nach Hobby / Herzensangelegenheit / persรถnlichem Bedรผrfnis aus.

โ€œUnd wenn zur Beantwortung der anderen Teilfragen wider erwarten im Ordnungsamt keine Erkenntnisse รผber die Zusammenhรคnge von Geschwindigkeiten und Unfallschweren vorliegen, mรผsste das Amt ja entsprechend so Antworten: es liegen keine Kenntnisse vor. Da muss also รผberhaupt nichts recherchiert werden.โ€
> Und was machen Sie dann in dem Fall? Wรคre es damit dann gut? ๐Ÿ˜‰

Die Erfahrung, dass der Blitzerauslรถsewert in etwa 10 km/h รผber der Geschwindigkeitsgrenze liegt, die am Ort vorgegeben ist, kennt eigentlich jeder Autofahrer*:*innen. Das hat etwas mit Toleranzen des Tachos zu tun, mit Messunsicherheit, vielleicht auch mit praktisch-juristischer Durchsetzbarkeit oder dem sozialen Frieden im Lande. Genau weiรŸ ich es nicht, aber es ist eine Erfahrung von jeder Stadt, Land, Autobahn. Das ist keine Leipziger Erfindung, weil die pรถhse Verwaltung genau HIER einen Hort fรผr โ€œRaserโ€ einrichten wollte, damit noch mehr kleine unschuldige (wichtig!) Kinder (auch wichtig!) umkommen, die bei 4 oder 6 km/h geringerer Auslรถseschwelle der Blitzer noch leben wรผrden.

Eine hรถhere Blitzerdichte wรผrde mit Sicherheit mehr bringen gegen das Thema โ€œRaserโ€ und Lรคrmstรถrer. In Stรคdten wie Kรถln, Hamburg oder Berlin soll es ja eine extra Polizeieinheit geben, die das โ€œPosenโ€ verfolgt. Auch sehr gut. Aber wenn die dann in der Leipziger EisenbahnstraรŸe patroullieren, wรคre es wieder genau DIESE Zeitung, die das kritisieren wรผrde. โ€œTiefergelegte BMWs hรคufiger kontrolliert: Racial Profiling bei der Leipziger Polizei?โ€

Sebastian, Dein Argumente ad hominem, geschenkt: aber dieses Thema ist mitnichten ein Hobby, sondern spรคtestens seit ich Kinder habe und direkt vor unserem Haus, vor unseren Augen ein junges Mรคdchen beim Aussteigen aus der StraรŸenbahn von einem Raser totgefahren wurde, eine Herzensangelegenheit. Die Verkehrsregeln sind sowie so schon viel zu lasch, als dass sie Raser davon abhalten, in der Stadt zu rasen โ€“ da muss die Stadtverwaltung nicht noch zusรคtzliche Zugestรคndnisse machen, denn genau so etabliert man das Rasen als Kavaliersdelikt.

Das Ordnungsamt hรคtte auch einfach Ressourcen sparen und die ursprรผngliche Anfrage beantworten kรถnnen. Eine Recherche ist nicht notwendig, denn fรผr so eine Grundsatzentscheidung ist im Ermessensentschluss eine Abwรคgung von Umstรคnden sowieso Voraussetzung. Diese Grรผnde, die in die Entscheidung Eingang gefunden haben, sollten also lediglich mitgeteilt werden, diese mรผssten ja in Vorbereitung der Anweisung an die Mitarbeiter (oder Dienstleister), die die Gerรคte entsprechend programmiert haben, entsprechend veraktet sein โ€“ vorausgesetzt die Entscheidung ist begrรผndet und nicht willkรผrlich.

Und wenn zur Beantwortung der anderen Teilfragen wider erwarten im Ordnungsamt keine Erkenntnisse รผber die Zusammenhรคnge von Geschwindigkeiten und Unfallschweren vorliegen, mรผsste das Amt ja entsprechend so Antworten: es liegen keine Kenntnisse vor. Da muss also รผberhaupt nichts recherchiert werden.

Und die Verwaltung zu ein wenig Transparenz zu schubsen schadet nichts, insbesondere da sie ja die ursprรผngliche Anfrage ohne Begrรผndung nicht beantwortet hat. Insgesamt stรผnde den Verwaltungen in Sachsen ein wenig Transparent ganz gut (vgl. https://transparenzranking.de/).

PS: Ralf, die aus meiner Sicht nicht beantwortete Frage ist Teilfrage 2 der ursprรผnglichen Anfrage, die Grรผnde fรผr den konkreten Wert. Die 1 Teilfrage hat das Amt ja offensichtlich beantwortet, die 3. kann es laut eigenen Angaben aus technischen Grรผnden nicht wie gefragt beantworten.

@Sebastian
Ich habe aber auch den Eindruck gewonnen, dass sich die Verwaltung immer mehr verselbstรคndigt hat und wie ein eigener Organismus Dinge tut, denen man als Bรผrger bzw. Stadtrat nicht mehr Herr wird!
Insofern ist eine Kontrolle und rechtmรครŸige Nachfrage, auf welcher Grundlage so etwas passiert (siehe Artikel) oder entschieden wurde, vรถllig in Ordnung.
Wie oft windet sich die Verwaltung in amtsschimmeligen belehrenden Argumentationen, letztlich mit dem Inhalt, alles wurde nach gutem deutschen Recht vollzogen und man habe nichts falsch gemacht.
Zugegeben bedarf es dann tatsรคchlich eines sehr ausufernden Schriftverkehrs, um sinnhafte Informationen abzugreifen.

Man halte fest: die Verwaltung ist fรผr die Bรผrger da, die Stadtoberen sollten diese steuern.
Sie ist Erfรผllungsgehilfe fรผr die Stadt. Also fรผr uns.

Heute gab es โ€“ allerdings in einem anderen Medium โ€“ einen Beitrag รผber Augustusburg und seinen Bรผrgermeister, der mir sehr imponiert hat.
Da ging es darum, โ€œdie Stadt sind wirโ€, also ein gemeinsames Projekt. Davon ist die Verwaltung in Leipzig meilenweit entfernt.
Wenngleich es auch um politische Mรถglichkeiten geht, als Bรผrgerschaft wesentlich entscheiden und aktiv werden zu kรถnnen.
Aber da werden wir hier in Leipzig sehr klein gehalten und zu oft auch noch auf die Schippe genommen.
Mittlerweile haben sich Vereine deswegen aufgelรถst. So ein Schriftverkehr zeugt nur zu sehr davon.

Ja, es wรคre schรถner, man mรผsste nicht so wie oben formulieren.

Abgesehen vom Lesewert (im Sinne von โ€œUnterhaltungswertโ€) solcher journalistischen Exkurse in juristische Aufsรคtzlein, mit ihren Abkรผrzungen, Paragraphen und langen Zitatauszรผgen, finde ich das Anliegen des Herrn MeiรŸner einen Grenzfall fรผr die Ressourcen, die man als รถffentliche Verwaltung bereithalten muss um Bรผrgeranfragen zu beantworten.
Die Erwartung ist allen Ernstes, dass angestellte kommunale Bedienstete recherchieren und den Wissensstand โ€œder Stadtโ€ aufzeigen sollen, was die Studienlage zur Verletzungseinschรคtzung im Zusammenhang mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten angeht. Vor allem seine Fragepunkte 2 und 3 am Schluss lesen sich derart nach besserwisserischem Kleinklein, vermutlich in der Hoffnung, dass die darauffolgende Auskunft ihm neues Argumentationsfutter fรผr das nรคchste Brieflein liefert, dass mir die Verwaltung fast leid tut, sich mit sowas auseinandersetzen zu โ€œmรผssenโ€. Natรผrlich bekommt man auf solche Dinge dann irgendwann auch keine echte Reaktion mehr, was wahrscheinlich wieder einen Artikel dieser Art hier erzeugt. โ€œFall MeiรŸner: Die Stadt windet sich!โ€, ich sehe es schon kommen.

Und nur, weil dieses Thema offenbar das Hobby des Herrn MeiรŸner ist, und nach seinem Twitter-Account zu urteilen auch seeeeehr ausschweifend betrieben wird (die Textlรคnge einer Twitter-Nachricht fasst offenbar keine langen ausziselierten Aufsรคtzeโ€ฆ), muss das nicht in diesem AusmaรŸ Krรคfte und Ressourcen im Rathaus bรผndeln.
Solche Haarspaltereien nehmen den โ€œnormalenโ€ Bรผrgeranfragen einfach die Mรถglichkeit einer zeitnahen Antwort, weil wieder mal jemand nach den Erkenntnissen der Stadt zu seinem persรถnlichen Lieblingsthema fragt; gern auch in der zweiten oder dritten Detailnachfrageโ€ฆ

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