Es gibt noch etliche Zeitgenossen, die gern und beherzt behaupten: Nö, Klimawandel gibt's nicht. Hier ein Orkan, da ein Hochwasser, dort eine Dürre, das ist normal, oder? - Kann sein. Es gibt aber auch Unternehmen, die merken in ihren Bilanzen, dass da was im Gange ist. Und das bekommen auch die sächsischen Hausbesitzer zu spüren, dann nämlich, wenn sie eine Versicherung gegen Naturgewalten wollen.

Erst recht, wenn sie in einer höheren Risikozone leben. Manche haben davon noch nie gehört und setzen ihr Häuschen auch heute noch mitten in das Überschwemmungsgebiet eines Flusses. Ist ja so schön billiges Bauland. Aber diese Unbedarftheit, auch nur ein bisschen in die Zukunft zu denken, wird teuer. Oder auch für viele unbezahlbar.

Eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentrale Sachsen bestätigt die Rückmeldungen von Betroffenen der Juni-Überschwemmungen: Wer in einer Hochrisikozone lebt, hat kaum Chancen auf einen umfassenden Elementarschaden-Versicherungsschutz. Von 50 angeschriebenen Versicherern gaben lediglich zwei Unternehmen ohne Umschweife an, auch Wohnhäuser in der höchsten Gefährdungszone (ZÜRS 4) zu versichern.

“Ob dann ein Verbraucher sein Haus dort tatsächlich versichern kann, ist damit aber noch nicht gesagt, wie eine Anfrage eines Betroffenen gezeigt hat”, informiert Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. In weniger gefährdeten Gebieten ist Versicherungsschutz zwar erhältlich, aber schon heute für manche Verbraucherinnen und Verbraucher kaum noch bezahlbar. So verlangen Versicherer für ein Objekt in der Risikozone 3 allein für die Elementarschadenversicherung Prämien um die 600 bis 1.000 Euro pro Jahr.

Auf Grund der aktuellen Umfrageergebnisse kann die Verbraucherzentrale Sachsen Ratsuchenden helfen, günstige Angebote zu finden, denn es wurden auch Prämien genannt, die unter 200 Euro pro Jahr liegen. Generell können die Probleme aber nach Ansicht der Verbraucherzentrale Sachsen nur durch eine flächendeckende Elementarschaden-Pflichtversicherung gelöst werden.
Politik, Versicherungswirtschaft und Verbraucher müssten jetzt davon überzeugt werden, dass in Bezug auf Wohngebäude eine gesetzliche Pflichtversicherung gegen Naturgefahren der richtige Weg für die Zukunft sei. Deshalb hat die Verbraucherzentrale Sachsen ihren Bericht zu der durchgeführten Umfrage jetzt dem Gesamtverband der Versicherungswirtschaft und der sächsischen Landespolitik übergeben.

“Überschwemmungsopfer, die 2002 stark betroffen waren, haben nicht geglaubt, dass sich eine solche Katastrophe so schnell wiederholt. Und heute schon verdrängen wieder einige die Gefahr”, warnt Hartmut Schmidt, ein selbst vom Hochwasser Betroffener aus Grimma. Er setzt sich mit der “Interessengemeinschaft Flutopfer 2013” ebenfalls für eine Pflichtversicherung ein. “Denn jeder muss das Recht haben, eine voll umfängliche Elementarschadenversicherung überhaupt erhalten zu können. Dafür ist von allen Parteien solidarisch Sorge zu tragen”, so Hartmut Schmidt.

Das kommt nicht von ungefähr: Klimaforscher prophezeien für Sachsen eine Zunahme von Dürreperioden mit nachfolgenden Starkregenereignissen, die dann zu Überschwemmungen führen. Davon kann jeder betroffen sein, auch wenn er nicht in Flussnähe wohnt. Darüber hinaus treten andere Naturereignisse, die mit einer solchen Versicherung abgedeckt werden, schon jetzt wiederholt und verbreitet auf: Schneedruck, Erdrutsch sowie Erdbeben.

Weder der Staat noch private Spender werden zukünftig immer wieder für die Schäden aufkommen. “Von Wahlgeschenken wie in den Jahren 2002 und 2013 darf man sich nicht blenden lassen”, warnt Heyer. Der Staat fordert Eigenvorsorge, wie zum Beispiel anhand der Elementarschaden-Richtlinie des Freistaates Sachsen deutlich wird. “Doch dann muss er auch dafür sorgen, dass diese Eigenvorsorge für jedermann möglich ist”, fordert Heyer.

Einigkeit zwischen Versicherungswirtschaft und Verbraucherschutz bestehe darin, dass die Kommunen mit ins Boot geholt werden müssten und für Hochwasserschutz zu sorgen haben. An diesen könnte dann der Versicherungsschutz geknüpft werden.

www.verbraucherzentrale-sachsen.de

Zu den Umfrageergebnissen der Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale-sachsen.de/elementarschadenversicherung—umfrageergebnisse

Zum Bericht der Verbraucherzentrale Sachsen: www.verbraucherzentrale-sachsen.de/elementarschadenversicherung—bericht

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