In Leipzig soll Fernwärme Zukunft haben. Die Stadtwerke Leipzig investieren deshalb derzeit in fortschrittliche technische Lösungen, damit dies in den nächsten Jahren so bleibt. Aktuell nimmt das Unternehmen drei wichtige Hürden in Angriff, um die hohe Versorgungssicherheit auch unter veränderten energiepolitischen Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten. Dazu gehört eine neue Wärmeerzeugeranlage in Heiterblick.

Am Mittwochmorgen, 18. Juni, wurde der neue Heißwassererzeuger der Stadtwerke Leipzig in das Schönefelder Heizwerk in der Heiterblickstraße geliefert. Mit sieben Metern in der Höhe, rund 10 Metern in der Länge und 4,3 Metern im Durchmesser findet die Anlage in einem bereits vorhandenen Kesselhaus Platz. Hier ist sie, ebenso wie die drei weiteren Heißwassererzeuger am Standort an das Heißwasserverbundnetz angeschlossen und erhitzt mit Gasbefeuerung Wasser von 55 °C auf maximal 130 °C.

“Damit kann die Anlage vor allem bei niedrigen Außentemperaturen im Winter 35 MW zusätzliche Heizkapazität bereitstellen und im Notfall rund 7.000 Wohnungen mit wohliger Wärme versorgen”, erklärt Raimund Otto, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig.

Die neue Wärmeerzeugungsanlage brachte ein Transportgewicht von 80 Tonnen auf die Waage und wurde per Schwerlasttransport von Köthen nach Leipzig transportiert. Lieferant ist die VKK Standardkessel – ein Komplettanbieter für maßgeschneiderte Kesselsysteme sowohl für die kommunale als auch die industrielle Energieversorgung.”Wir haben für die Stadtwerke Leipzig eine technische Lösung gefunden, die einen thermischen Wirkungsgrad von 97 Prozent erreicht, bei einer sehr hohen Verfügbarkeit von 99,5 Prozent und gleichzeitig niedrigen Emissionswerten”, erklärt Lars Velde, Geschäftsführer der VKK Standardkessel. 2011 wurde das Unternehmen als erstes und bisher einziges in der Branche mit dem Herkunftsnachweis “Made in Germany” durch den TÜV Nord zertifiziert.

Neben ihrer Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) und dem Heizwerk in Schönefeld betreiben die Stadtwerke Leipzig zwei weitere Heizwerke in Kulkwitz und im Zentrum auf dem GuD-Gelände. Mit diesen Heizwerken sichert das Unternehmen die zuverlässige Versorgung vor allem dann, wenn es draußen besonders kalt ist. Darüber hinaus sind die Heizwerke Bestandteil des Besicherungskonzeptes der Stadtwerke.

“Unser Ziel ist es, die Leipziger unter allen Umständen sicher versorgen zu können – egal, wie kalt es ist, und egal, welches technische Problem gerade bei den tiefsten Minusgraden an einer der Anlagen gelöst werden muss”, hebt Raimund Otto die Gründe für den Neubau hervor. Das erfordert entsprechende Kapazitäten, die mit dieser zusätzlichen Wärmeerzeugungsanlage im Leipziger Nordosten für rund 2,5 Millionen Euro Investitionssumme komplettiert werden.Schon im Mai rollte der erste der insgesamt neun Stahldruckbehälter für die neue Wärmespeicheranlage durch Leipzig. Insgesamt werden die Wärmespeicher in der Arno-Nitzsche-Straße ein Volumen von 3.000 Kubikmetern umfassen. Sie sind zu drei Gruppen zusammengeschaltet und speichern 225 MWh thermische Energie. Bereits im Herbst 2014 soll der Wärmespeicher in Betrieb gehen und für noch mehr Sicherheit und Flexibilität im Fernwärmenetz sorgen. Das bedeutet konkret: Der Speicher ist an das Heißwasserverbundnetz angeschlossen und verzögert beim Ausfall einer Heizanlage das Auskühlen des Fernwärmesystems um sechs bis sieben Stunden. Wertvolle Zeit, die die Monteure der Stadtwerke Leipzig für Reparaturarbeiten gewinnen, ohne dass das Heizwasser auch nur ein Grad Celsius verliert.

“Der Speicher ergänzt in den vier Kältemonaten unser Besicherungskonzept. In den anderen Monaten hilft er uns, wirtschaftlich und nachhaltig zu agieren”, betont der Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig.

Die Stadtwerke Leipzig gehören mit dem Bau dieser Anlage mit zu den ersten großen Stadtwerken in Deutschland, die in diese Zukunftstechnologie investieren und sich so den Herausforderungen der Energiewende stellen. Schon ab dem Frühjahr 2015 müssen wir Wärme nicht mehr dann erzeugen, wenn sie benötigt wird, sondern können sie in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugen, wenn wir den parallel produzierten Strom an der Börse auch gut verkaufen können”, erklärt Raimund Otto. Das heißt im Umkehrschluss: Bei niedrigen Strompreisen an der Börse wird auf den Speicher zurückgegriffen und das Hochfahren beispielsweise eines reinen Heizwerkes vermieden. Damit erhöht die neue Anlage künftig auch den in effizienter Kraft-Wärme-Kopplung erzeugten Anteil an der Leipziger Wärme weiter und spart so den Ausstoß von zusätzlichem Kohlendioxid. In dieses Plus an Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit investiert das Unternehmen rund 3,5 Millionen Euro.

Bereits im August 2013 hatten die Stadtwerke den für die Versorgung Leipzigs so wichtigen Liefervertrag mit Vattenfall Europe neu vereinbart. Dieser ermöglicht es den Stadtwerken Leipzig, ihre Leipziger Kunden mit nahezu 100 Prozent umweltfreundlicher Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung zu versorgen. Der Vertrag umfasst eine Grundlastlieferung von 200 MW thermischer Energie – darüber hinaus können im Bedarfsfall bis zu 130 MW thermische Energie zusätzlich geliefert werden. Rund die Hälfte der Leipziger Fernwärme kommt somit aus Lippendorf.

Die verhandelten finanziellen Konditionen sind ähnlich geblieben, aufgestockt wurde jedoch in puncto Sicherheit mit dem so genannten “Doppelblock-Betrieb”: “Bei technischen Anlagen können Störungen nie ganz ausgeschlossen werden. Darum erlaubt es uns der neue Vertrag, in Lippendorf bei Außentemperaturen von weniger als -4 °C die Wärmelieferung aus zwei Blöcken statt aus nur einem zu bestellen”, bringt der Stadtwerke-Geschäftsführer die Absicherung vereinfacht auf den Punkt.

Quelle: www.swl.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar