Dann war es Oberbürgermeister Burkhard Jung wohl doch zu viel, als FDP-Stadtrat René Hobusch im Juni noch eins draufsetzte, nachdem die Grünen schon im Mai gefragt hatten, ob die Kampagne des Stadtkonzerns statt „Leipziger“ nicht „Leipziger*innen“ heißen müsste. Immerhin ist er Aufsichtsratsvorsitzender der LVV und für den Farbenwechsel im Leipzig-Konzern letztlich verantwortlich.

Wobei René Hobuschs Frage eher nicht darauf zielte, den Vorstoß der Grünen zu unterstützen. Sonst hätte er nicht so dezidiert nach den Kosten einer möglichen Umstellung auf „Wir sind Leipziger*innen“ gefragt und nach Vergleichserhebungen bei anderen Stadtunternehmen in Deutschland, wie das mit der gleichberechtigten Würdigung von Frauen und Männern in der Konzernwerbung aussieht. Wobei man mit Zählungen von abgebildeten Frauen und Männern sowieso nicht zum Kern der Sache kommt, der Frage nämlich, ob Männer und Frauen nun wirklich gleiche Karrierechancen und Bezahlung haben in den städtischen Unternehmen. Und ob die Mitarbeiter tatsächlich Beruf und Familie gut vereinbaren können, die Unternehmen also auch wirklich familienfreundlich sind.

Und der Bezug zur Charta der Vielfalt war den Grünen wichtig. Leipzig ist zwar die Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil in ganz Sachsen, aber das wird nirgendwo in der Kampagne sichtbar – als würden Menschen mit Migrationshintergrund gar nicht in den diversen Einzelunternehmen des Stadtkonzerns arbeiten.

„Diese Kampagne entspricht weder der Realität unserer Stadt noch den kommunalpolitischen Zielen. Denn unsere Stadt lebt von der Vielfalt. Dafür haben wir die Charta der Vielfalt und die Charta zur Gleichstellung von Frau und Mann unterschrieben. In ihnen steht wie das geht mit der Vielfalt“, stellten die Grünen fest.

Sahen sich dann aber recht trocken abgearbeitet, als Oberbürgermeister Burkhard Jung seine Zufriedenheit mit der Umsetzung der Kampagne betonte. Im Ticker referierten sie das kurz: „Oberbürgermeister Jung antwortet: 2008 wurde die Managementholding beschlossen, 2012 wurde die strategische Neuausrichtung der LVV beschlossen. Er erklärt sich mit der jetzigen Umsetzung der Marketingkampagne glücklich. Er bezeichnet den Schritt nach außen, das sichtbare Zusammengehören der Betriebe als Leipziger Gruppe unter der Marke ‚L‘, als logisch. Das Erscheinungsbild des Außenauftritts sieht er als Geschmackssache. Die Zielgruppe seien alle Leipziger UND Leipzigerinnen. Aber er gibt auch zu, dass es Entwicklungsmöglichkeiten bezüglich der Charta das Vielfalt gibt.“

Sie insistierten dann nicht weiter.

Dafür warf dann René Hobusch von der FDP sein Fragenpaket in die Runde.

Auf das nun wieder Oberbürgermeister Burkhard Jung denkbar knapp geantwortet hat.

„Die der Kampagne und konkreten Bezeichnung zugrunde liegenden Hintergründe wurden bereits ausführlich in den Gremien des LVV-Konzerns, im Verwaltungsausschuss, im Beirat für Gleichstellung sowie in der Ratsversammlung am 18.05.2016 im Zusammenhang mit der Beantwortung der Anfrage VI-F-02807 dargelegt und erörtert. Für zeit- und kostenaufwendige Erfassungen bzw. Erhebungen entsprechend Pkt. 1 der Anfrage oder gar Änderungen der Unternehmensbezeichnung im Sinne der Fragestellungen unter Pkt. 2 und 3 der Anfrage besteht vor diesem Hintergrund kein Anlass.“

Eigentlich hatte Hobusch ja gefragt, um den Vorschlag der Grünen beurteilen zu können, die ganze „Leipziger“-Kampagne in eine „Leipziger*innen“ umzubenennen. Das wäre zumindest über die Kostenseite ja möglich. Aber wie sähe das aus, wenn die RB-Fußballer, die nach Nachricht aus der LVZ ab jetzt mit 200.000 Euro von der L-Gruppe gesponsert werden, mit so einem Spruch auf dem T-Shirt auflaufen müssten: „Wir sind Leipziger*innen!“? Und das in so einem Männersport (oder steigt RB auch noch in den Frauenfußball ein?). Nicht auszudenken.

René Hobuschs Anfrage.

Die Grünen-Anfrage.

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