Zeitgleich, am 28. Juni 2023, zum Professional Day des „MACHN 2023 – Festival for Tech, Business & Art“ im Industriedenkmal „Leipziger Baumwollspinnerei“, fand im nahe gelegenen Kunstkraftwerk die Veranstaltung „Venture SPRIND“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) statt. Ist das MACHN-Motto „Business meets Backstein“, so könnte man die SPRIND-Veranstaltung, „Zukunftstechnologie im Industriedenkmal“ nennen.

Worum ging es bei dem SPRIND-Event? – 25 Start-ups aus den Bereichen Klimatechnologie, CO₂-Verwertung (Carbon to Value), neue Computerkonzepte, Hard- und Softwarelösungen, langfristige Energiespeicherung und anderer Hochtechnologien, stellten sich vor und warben um Investoren. Die anwesenden Investoren hatten im Anschluss Gelegenheit zu einer ersten Kontaktaufnahme mit den Start-ups.

Drei Beispiele aus den vorgestellten Technologien

Climate & Impact – Aquahara Technology: Sauberes Trinkwasser ist in vielen Weltregionen, besonders bei anhaltender Trockenheit, ein enormes Problem. Das Team um Dr. Philippe Verplancke hat einen „solare atmosphärische Wassergenerator“ entwickelt, der Wasser in Trinkwasserqualität, mit einer konzentrierten Salzlösung, aus der Umgebungsluft extrahiert. Die Stromversorgung erfolgt über Solarkollektoren, die Teil des Produktes sind.

Carbon-to-Value – enaDyne: Ich habe das Projekt spaßeshalber, im Gespräch mit Philipp Hahn, dem CEO des Freiberger Unternehmens enaDyne, als „Abgasreinigung und -verwertung von Industrieanlagen“ bezeichnet. Tatsächlich soll das z. B. in der Zementproduktion anfallende CO₂ mit einem Plasmakatalyseverfahren bei geringem Energieaufwand in Methanol und andere Kohlenwasserstoffverbindungen umgewandelt werden. Diese dienen dann als Grundstoffe, z. B. in der chemischen Industrie und ersetzen somit fossile Rohstoffe.

DeepTech – FluIDect: Ein leuchtend grüner Ball auf dem Tisch des Unternehmens erregte meine Aufmerksamkeit und ich fragte nach. Das Jenaer Unternehmen hat einen Sensor entwickelt, der Mikroben in flüssigen Produkten entlang der gesamten Prozesskette in Echtzeit nachweisen kann. Je nach verwendetem Botenstoff können also z. B. Salmonellen in der Lebensmittelproduktion während des Produktionsprozesses erkannt werden. Bis jetzt werden Proben in Labore geschickt, bis die Ergebnisse da sind, ist die kontaminierte Charge meist schon im Handel und muss zurückgerufen werden.

Eine Soforterkennung im laufenden Produktionsprozess würde viele dieser Rückrufe sparen.

Die Auswahl der vorgestellten Unternehmen enthält keine Wertung, irgendeine Auswahl musste ich treffen.

Venture SPRIND“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) am 28. Juni 2023. Foto: Thomas Köhler
Venture SPRIND“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) am 28. Juni 2023. Foto: Thomas Köhler

Was gab es noch?

Drei von 25 Start-ups zeigen schon etwas von der Breite der vorgestellten Lösungen. Es gab „künstliches muskelidentisches Fleisch“ durch Biotechnologie, neue Technologien für die Datenübertragung, neuromorphe Computer, im IT-Bereich ging es viel um Energieeinsparung und neue Prozessoren, neue Batterietechniken und Batterierecycling spielten eine große Rolle. Kurzum: Viele andere neue und wichtige Technologien wurden vorgestellt.

Wozu das Event?

Wie bereits in den Gesprächen der LZ mit Rafael Laguna (SPRIND) und André Hofmann (Biosaxony) beschrieben, muss ein Start-up nach Auslaufen der staatlichen Förderung für den vorkommerziellen Teils der Entwicklung durch das „Tal des Todes“, bis die Markteinführung erfolgt. Dafür wird Kapital benötigt. Das SPRIND Event ist eine Möglichkeit, Start-ups und Investoren zusammenzubringen.

„Venture SPRIND“ ist das erste SPRIND Pitch Event, was heißt das?

Es ist eine Art Speed-Dating. In sechs thematischen Sessions „pitchen“ die Start-ups, d. h. die Unternehmen stellen sich und ihr Unternehmen in jeweils 5 Minuten vor. In einer weiteren Session „Reverse Pitch“ stellen sich die Investoren (Kapitalfonds) vor und es finden mehrere Runden Speed-Dating zwischen Start-ups und Investoren statt.

Fazit: Die Veranstaltung war hochinteressant, leider wird SPRIND selbst voraussichtlich nur über Linkedin dazu berichten. Es bleibt zu hoffen, dass die Start-ups Investoren finden und ihre Arbeit bis zur Markteinführung weiterführen können. Ob die Idee des Speed-Datings erfolgreich war, werden wir demnächst bei SPRIND nachfragen.

Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.

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