Da war dann Annekathrin Klepsch, hochschul- und wissenschaftspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag, etwas verblüfft, als sie die Antwort von Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) zu den von Schließung bedrohten Studiengängen Pharmazie, Theaterwissenschaften und Archäologie an der Universität Leipzig bekam. Denn gerettet ist gar nichts.

Tatsächlich hat das Ministerium die Lösung des Problems der Leitung der Uni Leipzig überlassen. Der im Herbst verkündete Stopp bei den Stellenstreichungen greift erst 2017. Alles, was bis dahin auf der Streichliste stand, ist weiterhin im Bestand bedroht.

So geht es auch aus der Antwort des SMWK auf Klepschs Kleine Anfrage (Drucksache 6/1334) hervor. Zwar wurde die Universität Leipzig gebeten, für die Pharmazie „bis Mitte dieses Jahres ihre Planungen zur langfristigen Fortführung des Studiengangs vorzulegen“. Jedoch gibt es für die anderen beiden Studiengänge  – Theaterwissenschaften und Archäologie – keine Vereinbarungen.

“Stattdessen beabsichtigt die Universität nach Aussage des SMWK, den geplanten Stellenabbau im Jahr 2015 an den Instituten Theaterwissenschaften und Archäologie sowie in der Fakultät Chemie und Mineralogie umzusetzen”, stellt Klepsch entsetzt fest. “Doch wie sollen die angekündigten Neuimmatrikulationen erfolgreich sein, wenn der Personalabbau bis 2016 fortgesetzt wird? Dass der Verzicht auf einen weiteren Stellenabbau frühestens ab 2017 wirksam wird, wurde nun nochmals bestätigt. Eine Evaluierung der Studienanfängerzahlen, von der die Vorgängerregierung den weiteren Stellenabbau abhängig machen wollte und mit der sie sich gebetsmühlenartig rechtfertigte, ist vom Tisch. Sie hätte wohl ohnehin wenig überraschende Ergebnisse erbracht. Denn seit Jahren ist klar, dass die sächsischen Hochschulen chronisch unterfinanziert und die Betreuungsverhältnisse teilweise katastrophal sind.”

Und das 2010 von der damaligen Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer angewiesene Stellenstreichprogramm hat die Lage noch verschärft. Die Pharmazie wird gerettet. Denn die zuständige Sozialministerin, die einer Schließung zustimmen müsste, hat dieser nicht Recht gegeben. Da die Uni das Geld aber nicht frei hat, um hier einfach weiterzumachen, kommt sie nun in eine ganz ähnliche Lage wie in Leipzig die LVB, wenn sie im Auftrag des Landes ein Angebot vorhalten soll: Sie muss die entstehenden Kosten beantragen.

Allein der Studiengang Pharmazie benötigt im Zeitraum 2015 bis 2019 für die Ausbildung von 36 Studierenden 1,7 Millionen Euro.

Dasselbe aber wird für alle anderen Fächer mit “kann weg”-Vermerken so nicht funktionieren. Und während Klepsch erst einmal nur nach den Studiengängen gefragt hat, die schon in den vergangenen Jahren vehement um ihr Überleben gekämpft haben, haben in der selben Woche auch die Juristen gemeldet, dass die Stellenkürzungen auch bei ihnen den Bestand gefährden.

Sie haben sich in einem offenen Brief an die Rektorin und die Strukturkommission gewandt.

Tatsächlich hätte der Freistaat das nötige Geld, um die Stellenstreichungen völlig auszusetzen. “Der Ende April beschlossene Landeshaushalt für 2015/16 ermöglicht es unter anderem durch die frei gewordenen BAföG-Mittel im Umfang von 56 Millionen Euro, zusätzliches Geld für Forschung und Lehre bereitzustellen”, stellt Klepsch fest. Und fordert von der jetzt amtierenden Wissenschaftsministerin: “Unter Berücksichtigung der Hochschulautonomie sollte das SMWK die zusätzlichen finanziellen Mittel für die Hochschulen nutzen, um bis zum Inkrafttreten der neuen Zuschussvereinbarung für die Hochschulen die Lehre und Forschung auch in der Archäologie und den Theaterwissenschaften abzusichern und somit langfristig zum Erhalt dieser in Sachsen einmaligen Studiengänge beizutragen.”

Die Antwort des SMWK zu den Stellenstreichungen an der Uni Leipzig.

Der Offene Brief der Juristen an die Leitung der Uni Leipzig.

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