In Leipzig wird Bachs "Weihnachtsoratorium" im Dezember vornehmlich in Gotteshäusern gespielt. Eine der, in musikalischer Hinsicht interessanteren, Aufführungen war am Samstag allerdings im Gewandhaus zu erleben. Gregor Meyer, Gewandhauschor und das Barockensemble "camerata lipsiensis" begeisterten die Zuhörer mit dem Klassiker sowie zwei weiteren Bach-Kantaten.

Etwa 1.000 Zuschauer sind am Samstag ins Gewandhaus gekommen. Karten gab’s zu einem moderaten Preis von 28 Euro und die erzielten Erlöse kommen dem Kinderhospiz “Bärenherz” zugute.

Die Kantaten “Unser Mund sei voll Lachens” und “Christen, ätzet diesen Tag” kreisen wie das Weihnachtsoratorium thematisch um die herausragenden Feiertage Ende Dezember. Erstere entstand 1725 als Teil des 3. Leipziger Kantatenjahrgangs. Letztere komponierte Johann Sebastian Bach während seiner Weimarer Zeit. Am 25. Dezember 1723 wurde das Werk in Leipzig wieder aufgeführt. Dirigent Gregor Meyer vertraut im ersten Konzertteil ganz der musikalischen Kraft von Bachs Musik. Die “camerata lipsiensis” spielt mit historischen Instrumenten. Der Chor singt sakral, wuchtig, stimmgewaltig.

Das “Weihnachtsoratorium” fällt unter Meyer temporeich aus. Der künstlerische Leiter des Gewandhauschors präsentiert eine eigenständige, selbstbewusste Interpretation, die Bachs musikalische Formensprache vorzüglich zur Geltung bringt. Die instrumentale Sinfonia zu Beginn der zweiten Kantate lädt regelrecht zum Träumen ein.
Die fehlende Kirchenumgebung ist hie und da ein kleiner Wermutstropfen. Die klinisch reine Akustik des Großen Saals nimmt dem Werk etwas von seiner sakralen Atmosphäre. Ein Manko, das sich angesichts einer brillanten Leistung von Dirigent, Chor und Orchester verschmerzen lässt.

Bariton Samuel Hasselhorn hat die Bass-Soli übernommen. Der junge Sänger mit seinem zarten, jugendlichen Timbre wird in den Arien ab und an jedoch von der Lautstärke des Orchesters übertönt. Sopranistin Almut Hellwig singt bestechend klar. Wolfgang Kloses kräftiger Tenor erklingt gerade in den Rezitativen betont fließend. Anna Werles Alt wirkt glatt und stets präsent. Das Publikum ist am Ende völlig begeistert und spendet den Mitwirkenden nach über zweieinhalb Stunden Musik anhaltenden Beifall.

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