Mit einer Aufführung der „Messe in h-Moll“ von Johann Sebastian Bach in der Leipziger Thomaskirche endete am 18. Juni das diesjährige Bachfest Leipzig. Die über 120 Veranstaltungen des zehntägigen Festivals hatten insgesamt knapp 71.000 Besucher, beim Ticketverkauf wurde in dieser Saison ein Rekordumsatz erzielt. Die Internationalität des Bachfestes konnte gegenüber den Vorjahren noch einmal gesteigert werden. Besucher kamen aus 41 Nationen, Gäste aus dem Ausland stellten mehr als ein Drittel der Gesamtbesucheranzahl.

Zahlreiche herausragende internationale und nationale Künstler gestalteten die in dieser Saison thematisch am Reformationsjubiläum orientierten Konzertaufführungen in den Leipziger Kirchen und Konzertsälen. Sir John Eliot Gardiner, Präsident des Bach-Archivs Leipzig, sorgte an zwei Folgeabenden für ein ausverkauftes Gewandhaus zu Leipzig. Der britische Dirigent und Bach-Experte musizierte sowohl mit dem Leipziger Gewandhausorchester und dem GewandhausChor als auch mit seinen eigenen Ensembles, den English Baroque Soloists und dem Monteverdi Choir, und präsentierte sich mit herausragenden Interpretationen der Werke Johann Sebastian Bachs, Georg Philipp Telemanns, Felix Mendelssohn Bartholdys und Richard Wagners als Botschafter dieser bedeutenden Leipziger Komponisten.

Der Thomanerchor Leipzig begeisterte mit einer Aufführung der Bachschen „Johannes-Passion“ am 16. Juni in Bachs Hauptwirkungsstätte, der Thomaskirche. Gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester gestaltete Thomaskantor Gotthold Schwarz eines der umjubelten Hauptkonzerte im Bachfest Leipzig. Das Abschlusskonzert des diesjährigen Bachfestes mit der „Messe in h-Moll“, wurde vom Gewandhausorchester und dem Dresdner Kammerchor unter Leitung von Herbert Blomstedt musiziert und wird als DVD-Produktion erscheinen. Mit einer Aufführung von Werken Johann Rosemüllers am 12. Juni in der Nikolaikirche bewies das Leipziger Ensemble 1684 unter Leitung von Gregor Meyer musikalische Exzellenz auf internationalem Niveau. Das Ensemble ergänzt damit die Reihe der zahlreichen Leipziger Spitzenensembles im Bachfest Leipzig, zu denen das Gewandhausorchester, der Thomanerchor, das MDR Sinfonieorchester und das Ensemble amarcord zählen.

Mit Claudio Monteverdi und Johann Rosenmüller wurden in dieser Saison zwei weitere barocke Meister anlässlich ihrer Jubiläen programmatisch bedacht. Die konzertante Aufführung von Monteverdis Oper „L’Orfeo“ mit La Capella Reial de Catalunya und Concert des Nations unter Leitung von Jordi Savall am 13. Juni im Gewandhaus zu Leipzig war ein weiterer Höhepunkt des Festivals und wurde vom begeisterten Publikum mit Standing Ovations gefeiert. Am Abend darauf wurde mit der „Marienvesper“, musiziert vom französischen Ensemble Pygmalion unter Leitung von Raphaël Pichon, nochmals ein künstlerischer Gipfelpunkt erreicht.

Die Open-Air-Konzerte am Eröffnungswochenende boten kostenfrei Jazz-Acts der Superlative: am 10. Juni gastierten auf dem Leipziger Markt Jazz-Größen wie der finnische Jazzpianist Iiro Rantala, der gemeinsam mit seinem Duopartner Ulf Wakenius und dem finnischen Chor Cantores Minores auftrat, und das umjubelte Joshua Redman Trio. Die Qualität des populären Eröffnungsprogramms »Bach Open Air« wurde so noch einmal deutlich gesteigert.

Bachfest Leipzig 2017: Bach Open Air auf dem Leipziger Markt. Foto: Bachfest Leipzig/www.malzkornfoto.de
Bachfest Leipzig 2017: Bach Open Air auf dem Leipziger Markt. Foto: Bachfest Leipzig/www.malzkornfoto.de

Eine Auslastung von über 90 Prozent erreichten die Sprechveranstaltungen des Bachfestes Leipzig. Konzerteinführungen, die erstmals gleichzeitig in englischer Sprache angeboten wurden, Vorträge, Workshops, ein Symposium, ein wissenschaftliches Seminar und eine unterhaltsame Bach-Sprechstunde vermittelten dem internationalen Publikum aktuelle Erkenntnisse der Leipziger Bachforschung. Auch die zahlreichen Konzert- und Orgelfahrten ins Leipziger Umland, die zahlreiche internationale Gäste für die sächsische Kulturlandschaft zu begeistern vermochten, waren fast komplett ausgebucht.

Das Bachfest Leipzig war insbesondere bei Individualreisenden aus den USA (über 1.400 verkaufte Tickets), den Niederlanden (über 700 verkaufte Tickets) und der Schweiz (über 400 verkaufte Tickets) beliebt. Zudem organisierten 58 Touristik-Anbieter aus elf Nationen Bachfest-Reisen für ihre Kunden. Vier Konzerte wurden von MDR Kultur oder Deutschlandfunk mitgeschnitten, der Finnische Rundfunk übertrug Teile der Konzerte mit finnischen Gastkünstlern und Ensembles.

Der Violinist und Dirigent Reinhard Goebel wurde im Rahmen des Bachfestes Leipzig mit der Bach-Medaille der Stadt Leipzig ausgezeichnet. Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, würdigte den Musiker im Rahmen der Verleihung am 17. Juni 2017 im Festsaal des Alten Rathauses Leipzig. Reinhard Goebel habe die „Klangwelt um Johann Sebastian Bach ausgeschritten“ und diese „zum Erlebnis für Kenner und Liebhaber, für Zuhörer und Musiker gemacht“. Darüber hinaus dankte er Goebel „für den äußerst erfolgreichen und vielfältigsten Beweis historisch reflektierten Musizierens mit Esprit, Klangsinn und Klangschönheit“.

Das Bachfest Leipzig 2018 findet vom 8. bis 17. Juni statt. Im Zentrum stehen Bachs zyklische Werke, zudem werden Kompositionen Bachs zyklisch aufgeführt. Der monumentale „Leipziger Kantaten-Ring 2018“ lässt das Publikum am Eröffnungswochenende ein komplettes Kirchenjahr erleben: innerhalb von 48 Stunden erklingen 30 ausgewählte geistliche Kantaten Bachs in insgesamt zehn Konzerten in Bachs Leipziger Kirchen. Es musizieren die führenden Bach-Interpreten und deren Ensembles: John Eliot Gardiner, Ton Koopman, Hans-Christoph Rademann, Thomaskantor Gotthold Schwarz und Masaaki Suzuki. Dem großen Komponisten, Gewandhauskapellmeister und Begründer der Leipziger Bachpflege Felix Mendelssohn Bartholdy ist im Bachfest Leipzig 2018 eine eigene Reihe gewidmet. Der Vorverkauf beginnt am 20. November 2018.

www.bachfestleipzig.de

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