Am Freitag, 27. Juni, ist es wieder mal so weit, dann laden Leipzigs Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein zur Langen Nacht der Wissenschaften. Von 18 bis 24 Uhr sind die Türen der Einrichtungen bei freiem Eintritt geöffnet. Mit insgesamt 113 Veranstaltungen - so vielen wie noch nie - steuert allein die Universität diesmal mehr als ein Drittel bei: Insgesamt stehen etwa 300 Angebote in mehr als 60 Einrichtungen der Stadt auf dem Programm der Wissenschaftsnacht, die aller zwei Jahre veranstaltet wird.

Zu den Teilnehmern gehören nahezu alle Leipziger Wissenschaftseinrichtungen, zu den bekannten großen Häusern gesellen sich auch die Inspirata Mitmach-Ausstellung, Frauenkultur e.V., das JungChemikerForum und das Stadtmuseum Schkeuditz mit Beiträgen zur Archäologie hinzu. Unter den rund 300 Veranstaltungen sind Wissenstests für Kinder und Erwachsene beispielsweise in der HTWK Leipzig, im Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa und in der LIFE Studienambulanz. “Altmodische Brettspiele” mit aktuellen Inhalten, z. B. zu städtebaulichen Themen, locken ins Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und in die HTWK. Die Hochschule für Telekommunikation ist v. a. mit einer Gamesnight (bis früh um 8 Uhr) am Start. Eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten lassen sich im Institut für Anatomie und in der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig (hier sind Sportsachen nicht Pflicht, aber von Nutzen) testen.

Gesundheit und Gesundheitsbewusstsein der Leipzigerinnen und Leipziger stehen im Fokus der Medizinischen Fakultät wie auch in der Zentrale des Haema Blutspendedienstes. In der Fakultät für Chemie und Mineralogie werden Alltagsphänomene untersucht und mitgebrachte Centmünzen in “Goldstückchen” verwandelt. Physiker machen Regenbogen selbst und Geologen “reisen” zum Mittelpunkt der Erde. Kustodie, Bach-Museum, Ägyptisches Museum und ein Kunstprojekt im Fraunhofer IZI bereichern das Programm mit ihren Angeboten.

Auftakt mit Spaziergang

Die Lange Nacht der Wissenschaften am 27. Juni wird um 17:00 Uhr mit einem Spaziergang durch das Musikviertel eröffnet. Geleitet von Oberbürgermeister Burkhard Jung und begleitet von Magnifizenzen, Direktorinnen und Direktoren der Leipziger Wissenschaftsfamilie.
Die Universität bietet den Besuchern unter anderem Laborbesichtigungen und Vorträge zu verschiedensten Themen, Experimente für kleine und große Leute, Workshops und Präsentationen, Filme und Lesungen.

Die Kustodie der Universität zeigt mit der Ausstellung “Face to Face” in der Galerie im Neuen Augusteum Kunstwerke von internationalen Künstlern mit und ohne Behinderung. “Face to Face heißt sich begegnen, in Austausch treten und Erfahrungen teilen. Zur Langen Nacht der Wissenschaften wird dies auf besondere Art und Weise ermöglicht. Die Besucher können die Ausstellung durch die Simulation unterschiedlicher Einschränkungen aus einer anderen Perspektive wahrnehmen”, sagt Kustodie-Sprecherin Dr. Simone Tübbecke. Mit einem Alterssimulationsanzug können die Besucher Hör-, Seh- und Gehbehinderungen nachempfinden, mit dem Rollstuhl durch die Ausstellung fahren und dadurch am eigenen Körper spüren, welche Konsequenzen solche Einschränkungen haben können.

Was läuft im Körper ab, wenn die Faust aufs Pult knallt? Wie funktioniert meine Stimme? Sind unsere Stammzellen wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde und was sind schaltbare Gummibärchen? – Alle diese Fragen werden in spannenden Vorträgen im Institut für Anatomie der Medizinischen Fakultät in der Liebigstraße beantwortet. Anhand von Modellen und Präparaten kann vor Ort auch eine Reise durch den eigenen Körper unternommen werden. Im Roten Haus bietet der IFB AdipositasErkrankungen ein buntes Programm aus Vorträgen, Mitmach-Aktionen, Filmvorführungen und Wissenstests rund um die Themen gesunde Ernährung, Übergewicht und seine Gefahren. Die Veranstaltung “Beginnt Übergewicht im Kopf?” beleuchtet so zum Beispiel die Zusammenhänge zwischen Gehirn- und Adipositasforschung. Besucher können außerdem verschiedene Stationen des Untersuchungsprogrammes der Gesundheitsstudie LIFE durchlaufen. Neben Body-Scans sind auch Cholesterin-, Blutzucker- und Hörtests geplant.

Physik zum Anfassen

In der Fakultät für Physik und Geowissenschaften in der Linnéstraße können Kinder unter anderem einen Regenbogen selbst erzeugen, die Eigenschaften von Magneten testen und mit Wasser experimentieren. Das Mitmach-Angebot “Physik zum Anfassen” richtet sich an Kinder im Vor – und Grundschulalter und soll Eltern oder Großeltern die Gelegenheit geben, an diesem Abend auch andere Angebote wahrzunehmen.

Bei Veranstaltungen der Geowissenschaften in der Talstraße geht es ums Wetter und um Fußballfieber. Die Fakultät für Chemie und Mineralogie lädt unter anderem zur Experimentalvorlesung “Metalle – Experimente mit erfolgreichen Individualisten” in die Johannisallee ein. Wissenschaftler geben humorvolle und fundierte Einblicke in die metallische Welt.

Auf dem Campus der Veterinärmediziner An den Tierkliniken können Interessierte unter anderem die Funktionsweise eines neuen, modernen MRT-Gerätes sowie von innovativer 3D-Röntgentechnik kennenlernen, einen Hund auf dem Laufband erleben sowie die Zusammensetzung von Hundefutter erfahren. Dreidimensionale Einblicke in Kristallstrukturen werden in der Biocity am Deutschen Platz geboten: Die Röntgenkristallographie gleicht einem Supermikroskop mit atomarer Auflösung. Mit ihr lassen sich die 3D-Strukturen vom Diamant bis zum hochkomplexen Eiweißmolekül aufklären und die Eigenschaften der Stoffe verstehen. Zudem gibt es eine Wissenschafts-Rallye für Kinder mit Köpfchen. Im Translationszentrum für Regenerative Medizin (TRM) machen spannende Versuche wie Farb-Phänomene beim Experimentieren mit Rotkohlsaft und Anschauungsobjekte Wissenschaft für Groß und Klein begreiflich. Besucher der Wissenschaftsnacht sind auch mit ihrer Familie eingeladen, der Artenvielfalt auf die Spur gehen: Am iDiv-Stand können Kinder ein großes Würfel-Puzzle zusammensetzen, während die Eltern ihren Geruchssinn mit einem Duft-Memory testen.

“Nacht der Untoten”

In der Bibliotheca Albertina schlüpfen lebende Philosophen der Universitäten Leipzig und Magdeburg in die Rollen der berühmten Philosophen Immanuel Kant, Karl Marx und Ludwig Wittgenstein. Sie diskutieren miteinander und mit dem Publikum die brisante Frage “Wozu Philosophie?”. Das Institut für Anglistik veranstaltet “Die Nacht der Untoten” in Lehmanns Buchhandlung: Ab 21 Uhr halten Dozenten der Englischen Literaturwissenschaft Vorträge zu Vampiren und Mumien in englischer Sprache. Im Anschluss wird der Klassiker Nosferatu gezeigt.

Die Wissenschaftsnacht bildet zugleich den Auftakt für das 3. Internationale und fächerübergreifende Alumnitreffen der Universität Leipzig, das vom 27. bis 29. Juni stattfindet.Von 18 bis 24 Uhr können Besucher am 27. Juni auch Einblicke in Fakultäten, Labore und Versuchshallen der HTWK erhalten. Die HTWK Leipzig beteiligt sich mit etwa 40 Veranstaltungen an den Standorten in der Südvorstadt (am Campus in der Karl-Liebknecht-Straße/Gustav-Freytag-Straße), im Musikviertel (Wächterstraße) und Markkleeberg (Riquetstraße). Hierbei verkehrt ein Shuttleservice der besonderen Art zwischen dem Standort im Musikviertel und dem Campus an der Karl-Liebknecht-Straße: Ab 18 Uhr können Besucher mit einem Elektroauto mitfahren und so den Leipziger Stadtverkehr einmal ganz anders erleben.

Am Campus selbst wird ein Teil der Gustav-Freytag-Straße für den Autoverkehr abgesperrt, um Platz für den freien Wechsel zwischen den Veranstaltungsorten zu schaffen. An der Gustav-Freytag-Straße befindet sich auch der gemeinsame Infostand der HTWK Leipzig und der Hochschule für Telekommunikation Leipzig. Ein Fotowettbewerb und ein Wissensquiz laden zum Mitmachen ein, und Zuckerwatte versüßt die Veranstaltung für die kleineren Gäste. Hier beginnen auch die Laborführungen.

Laborführungen

Wie verformt sich Beton unter Belastung? Und was macht ihn stabil? Bei der Führung durch die Labore der Fakultät Bauwesen werden Fragen rund um die Stabilität von Beton und die Komplexität strömenden Wassers beantwortet. Außerdem wird ein Rundgang durch die Fakultät Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften angeboten, bei denen Roboter das Laufen lernen und Alltagsgegenstände fachgerecht analysiert werden. Des Weiteren öffnet die Hausdruckerei der HTWK ihre Türen: Der Maschinensaal kann erkundet und verschiedene Druckverfahren direkt vor Ort ausprobiert werden. Auch eine Führung durch den Bereich “Audiovisuelle Medien” im Medienzentrum der HTWK Leipzig wird angeboten.

Mitmachaktionen

Pestizide auf Obst und Gemüse? Mit einem neu entwickelten Gerät (“PestiScan”) können Pestizide zuverlässig erkannt werden. Besucher können das testen und ihr eigenes Obst oder Gemüse überprüfen lassen. – Doch nicht nur Obst, auch Verpackungen oder Kunststoffe können mitgebracht und untersucht werden. Denn: Verpackungen sind aus unserem Alltag bereits nicht mehr wegzudenken. Die Wissenschaftler erklären Zusammensetzung, Herstellung und Überprüfung von Verpackungen im Labor für Verpackungstechnologie. Auch Fälschungen von Kunstwerken sind die Wissenschaftler auf der Spur: Hier werden Methoden der Prüfung vorgestellt – und sicher können auch eigene Kunstwerke mitgebracht werden.

Ob Stadtplanung, Geld verdienen, Führung eines Bauunternehmens oder Managementtheorien: Dies alles kann spielerisch ausprobiert werden. Und auch das kürzlich vorgestellte neue “Mitte Deutschland”-Spiel zur Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands steht zum spielerischen Erkunden zur Verfügung.

Standort Musikviertel

Am Standort der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik in der Wächterstraße 13 dreht sich alles um Strom: im Hochspannungslabor fliegen die Funken, Stromwirkungen können gesehen, gehört, gefühlt, ja sogar gerochen werden. Außerdem wird vorgeführt, wie Elektrofahrzeuge mit Strom fahren bzw. betankt werden. In den Laboren der Fakultät können die Besucher erkunden, was Strom eigentlich ist, wie Maschinenteile miteinander “sprechen” und wie ein Handy-Ladegerät funktioniert.

Standort Markkleeberg – “Markkleeberger Nacht der Wissenschaft”

Am dritten Standort der HTWK, in Markkleeberg, findet die “Markkleeberger Nacht der Wissenschaft” statt. Hier werden unter anderem praktische Tipps und Hinweise zur Energie- und Kosteneinsparung zu Hause, auf der Arbeit und in der Freizeit gegeben. Weiterhin werden neue Entwicklungen im Bereich künstlicher Muskeln präsentiert und der Prototyp eines adaptiven Reifens vorgestellt, welcher sich bereits während der Fahrt optimal an Untergrund und Wetter anpassen kann. Besichtigt werden kann auch das Labor für Antriebstechnik.Wie lässt sich aus Pflanzen und organischen Reststoffen Energie erzeugen und in welcher Form? Das ist die zentrale Frage, der die Wissenschaftler am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) nachgehen. Im Rahmen der 4. Langen Nacht der Wissenschaften am 27. Juni demonstriert das DBFZ mit verschiedenen Mitmach-Exponaten, was der “Alleskönner Biomasse” ist und wie er ökologisch, kosteneffizient und sauber im Mix mit anderen erneuerbaren Energiequellen zur sicheren Energieversorgung in Deutschland beitragen kann.

www.wissenschaftsnacht-leipzig.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar