Der vom Landesschülerrat Sachsen organisierte Protesttag gegen Lehrermangel am 28. März war aus Sicht des Schülerrats in Leipzig ein voller Erfolg. Insgesamt 11.200 Schüler demonstrierten an 26 Leipziger Schulen für mehr Lehrer und Gehör für ihre Belange. Die Bildung haben sie gleich mehrmals ins Jenseits verabschiedet.

Am Ende des sachsenweiten Protesttages gegen den Lehrermangel am Mittwoch zieht Stadtschülersprecher Georg Heyn ein positives Fazit. “Wir sind sehr zufrieden, denn wir haben mit dieser Aktion an zahlreichen Leipziger Schulen ein Zeichen gesetzt, dass es mit uns so nicht weitergeht”, formulierte Heyn auf der abschließenden Pressekonferenz eines für ihn anstrengenden Tages. Gleich an drei Leipziger Schulen hat der 16-Jährige stellvertretende Landesschülersprecher im Laufe des Tages gesprochen, insgesamt 26 haben sich beteiligt, über 11.200 Schüler sollen dabei gewesen sein. Sachsenweit waren es sogar über 21.000 Schüler.
Jede Schule hatte sich kreativ auf den Thementag eingestellt. Mehrere hatten dieselbe Idee: Die Bildung zu begraben. Schüler am Kant-Gymnasium trugen die Bildung ebenso in ihr letztes Bett wie Eleven am Schillergymnasium oder am Thomasgymnasium. Letztere sogar mit einem echten Sarg und mit Trauermarsch vom Gymnasium bis zur Lutherkirche. Nach der Zeremonie warfen Schüler schließlich Zettel mit ihren Forderungen an das Kultusministerium in den Eichenkasten.
Schüler des Gymnasiums Engelsdorf warfen ihre Forderungen gleich in eine Mülltonne. Am Humboldt-Gymnasium spielten die Schüler mit einem überdimensionalen Ball aus zusammengebundenen Luftballons. Motto: “Wir machen die Bildung zum Spielball”. Darüber hinaus beteiligten sich auch Lehrer am Protesttag: Am Gustav-Hertz-Gymnasium lief ein Lehrer mit Rollator durch die Schule und am Ostwald-Gymnasium wurden Lehrer in einem Rollenspiel direkt mit ihrem Koffer vom bayerischen Kultusminister von der Schule abgeholt. An den 26 Schulen, darunter auch Mittelschulen und Förderschulen, zeigte zudem alle Schüler der Politik symbolisch die rote Karte. Auf ihre Karte schrieben sie anschließend ihre Forderungen an den Kultusminister. Die Karten werden demnächst dem Ministerium übergeben.
Cornelia Falken, Kreisvorsitzende der Gesellschaft für Erziehung und Wissen (GEW), dankte den Schülern für soviel Kreativität und Engagement: “Die Schüler haben sich ein ganz dickes Lob für diesen Tag verdient. Diese Aktion zu organisieren war eine Wahnsinnsache”, so die Politiker von Die Linke, die ankündigte: “Es wird nicht die letzte Aktion in Leipzig zu diesem Thema gewesen sein.” Gut möglich, dass demnächst auch Eltern und Lehrer gemeinsam mit den Schülern demonstrieren. “Dann würde ich mich freuen, wenn mindestens genauso viele Eltern wie heute Schüler und ein Drittel Lehrer teilnehmen würden. Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt schon eine Gänsehaut.” Falken war ebenfalls den ganzen Tag an verschiedenen Schulen unterwegs und besuchte unter anderem auch Personalversammlungen, unter anderem die am Leibniz-Gymnasium. “Die Lehrer dort, würden am liebsten morgen streiken”, fasste sie die Stimmung zusammen.

Der Freistaat Sachsen hat schon jetzt Lehrerbedarf, der sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich zu einem heftigen Lehrermangel auswirken wird. In der sächsischen Bildungspolitik setzt sich diese Erkenntnis allerdings nur recht langsam durch, obwohl die Opposition im Sächsischen Landtag, der sächsische Lehrerverband, der Landeselternrat und der Landesschülerrat seit Monaten auf dieses Problem aufmerksam machen. Die neue Kultusministerin Brunhilde Kurth kündigte zumindest an, sich einen Überblick über die Zahlen verschaffen zu wollen.

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