Zur Ratsversammlung am 18. Juni stellte Sylvia Kolbe für den Stadtelternrat Leipzig eine nicht ganz unwichtige Einwohneranfrage: Wie hat sich die Stadt das eigentlich gedacht, die Zeit bis zur Eröffnung der drei neuen Gymnasien, die jetzt entstehen sollen, zu überbrücken? Schon 2013 galt die Kapazität der Leipziger Gymnasien als ausgereizt. Wohin sollen all die Kinder, die jetzt zusätzlich aufs Gymnasium kommen?

“Vor 10 Jahren wurden die Kinder geboren, die jetzt in die weiterführenden Schulen eintreten. Knapp 50 Prozent dieser Leipziger Kinder erhalten alljährlich die Bildungsempfehlung für ein Gymnasium”, stellte sie in ihrer Anfrage für den Arbeitskreis Gymnasien des Stadtelternrates fest. Bis 2008 war die Zahl der Schüler an Leipzigs Gymnasien stets gefallen – auf 10.663 zuletzt. Doch schon ab dem Folgejahr machten sich die steigenden Geburtenzahlen und die höhere Gymnasialquote bemerkbar, stieg die Zahl der Gymnasiasten auf 11.196. 2012 waren es 12.153, 2013 dann 12.788. Das sind zwar noch nicht wieder die Zahlen etwa von 2000, als 17.360 Schülerinnen und Schüler an Leipzigs Gymnasien lernten. Aber dazwischen liegen auch Dutzende Schulschließungen, auch Umwidmungen. Um Schulgebäude wieder nutzbar zu machen, muss investiert werden.

Sylvia Kolbes Frage zielte natürlich auch dahin: Können einige dieser nicht mehr genutzten Schulen wieder zur übergangsweisen Nutzung in Betrieb genommen werden?

Die Gymnasien Friedrich-Schiller-Gymnasium, Immanuel-Kant-Gymnasium, Johannes-Kepler-Gymnasium, Neue Nikolaischule und Robert-Schumann-Gymnasium sind 2014 schon überlaufen.

Das neue Gymnasium Gorkistraße soll im Schuljahr 2016/17 in Betrieb gehen, das Gymnasium Telemannstraße im Schuljahr 2017/18 und das Gymnasium Klingerschule in der Karl-Heine-Straße 2018/19. Was passiert bis dahin? Wie plant die Stadt den Übergang, fragte Sylvia Kolbe.

Übergänge gibt es in allen Fällen. Im ehemaligen Fechner-Gymnasium eröffnet ja schon im Herbst das Interim für das künftige Gymnasium in der Gorkistraße – es wird als Außenstelle des Brockhausgymnasiums geführt. Aus rein praktischen Gründen, wie Bürgermeister Prof. Dr. Thomas Fabian am 18. Juni erklärte.Auch für die geplanten neuen Schulstandorte in der Telemannstraße und in der Karl-Heine-Straße sei vorgesehen, etwa zwei bis drei Jahre vor Inbetriebnahme je ein Interim zu bilden, an welchem die Startklassen für den jeweils neuen Schulstandort zusammengestellt werden. Organisatorisch würden diese Interims ebenfalls als Außenstellen einem anderen Gymnasium angegliedert, um deren administrative und organisatorische Ressourcen zu nutzen.

Für den neuen Schulstandort in der Telemannstraße sei ein Interim im Gebäude der ehemaligen Erich-Kästner-Schule in Gohlis vorgesehen, das der Friedrich-Schiller-Schule angegliedert werde. Für den neuen Schulstandort in der Karl-Heine-Straße 22 b solle ein Interim voraussichtlich am Standort Uhlandstraße in Lindenau eingerichtet werden. Für die Zuordnung biete sich die Robert-Schumann-Schule an.

Das Gebäude in der Ratzelstraße, nach dem Sylvia Kolbe auch gefragt hatte und wo zuletzt das Kant-Gymnasium ein Interim gefunden hatte, die ehemalige 55. Schule, stehe nach dem gegenwärtigen Planungsstand als Interim nicht zur Verfügung, so Fabian. Der Standort werde nach erfolgter Sanierung den Versorgungsbedarf im Bereich der Oberschulen mit absichern.

Der Standort der ehemaligen Lichtenbergschule an der Mannheimer Straße in Grünau stehe zwar seit mehreren Jahren leer, so Fabian. Aber eine Reaktivierung dieses Objektes sei ohne umfassende Sanierung nicht möglich. Die dafür erforderlichen finanziellen Mittel seien auch bis 2018 nicht vorgesehen.

Die weiteren zusätzlichen gymnasialen Standorte würden dann mit dem aktualisierten Schulentwicklungsplan, der sich zur Zeit in Erarbeitung befinde, festgelegt. Und da Sylvia Kolbe auch nach dem geplanten Schulstandort auf dem Jahrtausendfeld in Plagwitz gefragt hatte, bestätigte Fabian noch, dass dort ein Schulstandort geschaffen werden soll, allerdings kein Gymnasium.

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