Nicht nur die staatlichen Schulen in Leipzig sind in der Klemme und wissen zum Teil noch nicht, wie viele Lehrer sie ab September haben und wie die Klassenzuteilung sein wird. Mit seiner Verknappungspolitik beim Lehrpersonal hat der Freistaat Sachsen auch die Nachbarschaftsschule in Leipzig-Lindenau in schweres Fahrwasser gebracht. Jetzt ist höchste Zeit zu handeln, finden die Grünen, und haben einen Antrag an die Stadt formuliert.

Mit dem neuen Schuljahr wird der Druck auf die Schulen in Leipzig durch die sehr hohen Schülerzahlen immer größer. Darunter haben besondere Angebote, neue Lehrmethoden und inklusive Schulansätze zu leiden, stellt die Grünen-Fraktion im Leipziger Stadtrat fest. Weil Stadt und Land versäumten, ausreichend Schulen im Stadtgebiet einzurichten, werde die Qualität geopfert.

Die Nachbarschaftsschule erfährt als staatliche Gemeinschaftsschule, die sich der Reformpädagogik verpflichtet sieht, schon seit Jahren ungebrochen hohes Interesse von Familien. Die Bildungsagentur Leipzig hat bisher akzeptiert, dass das (Erfolgs-)Konzept der NaSch es nicht verträgt, dass die Klassen auf die im Schulgesetz vorgegebene Anzahl aufgefüllt werden.

Doch nun werde der Druck größer, die Schule unterstehe als Modellschule dem Kultusministerium Sachsen und dieses ziehe die Daumenschrauben an, stellen die Grünen fest.
Dazu Katharina Krefft, bildungspolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende: “Wir werden nicht sehenden Auges zulassen, dass das Land Sachsen eine ihrer profiliertesten Schulen opfert, weil in Leipzig die Plätze an Schulen knapp sind. Die Nachbarschaftsschule (NaSch) wurde aus dem Engagement von Eltern und Lehrenden nach zweijähriger Vorbereitungszeit 1991 begründet und seitdem hat sie Generationen von Schülerinnen und Schülern zu überdurchschnittlich guten Abschlüssen geführt. Aber: Ihr Gemeinschaftsschulkonzept wird nicht mehr umsetzbar sein, wenn der NaSch eine maximal ausgereizte Obergrenze von Lernenden pro Lehrendem/Lehrender aufoktroyiert wird. Epochenunterricht, Projekttage, Wochenplan, Ausflüge und der hohe Mehraufwand, den die Lehrenden an dieser Schule erbringen, ist mit mehr, mehr, mehr Kindern nicht mehr zu bewältigen.”

Gerade die Freiheit der Unterrichtsgestaltung hat wesentlich zum Erfolg der Nachbarschaftsschule beigetragen. Was aber der aktuellen sächsischen Kultusministerin vorzuschweben scheint, ist ein auf Linie getrimmtes einheitliches Schulsystem mit knappestem Personal und maximal gedrückten Kosten. Cornelia Falken, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, sprach schon ihre Befürchtungen aus, dass gerade in Großstädten wie Leipzig die Schülerzahl pro Klasse in den nächsten Jahren massiv erhöht werden würde. Waren in den letzten Jahren 25 bis 26 Schüler pro Klasse die Norm, werden schon mit dem neuen Schuljahr 28 Schüler in vielen Schulen die Regel. Und künftig, so Falken, drohen sogar 32 bis 35 Schüler pro Klasse.

In diesem riesigen Sparprogramm kommt nun das Konzept der Nachbarschaftsschule unter die Räder.

“Wir wollen, dass die NaSch aus dieser Gefahrenzone gebracht wird”, sagt Katharina Krefft. “Darum muss die Stadt Leipzig die NaSch als Gemeinschaftsschule in kommunale Trägerschaft übernehmen. Für diesen in Sachsen neuen Weg beauftragen wir die Stadtverwaltung, mit der Landesregierung in Dresden zügig Verhandlungen aufzunehmen. Den Stadtoberen wie Alt-OBM Tiefensee und OBM Jung ist die NaSch erklärtermaßen ein Lieblingsprojekt, wir hoffen daher sehr auf die Zustimmung der Stadtverwaltung zu unserem Antrag. Mit einer kommunalen Schule würde die Personal- und Konzepthoheit an den Träger übergehen, also an die Stadt Leipzig. Die Finanzierung der Schule müsste, wie bei allen Schulen unabhängig von der Trägerschaft, weiterhin der Freistaat absichern.”

Der Antrag der Grünen-Fraktion als PDF zum Download.

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