Man kriegt ja selten ein paar belastbare Zahlen dazu, wo die Leipziger sich eigentlich informieren über das Geschehen in der Stadt. Oder ob sie es überhaupt tun. Manchmal tauchen dazu Zahlen in den Bürgerumfragen der Stadt auf. Aber nicht unbedingt, weil die Verwaltung wissen möchte, wer nun wirklich welche Informationsquellen nutzt.

Man fragt in der Regel aus Eigeninteresse, weil es vor allem um städtische Informationen geht und die Frage: Erreichen diese auch die Leute? Auch die älteren? Deswegen steht auch immer das Amtsblatt mit dabei, wenn die Stadt nach den Informationsquellen der Leipziger fragt. Und für ältere Leipziger spielt es augenscheinlich noch eine Rolle.

Genauso wie gedruckte Zeitungen an sich. Was nicht überrascht. Bei den heute über 55-Jährigen hat man es mit Menschen zu tun, die noch mit Zeitungen aufgewachsen sind. Und die auch nicht so einfach umsteigen auf das, was einem so an modernen Medien untergejubelt werden soll.

Es ist tatsächlich so: Auch die Stadt und ihre Unternehmen setzen mit unerschütterlichem Optimismus auf „soziale Medien wie z. B. Facebook“.

Und die ziemlich deutliche Antwort lautet: Das geht an der älteren Bevölkerung Leipzigs völlig vorbei. Das interessiert dort so gut wie niemanden. Nur für 7 Prozent der für die Befragung „Älter werden in Leipzig“ erreichten Bürger über 55 Jahre spielen diese (sogenannten) sozialen Medien eine Rolle. Wenn Verwaltung und (Kultur-)Betriebe glauben, hier ihr älteres Publikum erreichen zu können, so irren sie.

Eindeutiger Favorit für die älteren Bevölkerungsgruppen sind nach wie vor Tageszeitungen und Zeitschriften mit 69 Prozent. Bei den 55- bis 64-Jährigen ist es mit knapp 60 Prozent etwas weniger, dafür sind es bei den über 65-Jährigen auch deutlich über 70 Prozent.

Und es sind in starkem Maße sogar die innerstädtischen Quartiere, in denen gedruckte Zeitungen bei den Älteren noch besonders stark frequentiert werden – Mitte, Süd, Altwest, Südwest und Südost.

Was diese Art Mediennutzung deutlich von Amtsblatt und kostenlosen Anzeigenblättern unterscheidet, die werden im Herzen der Stadt deutlich seltener gelesen und haben ihre Anhänger vor allem in den äußeren Stadtgebieten, den eher ländlichen Ortslagen. Insgesamt erreicht das Amtsblatt aber trotzdem nur 49 Prozent der älteren Leipziger, die Anzeigenblätter finden nur bei 46 Prozent noch Zuspruch.

Dafür holen sich deutlich mehr Ältere ihre Informationen zur Stadt und den kulturellen Angeboten aus dem Radio (60 Prozent) bzw. dem Fernsehen (65 Prozent).

Und man darf auch erfreut feststellen, dass Facebook auch in Leipzig noch nicht „das Internet“ ist.

Es gibt auch noch ein Internet außerhalb von Mark Zuckerbergs Werbeimperium.

Und siehe da: Das wird von 44 Prozent der älteren Leipziger auch genutzt, um sich über ihre Stadt zu informieren. Und es überrascht auch nicht, dass es von den jüngeren Älteren deutlich stärker genutzt wird: Hier erreicht die Internet-Nutzung rund 60 Prozent. Da staunen sogar die Statistiker, denn damit liegt es in dieser Altersgruppe gleichauf mit gedruckten Tageszeitungen und Zeitschriften.

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