Mit einem Festakt in Leipzig feiert die Deutsche Nationalbibliothek am 2. Oktober ihr 100-jähriges Bestehen. Die Gründung am 3. Oktober 1912 ging auf eine Initiative des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig zurück. Der Auftrag zur vollständigen Sammlung und Verzeichnung der deutschen und deutschsprachigen Veröffentlichungen von Text und Musik wurde zuletzt durch das Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek aus dem Jahr 2006 um Onlineveröffentlichungen erweitert.

Am 3. Oktober 1912 wurde zwischen dem Königreich Sachsen, der Stadt Leipzig und dem Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig der Vertrag zur Gründung der Deutschen Bücherei unterzeichnet. Im Westen wurde 1946 die Neugründung einer deutschen Archivbibliothek in Frankfurt am Main initiiert. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden diese Einrichtungen zu einer Bundeseinrichtung zusammengeführt, die 2006 einen erweiterten gesetzlichen Auftrag und einen neuen Namen erhielt: Deutsche Nationalbibliothek.

Die Deutsche Nationalbibliothek hat den Auftrag, alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen und Musikveröffentlichungen ab 1913 und im Ausland erscheinende Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger Werke zu sammeln. Dazu gehören auch die zwischen 1933 und 1945 erschienenen Werke der deutschen Emigration. Die Sammlung wird archiviert, umfassend dokumentiert und bibliogra?sch verzeichnet. Neben der Nutzung der Sammlungen an den Standorten Leipzig und Frankfurt am Main bietet die Deutsche Nationalbibliothek Dienstleistungen für Bibliotheken, Buchhandel, wissenschaftliche Einrichtungen und eine Vielzahl individueller Nutzungen auch im Internet an.Am Leipziger Standort der Deutschen Nationalbibliothek befinden sich das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, das Deutsche Musikarchiv, die Sammlung Exil-Literatur 1933 – 1945 und die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek; am Frankfurter Standort das Deutsche Exilarchiv 1933 – 1945.

Mit 100 Veranstaltungen in Leipzig und Frankfurt am Main feiert die Deutsche Nationalbibliothek zwischen März und Oktober im Jahr 2012 und darüber hinaus ihr 100-jähriges Bestehen. Die Öffentlichkeit ist zu Ausstellungen und Lesungen, Konzerten und Tagen der offenen Tür, Festveranstaltungen und Mitmachaktionen eingeladen.Kulturstaatsminister Bernd Neumann, zu dessen Geschäftsbereich die Bundeseinrichtung heute gehört, sagt aus Anlass des Jubiläums: “In der wechselvollen deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts hat die Deutsche Nationalbibliothek ihre Aufgabe als Sammlerin und Bewahrerin des kulturellen Gedächtnisses der Nation mit großem Erfolg wahrgenommen. Auf ihre Verdienste in den vergangenen 100 Jahren können wir mit Stolz und Freude zurückschauen. 100 Jahre geben aber nicht nur Anlass zurückzublicken auf das Geleistete. Mehr denn je befindet sich die Welt der Bücher und Medien im Umbruch. Die zunehmend digitale Welt stellt die Deutsche Nationalbibliothek vor neue Herausforderungen, bei der sie die Bundesregierung auch in Zukunft nachhaltig unterstützen wird.”

Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, erinnert an die von Anfang an enge Beziehung zu den Verlagen, deren Produktionen einen wesentlichen Teil des Bibliotheksbestandes ausmacht. Sie betont: “Die Deutsche Nationalbibliothek blickt auf 100 Jahre erfolgreiche Sammeltätigkeit zurück. Um die Vollständigkeit unserer Sammlung auch zukünftig sicherzustellen baut die Deutsche Nationalbibliothek die Sammlung digitaler Veröffentlichungen mit Nachdruck aus. Die Bestände einer digital recherchierenden Öffentlichkeit sichtbar zu präsentieren und wo immer das im Rahmen der urheberrechtlichen Regeln möglich ist auch über das Internet zugänglich zu machen, tritt verstärkt neben das Angebot in den Lesesälen in Leipzig und Frankfurt am Main.”

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, führt zu den Aufgaben der Nationalbibliothek aus: “Für die Zugänglichmachung von Literatur, für die Auffindbarkeit von Inhalten und für die Archivierung von Wissen und Kulturgut war die Gründung der Deutschen Nationalbibliothek in Deutschland der wichtigste Schritt. Jetzt gilt es, die gesamte existierende Literatur auch digital verfügbar zu machen und die Hoheit über die Inhalte und das kulturelle Erbe einer Gesellschaft nicht Großkonzernen zu überlassen, denen es um Werbeeinnahmen geht und nicht darum, Wissen zugänglich zu machen.”

Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamtes für Kultur der Schweiz, wird sich in seiner Festansprache mit der Frage des Zusammenwirkens von Politik und Kultur, den Aufgaben einer Bundesstaatlichen Kulturpolitik im Föderalen System der Kantone sowie der Kooperation zwischen Kulturpolitik und dem privaten Bereich befassen.

Der Festakt mit geladenen Gästen findet ab 18 Uhr in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig statt.

www.dnb.de/100jahre

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar