Auch die Kirchen feiern 1000 Jahre Leipzig. Für Bürgermeister Torsten Bonew selbstverständlich: "Ohne Gott kein Bischof. Ohne Bischof keine 1000 Jahre Leipzig. Ohne 1000 Jahre Leipzig keine Feier. Also ohne Gott keine Feier." Und auch der Ökumenische Gottesdienst am Ende der Festwoche unterstrich die Bedeutung der religiösen Quelle. Faktisch hat sich Kirche und Religion in dieser Zeit verändert. Der Einfluss sinkt - zum Nutzen der Glaubwürdigkeit.

Die Ersterwähnung von Leipzig betrifft ein kirchliches Ereignis. Bischof Thietmar von Merseburg berichtet, dass Bischof Eido in der “urbs Libzi” stirbt. Eido war ab 992 Bischof von Meißen. Am 20. Dezember 1015 endete sein Leben auf der Burg, als er gerade auf der Durchreise war. Ebenfalls 1015 wurde in Merseburg der Grundstein des Domes gelegt. Anwesend war zu diesem besonderen Ereignis König Heinrich II. Die Kirche war ein wichtiger Verbündeter der Ottonen. Otto I. hatte schlechte Erfahrungen damit gemacht, Lehen an Familienmitglieder zu geben. Geistliche Lehen, so die Idee, würden nach dem Tod der investierten Kirchenfürsten wieder an den Lehnsherren zurückfallen. Faktisch freilich blieb der Kirche die Hoheit über Gebiete, die ihr durch Lehen zugefallen war. Sie betrachtete die Lehen als göttliches Eigentum, das nicht zurückgegeben werden muss. Über ein an die Kirche vergebenes Lehen konnte der König nach dem Tod des kirchlichen Inhabers nicht verfügen, er musste einen neuen Geistlichen mit den von seinem Vorgänger ausgeübten Reichsämtern einsetzen.

Weltliche Einsetzung kirchlicher Ämter

Die Stellung der Reichskirchen verwehrte den königlichen Amtsträgern das Betreten der kirchlichen Grundherrschaft. Auch konnten die Grafen dort keine Abgaben einziehen und auch die Gerichtsgewalt endete an der Grenze kirchlicher Besitzungen. Adlige Laien unterstützten die Kirchen in weltlichen Angelegenheiten. Der entscheidende Einfluss auf kirchliche Besitzungen konnte nur durch die Investitur erfolgen, also die Einsetzung von Bischöfen und Äbten. Bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts bestritt kaum jemand dem König das faktische Recht dazu. Gerade die Zeit der Ottonen und der frühen Salier brachte eine besonders enge Verbindung von königlicher Zentralgewalt und Reichskirche. Man spricht daher gerne vom Reichskirchensystem. Dieses ging faktisch zu Lasten der religiösen Prägung der Klöster und Bistümer und führte später zum Investiturstreit.

Expansion  und Mission

Eine geschlossene, einheitliche Gruppe war die Kirche indes nicht. Bischofskirchen des Reiches, Klöster und Stifte, königliche Eigenkirchen, sie alle kochten gerne ihr eigenes Süppchen. In den Wirren der Spätantike waren kirchlichen Einrichtungen weltliche Rechte und Pflichten zugeflossen. Auch wenn bereits unter den Karolingern Kirchengut eingezogen wurde – also eine Form früher Säkularisation – so verfestigte sich doch der weltliche Einfluss der Kirche. Bei der Expansion des Reiches unter Otto I. spielten die Bistümer eine stabilisierende und auch parteiische Rolle. 968 wurde Magdeburg zum Metropolitansitz: Merseburg, Zeitz und Meißen gehörten zu der neuen Kirchenprovinz. Die enge Verbindung von Herrschaft und Mission war ein großes Hindernis und machte das Christentum unglaubwürdig. König und Kirche der damaligen Zeit sahen in der weltlichen Machtfülle einen Ausdruck dafür, dass der Samen aufgegangen sei. Faktisch steht die Ausübung weltlicher Macht aber im Widerspruch zur Art, in der Jesus auftrat – der Wanderprediger hatte bekanntlich kein offizielles Amt und keinen festen Ort.

Theoretisch ist das allen bis zur Kirchenspitze klar:

„Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein.“ (Papst Benedikt XVI.)

“Franz von Assisi. Er ist für mich der Mann der Armut, der Mann des Friedens, der Mann, der die Schöpfung liebt und bewahrt. Gegenwärtig haben auch wir eine nicht sehr gute Beziehung zur Schöpfung, oder? Er ist der Mann, der uns diesen Geist des Friedens gibt, der Mann der Armut. … Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!” (Papst Franziskus).

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