Das Projekt "Im Zeichen des Protests", das die HGB und die GfZK Leipzig gemeinsam bestreiten, ist den künstlerischen und zeichnerischen Dokumentationen von Protestbewegungen gewidmet. Im Zuge der globalen Protestbewegungen der letzten Jahre hat das Medium Zeichnung eine neue Bedeutung erlangt. Besonders spannend sind dabei zeichnerische Reportagen, die unmittelbar am Ort des Geschehens entstehen, eine Vielfalt an Stimmen und Anliegen einfangen und zugleich auch über Print- und Onlinemedien verbreitet werden.

Protest und Zeichnung, Zeichnung und Protest: Im Rahmen des Projekts befasst sich hiermit die fachübergreifende Studentengruppe Artist’s Proof unter Anleitung von Prof. Oliver Kossack. Der Arbeitsprozess ist vom 13. bis 18. Mai für alle Interessierten geöffnet. In diesem Zeitraum verwandelt sich der Festsaal der Hochschule für Grafik und Buchkunst in ein Forum, in dem das Publikum mit eingeladenen Experten/innen über Reportagezeichnungen und zeitgenössische Proteste sprechen kann.

Die kuratorische Leitung haben Olga Vostretsova, Studentin des Masterstudiengangs “Kulturen des Kuratorischen” und Stipendiatin des Freistaates Sachsen an der GfZK, und Prof. Oliver Kossack von der HGB Leipzig inne.

Das Ganze beginnt am Montag, 13. Mai, um 19 Uhr im Festsaal der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Dort gibt es eine Filmvorführung und Diskussion mit Dr. Friedrich Tietjen: “Videogramme einer Revolution”, Regie: Harun Farocki, 106 Min., Farbe und s/w, 1992. – Für “Videogramme einer Revolution” haben Harun Farocki und sein Co-Autor Andrei Ujica Amateuraufnahmen und Sendungen des staatlichen rumänischen Fernsehens, nach dessen Übernahme durch die Demonstranten im Dezember 1989, gesammelt. In den Bildern und Tonaufnahmen der ersten Revolution, in der das Fernsehen eine tragende Rolle spielte, ist die Zeitgeschichte selbst Protagonistin. Dr. Friedrich Tietjen ist Junior-Professor für Geschichte und Theorie der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Das Programm der “Protest”-Woche:

14. Mai, 11 Uhr (Festsaal der HGB) – Lesung: “Die Stadt”. Comicreportagen von Max Baitinger und Marcel Raabe. – Diese Arbeit von Baitinger und Raabe ist eine ständig wachsende und sich verändernde Text- und Comicreportage über die Menschen einer Stadt, die zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten ihren Tätigkeiten nachgehen: Sie beobachten das Wassernetz, koordinieren Straßenbahnrouten, fahren Taxi oder sammeln Flaschen. Die Langzeitcomicreportage basiert auf zahlreichen Interviews. Einige Auszüge wurden bereits von 2010 bis 2012 im Leipziger Stadtmagazin Kreuzer publiziert.

14. Mai, 19 Uhr (Festsaal der HGB) – Vortrag von Clemens Krümmel: “?Special artists? des 19. Jahrhunderts und ihr Nachleben. Bildreportagen und Reportagezeichnungen aus den modernen Kriegen.” – Der Kunsthistoriker und Kurator Clemens Krümmel wird eine historische Perspektive auf die Reportagezeichnung, mit Augenmerk auf die Berichterstattungen von Protesten, Revolutionen und Kriegen, öffnen. Zusammen mit dem Künstler Alexander Roob ist Clemens Krümmel Begründer vom Melton Prior Institut, das sich mit der internationalen Erforschung der Geschichte der Reportagezeichnung, das heißt jedweder Form gezeichneter Berichterstattung von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, beschäftigt.

15. Mai, 11 Uhr
(Festsaal der HGB) – Künstleringespräch mit Paula Bulling: “Zwischen Zeichnung und Aktivismus”. – Paula Bullings erstes Buch “Im Land der Frühaufsteher” (2012) entstand in enger Zusammenarbeit mit den porträtierten Menschen – politischen Flüchtlingen, die in Sachsen-Anhalt leben. Die Darstellung von unterschiedlichen Hintergründen und Einzelschicksalen kontrastiert sie mit der politischen Situation, die auch in anderen Bundesländern relevante Fragen aufwirft. Im Gespräch wird sie zudem von ihrer heutige Rolle als Zeichnerin und als Aktivistin erzählen. Paula Bulling ist in Berlin geboren.2006 ging sie für ihr Studium an der Hochschule für Kunst und Design nach Halle an der Saale; ab 2008 studierte sie Kommunikationsdesign bei Georg Barber, der unter dem Künstlernamen ATAK bekannt ist.

16. Mai, 11 Uhr
(Festsaal der HGB) – Künstergespräch mit Bo Soremsky: “Reportagezeichnungen für das Internet” . – Der Berliner Künstler Bo Soremsky untersucht, wie die lineare Struktur von Bildreportagen aufgebrochen werden kann, wenn sie online erscheinen. Anhand von Beispielen stellt er einige interessante Lösungsmöglichkeiten vor.

17. Mai, 18 Uhr
(Festsaal der HGB) – Offene Ausstellung: Im Zeichen des Protests. Dauer: 17. und 18. Mai, Öffnungszeiten: Sa 10 – 14 Uhr. Beteiligte Künstler/innen: Artist’s Proof Projektgruppe, Paula Bulling, Enrique Flores, Oliver Kossack, Clemens Krümmel, Marcel Raabe, Bo Soremsky, Studierende und Lehrende der HGB, Olga Vostretsova. – Präsentation der Ergebnisse des Workshops “Im Zeichen des Protests” in Form einer Ausstellung. Die anderen Studierenden und Lehrenden der HGB sind eingeladen, sich über mögliche Formen von Protest an einer Kunsthochschule zu äußern.

18. Mai, 15 Uhr (Auditorium in der Galerie für zeitgenössische Kunst (GfZK)) – Künstlergespräch mit Enrique Flores (ES): “Sketching the Revolution”. – Seit 2011 dokumentiert Flores das “Movimiento 15M” (Bewegung 15. Mai), eine zivilgesellschaftliche Protestbewegung, welche die ökonomischen und politischen Missstände kritisiert und in friedlichen Demonstrationen und Versammlungen die Besorgnis über die Zukunft Spaniens in Europa zum Ausdruck bringt. Enrique Flores versucht, an allen Madrider Demonstrationen teilzunehmen. Seine Bilder entstehen immer vor Ort: “Ich versuche das zu zeichnen, was ich sehe und das zu notieren, was ich höre. Ich möchte Augenzeuge sein.” Als Abschluss der Projektwoche “Im Zeichen des Protests” wird Flores in der Galerie für Zeitgenössische Kunst über seine Arbeit sprechen. Enrique Flores ist Preisträger des Lazarillo-Preises des Kultusministerium Spaniens für Illustration 2010 und hat mehr als zehn Bücher bei den wichtigsten Verlagen in Spanien herausgebracht.

24. Juni, 19 Uhr (BlackBox in der GfZK) – Künstlergespräch mit Dan Perjovschi (RO): “My Theme Is the Protest”. – Dan Perjovschi zeichnet mit schwarzen Markern direkt auf Wände – er will schnell, mobil und direkt arbeiten. Er strebt nach mehr Improvisationsfreiheit. Das Thema des Protests ist zentral in seinem Schaffen. Dan Perjovschi überträgt seine Beobachtungen aus den Protesten und aus dem alltäglichen Leben in Zeichnungen, Sprüche und Piktogramme, die weltweit ausgestellt werden.

Vorankündigung: 19. Oktober 2013 bis 19. Januar 2014 – Ausstellung: “Im Zeichen des Protests / Drawing Protest” in der GfZK Leipzig mit den Künstler/innen Enrique Flores (Spanien), Viktoria Lomasko (Russland), Dan Perjovschi (Rumänien) und Artist’s Proof.

www.hgb-leipzig.de

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