Am heutigen 29. Oktober, 19 Uhr, eröffnet die Leipziger Galerie von Steve Uhlig im Leipziger Stadtteil Thonberg eine neue Ausstellung. In der Volckmarstraße, wo zu DDR-Zeiten ein alteingesessener Kohlenhandel sein Zentrum hatte, ein Waschbärenzirkus sein Wohndomizil besaß und in den frühen Neunziger Jahren auch die kultige Kneipe „Toms Hütte“ im Brennpunkt der Szenegänger stand, befinden sich die Räumlichkeiten der Galerie. Bis kurz vor Weihnachten können Besucher neue Arbeiten von Robin Zöffzig bestaunen. Die LZ bat den Galeristen zum Interview.

Herr Uhlig, … Galerien gibt es in Leipzig mittlerweile in Gohlis, im Leipziger Osten und in Plagwitz – warum dieser ungewöhnliche Standort in Thonberg?

Lange gab es meine Galerie ohne festen Galerieraum. Ausstellungsprojekte habe ich ortsspezifisch durchgeführt und war auch viel auf Kunstmessen unterwegs. Bei null angefangen, war dann das Ziel, die Fixkosten im Zaum zu halten. Das hat auch eine Weile ganz gut funktioniert, aber ich hatte das Gefühl, dass eine Galerie erst so richtig seriös mit einem eigenen Raum ist. Vielleicht auch, weil es in Leipzig so viele tolle Galerien gibt. Die Latte hängt hoch.

Die Galerie ist nicht der typische White Cube. Vielmehr gibt sie es her, ein gemütliches Wohnzimmer zu sein.

Die Wahl des Ortes war pragmatischer Art. Zum damaligen Zeitpunkt war es in Leipzig schon so, dass es für mich kaum Flächen gab, die ich bereit war zu bezahlen. Oder die Lage war ungeeignet. Der jetzige Raum hat so gesehen auch keine Lauf-Lage, aber das war auch nicht mein Anspruch, da das Ziel ist, punktuell Ausstellungen zu machen. Die Leute kommen auf Einladung. Feste Öffnungszeiten sind außerdem nicht so mein Ding. Wer die Ausstellungen außerhalb der Eröffnungen sehen möchte, kann unkompliziert einen Termin machen.

So ist der Raum in der Volckmarstraße ein Spot für mehr oder weniger regelmäßige Shows, die Homebase meiner Aktivitäten sozusagen. Daneben kann man in Leipzig an einigen weiteren Standorten die Arbeiten meiner Künstler anschauen. Das sind dann Orte mit tatsächlich regelmäßigem Besucherverkehr. Da wäre zum Beispiel der Club International in der Meyerschen Villa. In diesem ganz wunderbaren Ambiente des mediterranen Palazzo fand kürzlich die Gruppenausstellung „Revived Spirits“ statt. Weiterhin hängt Kunst im sehr modernen Neubau des Notariats Zapf & Dr. Flache.

Andere Ausstellungsorte sind die Helo Systems GmbH und das neue Studio 29 im Leipziger Zentrum. Seit Sommer 2021 gibt es auch einen Ausstellungsraum in Frankfurt a.M. wo meine Künstler ausgestellt werden. Ein Kooperationsprojekt mit einem alten Studienfreund. Und im November ist Kunstmesse in Hamburg – endlich. Und schließlich die Robin-Zöffzig-Show Ende Oktober.

Robin Zöffzig ist in Ostdeutschland kein Unbekannter. Seit wann ist er in Ihrer Galerie gelistet?

Die ersten engeren Berührungspunkte zwischen Robin und mir waren im Jahr 2016, als er beim ArtWalk bzw. City Crash Festival dabei war. Damals war ich Veranstalter des ArtWalk und Antje Hamel vom Werk 2 hatte schon jahrelang das City Crash organisiert.

Die Idee, Kunst in außergewöhnlichen Räumen zu präsentieren, einen niedrigschwelligen Zugang für Besucher zu schaffen und Kreative zu fördern, sind Ansprüche, die die beiden Projekte vereinen. 2016 etablierten wir eine Zusammenarbeit, denn durch die gegenseitige Bereicherung, Inspiration und Unterstützung entwickelten wir neue Konzepte und hielten an Altbewährtem fest.

Robin war damals mit einigen Werken in der Ausstellung im Werk 2 vertreten. So begann eine lockere Zusammenarbeit, die damals von jeder Seite her unverbindlich war. Wir hatten einfach Bock, zu schauen, was passiert.

Wir blieben also in Kontakt, weil wir uns, zumindest, was ich von meiner Seite her sagen kann, sympathisch waren. Ich hatte und habe auch hin und wieder Sammler, die sich für Robins Arbeiten interessieren, ohne, dass er fester Bestandteil des Galerieprogramms war.

Wie lange haben Sie auf die Realisierung der Ausstellung gewartet?

Die nun kommende Ausstellung haben wir eigentlich schon lange auf dem Plan, ich glaube seit 2019/20. Na ja, dann war klar, dass sowas erst mal aufgeschoben werden musste. Dann, als es so langsam wieder möglich war, wollten wir loslegen, aber ich hatte noch „aufgestaute Projekte“, die auf Umsetzung warteten. Also haben wir es immer wieder verschoben, weil Robin ebenfalls gut unterwegs ist und nicht immer Zeit bzw. Arbeiten zur Verfügung hatte. Daher hat sich die Terminfindung etwas hingezogen.

Nun haben wir in diesem Frühjahr und Sommer Nägel mit Köpfen gemacht, da wir mit einer kontinuierlicheren Planbarkeit gerechnet haben und dass wir die Ausstellung auch durchführen können.

Wie erging es Ihnen wirtschaftlich und persönlich während der Lockdowns?

Ausstellungen konnten, wie überall, nicht durchgeführt werden. Das war sehr schade, da einige Ausstellungen bereits geplant waren. Dennoch hatte ich auch so genügend zu tun, auch mit ein paar weiteren Projekten. Und schließlich hatten wir die Kids zu Hause. Das verschiebt den Fokus ohnehin.

Konnten Sie finanzielle Unterstützung erfahren – welche Erfahrungen haben Sie mit den Lockdown-Hilfen gemacht?

Habe ich nicht beantragt, daher auch keine Erfahrungen.

Wie „überlebt“ man als Galerist ein Lockdown-Jahr?

In dieser Zeit habe ich darüber nachgedacht, wie einige Dinge im Projektmanagement der Galerie besser gestaltet werden können. So plane ich, viel mehr Sachen zu digitalisieren, um Prozesse schlanker und somit effizienter zu gestalten. Da bin ich immer noch dran.

Steve Uhlig in seiner Galerie in der Leipziger Volckmarstraße. Credits: Steve Uhlig Gallery 2021.
Steve Uhlig in seiner Galerie in der Leipziger Volckmarstraße. Foto: Steve Uhlig Gallery 2021.

Dass keine Ausstellungen stattfanden, heißt nicht, dass keine Kunst gekauft wird. Einige Sammler waren weiterhin sehr interessiert. Insgesamt denke ich, dass sich der Kunstmarkt in dieser Zeit auch etwas gewandelt hat. Er wandelt sich generell. Nicht erst seit Corona schauen Sammler auf Online-Kanälen; verfolgen, was Künstler und Galerien tun, beispielsweise bei Instagram. Erfahrene Sammler kaufen auch online, ohne das Kunstwerk live gesehen zu haben. Natürlich ist das, zumindest bei mir, immer noch eine Besonderheit.

Was ich sagen kann, ist, dass ein Online-Vorgang das klassische Live-Kunsterlebnis vermutlich kaum dauerhaft zu ersetzen vermag. Gerade in Zeiten der verstärkten digitalen Kommunikation benötigt Kunst reale Plätze, um mit dem interessierten Publikum und vielen weiteren Interessengruppen in Kontakt zu treten. Nur so kann ich als Galerist die Gewinnung neuer Sammler und Künstler, sowie deren persönliche Verbindung mit der Kunst und der Galerie initiieren und stärken. Nur so sind Aspekte wie Zuverlässigkeit, Vertrauen, persönliche Wertschätzung, das Eingehen auf individuelle Anforderungen und Dialogorientierung adäquat zu vermitteln.

Welche Projekte planen Sie speziell für 2022?

Für 2022 steht ein guter Meilenstein für die Galerie an. Wir sind erstmals auf der Art Karlsruhe vertreten. Bereits für die Teilnahme in 2021 hatten wir ein innovatives Konzept erarbeitet, um Sammlern sowohl eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, als auch eine sehr innovative Komponente zu installieren, um damit auch die gesamte Messe zu bereichern. Die Messe fiel aber eben aus.

Unser Stand im Februar 2022 wird Positionen zeigen, die sich hauptsächlich mit Post-Urban-Art beschäftigen und Künstler, die sich auf ihre ganz individuelle Art von ihrem ursprünglichen Medium gelöst und entwickelt haben.

Unsere Künstler haben gemeinsam, dass sie im urbanen Raum ihre ersten künstlerischen Wege gegangen sind. Darauf aufbauend, entwickelten sie sich in unterschiedliche Richtungen. Uns ist wichtig, diese Stile des Post-Urban-Art einem interessierten Publikum vorzustellen.

Auf einer Hälfte des Standes wird moderne Malerei der jungen Künstler Christoph Rode und Christian KERA Hinz gezeigt.

Christoph Rode arbeitet ausschließlich mit Öl auf Leinwand. Mit ihm verbindet die Galerie eine lange Zusammenarbeit. Rode entdeckte ich vor ca. sieben Jahren und entwickelte ihn seither stetig. Seine gegenständlichen Gemälde sind mittlerweile Bestandteil in zahlreichen Sammlungen.

Der Maler und Grafiker Christian KERA Hinz ist ebenfalls langjähriger Künstler der Galerie. Er ist weltweit für seine Kunst am Bau gefragt. Der talentierte Künstler erforscht und entwickelt neue (Druck-)Techniken.

Die zweite Standhälfte präsentiert eine One-Artist-Show des Künstlers „Rocco and his Brothers“. Wir konnten Rocco gewinnen, mit uns eine Besonderheit auf der Art Karlsruhe zu präsentieren. Was genau wir zeigen, ist aber noch geheim.

Des Weiteren stehen in 2022 weitere Shows in der Galerie in Leipzig und im Projektraum in Frankfurt a.M. an, aber auch an anderen spannenden Orten, wie bspw. der Meyerschen Villa in Leipzig. Und: ich habe ein paar Künstlerinnen und Künstler neu im Programm, die bald gezeigt werden.

Vielen Dank für das Interview.

Robin Zöffzig | FUNKY FLASH | solo show
Vernissage
29. Okt 2021, 19–22 Uhr

Ausstellungsdaten
29. Okt bis 21. Dez 2021

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