Nach nur vier Spielfilmen ist Jason Reitman ein Experte für schräge Typen. In "Juno" begleitete er eine rotzfreche 15-Jährige durch ihre ungewollte Schwangerschaft. In "Up in the air" verkuppelte er zwei vielreisende, aber vereinsamte Geschäftsleute zwischen Check-In und Business-Lounge. Und sein neuester Streifen "Young Adult" schildert den irren Selbstfindungstrip einer Jugendbuch-Autorin mit verkorkstem Privatleben.

Mavis Gray (Charlize Theron) ist alles andere als sympathisch. Die erfolgreiche Schriftstellerin kehrt frisch geschieden in ihre Heimat, ein Provinznest in Minnesota, zurück. Hier möchte sie ihre alte Highschool-Liebe Buddy Slade (Patrick Wilson) zurückerobern. Zu blöd, dass er längst verheirateter Familienvater ist. Obendrein hat er eine attraktive Gattin (Elizabeth Reaser), deren Leben nur aus glücklichen Momenten zu bestehen scheint. Für Mavis kein Hindernis. Unter einem Vorwand verabredet sie sich mit dem Mann ihrer Träume, um über die alten Tage zu quatschen. Vorher begegnet sie ihren einstigen Mitschüler Matt (Patton Oswald), der über die Hänseleien in der Schule noch immer nicht hinweg gekommen ist. Für Mavis der perfekte Saufkumpan. Die Schlacht um Buddy soll derweil auf einer Babyparty im Hause Slade entschieden werden.
Wäre Mavis Gray nicht schon jenseits der 30, könnte sie eine moderne Pipi Langstrumpf sein. “Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt”, könnte ein Lebensmotto der gestressten Autorin heißen, die ihre alten Klassenkameraden, ihre Heimat und sich selbst anekelt. Alles muss nach ihrer trotzigen Schnauze laufen. Dann wäre die Welt perfekt. Kendal Strickland ist der perfekte Gegenentwurf zu ihrem Leben, das ein gewaltiger Scherbenhaufen zu sein scheint. Blöd nur, dass die Frau mit perfekter Ehe und Karriere nur in Mavis’ Romanen existiert, wo sie stellvertretend die Wünsche ihrer Schöpferin erfüllt.

So gesehen ist Mavis eine zutiefst bemitleidenswerte Figur. Charlize Theron, für die Darstellung von Serienkillerin Aileen Wuornos (“Monster”, 2002) mit dem Oscar prämiert, scheint das verkörpern von Antiheldinnen zu liegen. Sie spielt die gescheiterte Autorin dermaßen unsympathisch, dass sie beim Zuschauer schon wieder Empathien erzeugt. Eine klasse Leistung, die die übrigen Schauspieler allesamt in den Schatten stellt. Dabei machen die ihre Jobs nicht mal schlecht. Vor allem Patton Oswalds urkomische Einlagen strapazieren mehrfach die Lachmuskeln. Zugleich gelingt dem “King of Queens”-Nebendarsteller das Kunststück, nebenher Matts sentimentalen Charakter herauszustellen.
Jason Reitman gelingt das große Kunststück, den Höllenritt der Protagonistin nicht zum Horrortrip für den Zuschauer zu gestalten. Ohne den Moralapostel zu spielen, lässt er Mavis Odyssee zu sich selbst augenzwinkernd auf den Zuschauer einwirken. Eine lockere Inszenierung, erfrischende Dialoge und eine brillante Charlize Theron garantieren ein unterhaltsames Kino-Erlebnis.

USA 2011, R: Jason Reitman. D: Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson, 94 Min, FSK 6.

Filmstart ist der 23. Februar, zu sehen im CineStar.

Die Seite zum Film:
www.youngadult-derfilm.de

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