Endlich wieder ein Science-Fiction-Epos. Während "Star Trek" in Paramounts Klamottenkiste vor sich hin schlummert und George Lucas aus "Star Wars" die letzten Dollars herauszupressen versucht, bringt Disney frischen Stoff auf die Leinwand. Die Macher von "John Carter" erfinden das Rad nicht neu, geschweige denn vermögen sie Lucas oder Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry das Wasser zu reichen.

Wie auch, haben sie die Story nicht einmal selbst erfunden, sondern bei Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs (“A Princess of Mars”, 1917) abgeschrieben. Aber die stimmige Inszenierung, eine Mischung aus Oldschool-SciFi-Kino und moderner Computeranimation, lässt zumindest die Herzen von Genre-Fans höher schlagen.

Amerika im 19. Jahrhundert: John Carter (Taylor Kitsch), muskulös und aggressiv, findet sich auf der Suche nach einer Goldhöhle plötzlich aus unerklärlichen Gründen auf einem fremden Planeten wieder. Er stellt fest, dass dieser Planet, den die Einheimischen Barsoom nennen, der Mars ist. Dort leben zahlreiche fremdartige Kulturen und Lebewesen, zwischen denen ein erbitterter Krieg herrscht. Auf seinen Reisen durch diese Welt begegnet Carter vielen verschiedenen Gestalten, wie dem charismatischen Anführer Tars Tarkas (Willem Dafoe) und der wunderschönen, selbstbewussten Prinzessin Dejah Thoris (Lynn Collins). Der Bürgerkriegsveteran erfährt schnell, dass das Überleben dieser Welt und ihrer Bewohner auch von ihm abhängt.
Seit über 80 Jahren versuchten sich Filmemacher und Produzenten an einer Adaption des Stoffes. Scheiterte Animationspionier Bob Clampett 1931 noch an den begrenzten Möglichkeiten seiner Zeit, waren Regisseur John McTierman in den achtziger Jahren die visuellen Effekte nicht weit genug fortgeschritten. Zuletzt plante Paramount 2001 eine Verfilmung mit Robert Rodriguez (“Sin City”). Das 100-Millionen-Dollar-Projekt musste nach einem Streit mit der Gewerkschaft der Regisseure (Director’s Gild of America) abgeblasen werden. Seine Nachfolger auf dem Regie-Stuhl Kerry Conran und Jon Favreau schmissen beide nach kurzer Zeit das Handtuch. 2007 erwarb Disney die Rechte für das Franchise, dessen Fortsetzung schon 2014 in die Kinos kommen soll.

Das Projekt hat durchaus das Zeug, an die “Star Wars”-Reihe anzuknüpfen, wenngleich sicher nicht mit vergleichbarer Resonanz. Dazu fehlt es dem bisher eher faden Plott an Tiefe. Schließlich erschuf Rice “nur” eine fremde Welt, kein komplettes Universum. Diese setzen Regisseur Andrew Stanton und seine Kollegen von “Pixar” sehr liebevoll in Szene. Das Studio, das für Trickfilme wie “Cars 2” oder “Toy Story 3” berühmt ist, hauchte putzigen Kreaturen wie den vierarmigen, knallgrünen Tharks ihr Leben ein. Seine geballte Animationserfahrung schlägt sich auch in halsbrecherischen Gefechten zwischen fliegenden Kriegsschiffen nieder, die zumindest optisch dem ein oder anderen Gefährt aus “Star Wars” auffällig ähneln. Der Einsatz von 3D-Effekten verleiht gerade den Action-Sequenzen das gewisse Etwas.
Nur beim Drehbuch-Schreiben scheinen sich die Macher übernommen zu haben. Die Geschichte ist ein Durcheinander aus Abenteuerfilm, futuristischen Science-Fiction-Epos und kitschigem Liebesdrama. Was dem Film fehlt, ist eine hochklassige Besetzung. Der Rückgriff auf C-Stars schlägt sich in der Qualität nieder. Taylor Kitsch (“The Bang Bang Club”) macht in seinem verschmutztem Hemd als Muskelpaket vielleicht eine attraktive Figur, ist aber kaum mit Talent gesegnet. Gleiches gilt für seine Partnerin Lynn Collins, die außer gut auszusehen immerhin auch mal zum Schwert greifen darf. Nicht zuletzt wegen der schwachen Besetzung bleibt trotz guter Effekte der Eindruck, dass “John Carter” nur seichtes Popcornkino bietet – nicht mehr und nicht weniger.

USA 2012, R: Andrew Stanton, D: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Samantha Morton, 132 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 8. März, zu sehen im CineStar, CT Taucha, Cineplex, Regina Palasst und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:

www.disney.de/john-carter

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