Im Herzen Alt-Lindenaus steht die alte Ullrich-Villa. Der Leipziger Bierbrauer Ullrich, der auch an der Karl-Heine-Straße ein eigenes Geschäftshaus besaß und mit seinem Brunnenbier den Marken "Echt Ullrich" und "Lipsiator" reich wurde, wohnt längst nicht mehr an der Villa am See.

Dort hat sich das Leipziger Kulturzentrum KAOS eingerichtet und sorgt regelmäßig für ein spannendes Programm zum Mitmachen. 2012 findet wieder der KAOS-Kultursommer statt. Der sommerliche Hingeher für Groß und Klein. Organisatorin Maria Schüritz erzählt über das interessante Programm.

Was gibt es Neues zum KAOS-Kultursommer?

Dieser einmalige, wunderschöne Ort muss erst einmal als Veranstaltungsort etabliert werden, das haben wir im vergangenen Jahr ein bisschen gemerkt. Viele kennen uns leider immer noch nicht. Wir reagieren darauf, indem es etwas weniger Programmpunkte gibt, aber dafür vielschichtigere und ungewöhnlichere Events, wie das Seeklang-Festival oder die zweite Ausgabe des LoopArt-Festivals. Neu ist auch, dass wir den Fokus wieder mehr auf die Präsentation der kulturellen Arbeit in unserem Haus lenken wollen. Außerdem werden die Veranstaltungen verstärkt durch Workshops ergänzt, die zum Selbst-Kreativ-Werden anregen. So die KAOS-Sommerakademie, die LoopAcademy oder die Songwriter-Workshops.

Warum einmalig?

Wenn man unser Gelände nur wenige Minuten von der Angerbrücke und dem Lindenauer Markt gelegen betritt, scheint man plötzlich ganz weit weg von der Stadt zu sein: Vor einem steht eine 120 Jahre alte romantische Villa, an einem malerischen Teich gelegen, der von einem idyllischen Park umgeben wird. Diese Atmosphäre wird während des KAOS-Kultursommres durch sorgfältig ausgewählte lokale KünstlerInnen und deren kreativem Tun faszinierend ergänzt.

Was wird beim Kultursommer geboten?

Acht Vorstellungen des Sommertheaters mit Molières “Misanthrope”, ein Werkstatt-Fest für Familien, Blickwinkel – eine Fotoausstellung mit Improtheater, die KAOS-Sommerakademie mit zwei intensiven Kunstworkshops, das Seeklang-Festival für und mit Leipziger SongwriterInnen. Hier gibt es Konzerte, Workshops und eine Open Stage. Das zweite LoopArt-Festival als genreübergreifende Veranstaltung über die Endlosschleife wird wie die Familiennachmittagsreihe “Geh’ zum See” fortgeführt. Im Vorfeld des LoopArt-Festivals finden übrigens diesmal unter dem Titel “LoopAcademy” drei Workshops statt, deren Ergebnisse beim Festival präsentiert werden: LoopMusic, MediaLoops und BodyLoops.Welche Musiker werden auftreten?

Großartige! Natürlich… Für das Seeklang-Festival habe ich sechs der interessantesten Leipziger Singer-Songwriter eingeladen. Nadine Maria Schmidt kommt mit ihrem unvergleichlichen Charme, einmalig-wilder Stimme und Gänsehaut-Songs über Menschen am Rand der Gesellschaft. Und mit ihrem neuen Album. Die frisch zugezogene Gwen Kyrg mit steitbarem, experimentellem Kammerpop ist dabei. ByeBye wiederum spielt eingängige Popsongs über die Kuriositäten des Alltags. Bereits im vergangenen Jahr faszinierte June Cocó mit sanft-chansoneksem Pop am Klavier. 2012 wieder auf der Seebühne. Judith von Hiller singt schwebende Lieder, die sie virtuos mit der Gitarre begleitet. An Jack Johnson erinnernden modern Blues spielt die Flo Kern Expression. Beim LoopArt-Festival werden u.a. Flötistin Brunhild Fischer, Sängerin und Kontrabassistin Monika Herold, Gitarrist Ronny Boer und die australische Liedermacherin Emaline Delapaix im Duo begleitet mit keltischer Harfe, Gitarre und Klavier den musikalischen Teil übernehmen.

Künstlerisch wird’s wie im Vorjahr auch?

Natürlich! Zum Abschluss der KAOS-Sommerakademie werden einerseits die entstandenen Keramikbüsten und experimentellen Freskobilder werden ausgestellt und andererseits gibt der faszinierende Multikünstler Pierre Bosolum ein Konzert mit selbstgebauten Instrumenten auf der Seebühne.

Um was geht es bei der Impro-Theatervorstellung – wie ist das Projekt entstanden und gereift?

Das ist unser Langzeitprojekt! Seit mehr als zwei Jahren experimentieren junge Leute unter der Leitung von Isabella Hertel-Niemann mit Improvisationskonzepten. Die Eröffnung der diesjährigen Fotoausstellung rund um den Ullrichsteich haben sie zum Anlass genommen, endlich einmal die Seebühne zu entern. Die Themen der Bilder der KAOS-Fotogruppe sollen Ausgangspunkt für die Improszenen sein.Bei euch gibt es aber auch Probleme – Wollt ihr darüber reden?

Teils teils. Wo es auf der einen Seite gute Nachrichten für unser Sommertheater gibt, tun sich auf der anderen Seite auch schlechte Nachrichten auf.

Warum?

Unser Sommertheater-Projekt wird 2012 zum ersten Mal vom Kulturamt der Stadt Leipzig unterstützt, dennoch sind kurzfristig wichtige Sponsorengelder weggebrochen, sodass die erfolgreiche Fertigstellung der Produktion bedroht ist. Deshalb startete die Kulturwerkstatt KAOS seit Ende April eine Spendenaktion.

Was wünscht ihr euch von diesem Sommer?

Erst einmal, dass viele Menschen unsere Arbeit und das Gelände, die “Perle Lindenaus”, entdecken und kennenlernen werden und freuen uns ebenso alte Bekannte wiederzusehen.

Welche Ausblicke und Angebote können Leipziger außerhalb des Kultursommers beim KAOS wahrnehmen?

Wir hoffen, dass die geplante Sanierung im September und Oktober wirklich losgeht, denn die Villa ist einfach sehr alt und das merkt man an einigen Stellen sehr deutlich. Bis Anfang Juli laufen unsere Kurse für 4-35-Jährige noch wöchentlich, wie es im neuen Schuljahr weitergeht, wissen wir aufgrund der Sanierungspläne noch nicht so genau. Im August findet noch ein spannendes Sommerferienprogramm, das ein Stummfilmprojekt enthält, statt.

Vielen Dank.

Herzlichen Dank für das Interview!

Weitere Infos auf dem Kultursommerblog des Kulturzentrums KAOS

www.kaos-kultursommer.blogspot.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar