Es war, als hรคtten schon seit Mitte der Woche alle nur noch darauf gewartet, dass der neue Club aufmacht: โmjutโ. Knapp 5.000 Interessierte auf Facebook zur Veranstaltungsankรผndigung, der deswegen schon am Mittwoch vorab angekรผndigte Einlassstop, die groรe Neugier, geschickt geschรผrt durch Informationsverknappung seitens der Betreiber: Dass die Erรถffnung am Samstag Abend ein Selbstlรคufer werden wรผrde, war abzusehen.
In einigen Monaten wird von diesem Rummel an der Lagerhofstraรe 2 wohl nicht mehr viel zu merken sein, aber die Premiere lรคsst schon erahnen, wie hoch und auch unterschiedlich die Erwartungen an das โmjutโ sind. Im Leipziger Osten wurden die Rufe nach einem neuen Club immer lauter. Der โjunge, alternative Osten Leipzigsโ hat lange auf so einen Ort gewartet, der nicht nur um die Ecke steht, sondern sich auch als Teil der Ecke versteht. Der sich nicht als hedonismus- und konsumorientierter Technotempel prรคsentiert, sondern als diverser Kulturraum, in dem klassische Rollenverteilungen und Strukturen aufgelockert werden sollen.
Schon bei dieser ersten Veranstaltung war das zu merken. Experimentelle Livesets zum Einstieg, sonst Techno, DrumโnโBass, Reggae und Acid bunt gemixt von รผberwiegend weiblichen Artist auf zwei groรen Floors. Statt der konventionellen Aufteilung der Toiletten ein Bereich fรผr alle Geschlechter und einer fรผr Frauen und Transgender. Gleichzeitig fรคllt die taffe Organisation des Clubs auf, von Premierenchaos ist nichts zu merken, das Team scheint gut eingespielt, die Tรผrsteher sind auรergewรถhnlich freundlich. Besonders erwรคhnenswert: Ein bezahltes Awareness-Team, das wรคhrend der Party dafรผr sorgen soll, dass niemand diskriminiert oder belรคstigt wird.
โWe invite you to be part of our ideaโ
Das schreiben die Menschen hinter โmjutโ auf ihrer Facebookseite. Diese Idee scheint nicht unbedingt neu zu sein, aber die Professionalitรคt und Konsequenz bei der Umsetzung setzt zumindestens fรผr Leipziger Verhรคltnisse neue Maรstรคbe. Und diese Neuerรถffnung zwingt viele andere Leipziger Clubs zum Nachdenken. Techno ist lรคngst keine Sub-Kultur mehr, Clubbing ist Business. Progressive Ideen und erhรถhter Profit sind im sogenannten spรคtkapitalistischen Zeitalter nicht lรคnger zu trennen โ was im Einzelfall an erster Stelle steht, lรคsst sich oft an Details ablesen.
Und auch wenn man geneigt ist, den Machern des โmjutโ eine gesunde Positionierung zu attestieren โ 12 Euro Eintrittspreis und 3,40 Euro fรผr ein kleines Bier sind natรผrlich fรผr Leipziger Verhรคltnisse nicht billig, im Vergleich zum โInstitut fรผr Zukunftโ aber auch nicht teurer โ nach einer Party lรคsst sich das natรผrlich noch nicht beantworten. Die nรคchste Party ist allerdings auch schon angekรผndigt. Mal sehen, wie der Neuzugang sich entwickeln wird.
Noch ein paar zusammenhanglose Fetzen aus dem Notizheft des Autors nach einer langen โRechercheโ-Nacht.
โ Angebot/ Nachfrage โ Erรถffnet bald ein neuer Dรถner am Friedrich-List-Platz?
โ Boiler-Room-Blick von oben auf den unteren Floor
โ Zitat Fritzler: โDas sieht aus hier, als wรคren sie erst in den letzten 3 Tagen fertig gewordenโ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
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