In den vergangenen Jahren hat sich in vielen Städten ein spannendes Phänomen entwickelt: Der Konsum wird immer bewusster, während gleichzeitig neue Lifestyles entstehen, die mit klassischen Gewohnheiten nur noch wenig zu tun haben. Musikfestivals setzen stärker auf alkoholfreie Alternativen, Kaffeehäuser bieten pflanzenbasierte Spezialitäten und in der Streetwear-Szene wird Nachhaltigkeit zum Markenzeichen. Zu diesen Entwicklungen gehört beispielsweise auch die wachsende Verdrängung des Tabakrauchens durch inzwischen sogar nikotinfreie Vapes.
Diese Vapes sind zum Teil nicht einmal der Ersatz zum Rauchen, sondern werden längst als eigenständiges Kult- und Stilobjekt betrachtet, welches hauptsächlich von der jungen Generation getragen wird, die ihre eigenen identitätsstiftenden neue Formen, Farben und Sounds mit kreativer Ausdruckskraft suchen.
Der Wandel eines Alltagsobjekts: Vom Werkzeug zum Accessoire
Dass Vapes in Europa und den USA einen festen Platz in der Popkultur einnehmen, hat viel mit Ästhetik zu tun. Die Geräte sind klein, farbenfroh, haptisch angenehm, und passen in dieselbe Kategorie wie kabellose Kopfhörer, Mini-Gadgets oder personalisierte Smartphone-Hüllen.
Sie werden bewusst im Kreise der eigenen Community benutzt, sie werden herumgereicht, sie werden inspiziert, sie werden fotografiert und sie werden inzwischen für die Nichtraucher sogar als „Elfbar ohne Nikotin“ angeboten und nicht selten erst gar nicht bis selten genutzt und dafür aber lieber gesammelt.
Doch nicht, um mit dem Konsum Stress oder ähnliches zu kompensieren, sondern vielmehr, um auch visuell Teil seiner Community zu sein. Nikotinfreie Varianten ermöglichen es somit Menschen, dieses Objekt in ihren Lifestyle zu integrieren, ohne einen stofflichen Konsumaspekt zu bedienen.

Es ist somit eher als ein rein modisch-ästhetischer Faktor zu betrachten, als ein habitualen Ritus. Für viele sind sie heute das, was portable Musikplayer früher waren: ein kleines technisches Spielzeug, mit dem man zudem ein Zugehörigkeitsgefühl erzeugt und der noch dazu auch eine bestimmte „Atmo“ schafft. Dieser Entwicklungstrend zeigt sich auch Bereichen wie der:
- Streetwear: Accessoires sind ein wichtiger Teil des Gesamtdesigns: Smartphone, Vapes und Kopfhörer fügen sich in das Line-up mit ein oder bestimmen es sogar.
- Festival- und Eventkultur: Farben, Lichtstimmungen und diverse Vape-Geschmacksvarianten schaffen zu meist sinnliche Atmosphären
- Alltagsästhetik: In Social Media geht es weniger um Funktionen als um „das Bild“, die Mood, das Gefühl.
Urbanität – Lifestyle – Community – Ästhetik – Identität
Alles greift ineinander. Interessant ist der gesellschaftliche Umgang mit diesen Trends. Beispielsweise werden die schon erwähnten Vapor-Produkte von der Außenwelt eher wie aromatisierte Softdrinks, Raumsprays oder Duftkerzen wahrgenommen. Bei den nikotinfreien Varianten erzeugt es die sinnlichen Reize, akzeptablerweise, wenigstens auch ohne eine körperliche Nebenwirkung zu entfalten, was zumindest dem aktuellen Erkenntnisstand entspricht.
Für viele junge Erwachsene, aber auch für viele andere, ist das tatsächlich ein ganz wichtiger Punkt, seinen Ritualen frönen, ohne schwerwiegender Konsequenzen. So entsteht gefühlt auch ein Stück mehr Freiraum. Doch eine Vielfalt an Aromen spielen in noch ganz anderen Bereichen eine immer größer werdende Rolle, was man beispielsweise an den unzähligen Varianten der:
- Craft-Getränke
- moderne Patisserien
- Tea-Blends
- Duftöl-Kompositionen
Unsere Städte verändern sich und wir verändern uns in ihnen und mit ihnen mit. Weniger Individualverkehr, mehr Sharing-Modelle, mehr Urban Gardening, mehr temporäre Räume, mehr Pop-Up-Kultur. In diesem Umfeld entwickeln Menschen auch ihre kleinen Gewohnheiten neu.
Wo früher die Zigarette vor dem Café stand, sieht man heute Smartphones, wiederverwendbare Wasserflaschen – und gelegentlich farbenfrohe Vapes, die bewusst nikotinfrei gewählt wurden. Es sind neue Rituale im öffentlichen Raum, die weniger „Konsum“ sind und mehr „ästhetische Geste“. Sie funktionieren ähnlich wie:
- ein Coffee-to-go
- ein Streetfood-Snack
- ein Polaroid-Moment
- ein kleines Festivalarmband, das man eben nicht sofort abmacht
Sie sagen nicht viel über eine Person aus, doch irgendwie sie sind alle Teil eines größeren gemeinschaftlichen Lebensgefühls. Menschen entdecken Gemeinsamkeiten auch über die sozialen Kanäle, besonders auf Insta & TikTok sieht man Mood-Videos, flat-lay-Fotografien und visuelle Storys, die Teil eines ästhetischen Gesamt-Setups sind: Urban Settings, Sonnenuntergang, Kerzenlicht, Neonfarben. Die Botschaft ist nicht: „Tu das auch!“ Sondern: „Das gehört gerade zu meiner Stimmung.“


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