Die Festmusik "hölle himmel" nach Gedichten von Kurt Marti für vierstimmigen Chor und Schlagzeug von Heinz Holliger wird am Samstag, 3. November, um 15 Uhr im Rahmen der traditionellen Samstags-Motette in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt. Das Dresdener Ensemble vocal modern musiziert unter Leitung von Christfried Brödel. "hölle himmel" ist die dritte von fünf Kompositionen, die im Jubiläumsjahr der Thomana vom Bach-Archiv Leipzig beauftragt wurden.

Bereits uraufgeführt wurde eine Ostermusik des amtierenden Thomaskantors Georg Christoph Biller und die Pfingstmusik “An den Wind” von Hans Werner Henze. Zu den Kirchenfesten bis Epiphanias 2013 erklingen weiterhin Werke von Brett Dean (Weihnachten 2012) und Krzysztof Penderecki (Epiphanias 2013).

In seiner Motette “hölle himmel” wirft der Boulez-Schüler Heinz Holliger einen kritischen Blick sowohl auf unsere Geschichte als auch auf die Zustände der Gegenwart. Glaubensfragen werden in Verbindung mit politischen Dimensionen erörtert und aktuelle Themen unserer Zeit diskutiert. Der weite Themenkanon, den Holliger in der neunsätzigen Vokalkomposition behandelt, reicht von Unterdrückung über Gleichberechtigung und Frieden bis hin zu Umweltfragen.

Die musikalische Anlage des Auftragswerks folgt strukturell eng der Textvorlage des Schweizer Pfarrers und Dichters Kurt Marti. Das breite Spektrum der Kompositionstechniken, die der Komponist Holliger bei der Vertonung des Textes bemüht, reicht dabei von homophonem Satz bis hin zu Klangfeldern. Die verwandten Mittel stehen immer im Dienst der Textausdeutung, so werden kontrapunktische Verfahren wie Kanons und Spiegelungen bezüglich der Textausdeutung ebenso einbezogen wie Zitattechnik. Insbesondere in der Verwendung barocker Stilelemente schlägt die Komposition den Bogen zu den zahlreichen Motetten Johann Sebastian Bachs, die zu dessen Amtszeit ebenfalls in der Thomaskirche Leipzig erklangen. Für die Uraufführung der Festmusik zeichnen das Dresdener Ensemble vocal modern verantwortlich. Die Leitung hat Christfried Brödel.

Die 800-jährige Tradition der Thomaskirche, des Thomanerchores und seiner Kantoren ist eine Geschichte von Uraufführungen. Johann Sebastian Bach hat in seinen ersten Leipziger Jahren annähernd jeden Sonntag eine neue Kantate zur Uraufführung gebracht, aber auch viele seiner Vorgänger und Nachfolger im Amt des Thomaskantors schufen seinerzeit Werke für den berühmten Knabenchor. Vor diesem Hintergrund beauftragte das Bach-Archiv Leipzig als Partner der Thomana 2012 fünf zeitgenössische Festmusiken für die höchsten Kirchenfeste 2012/2013, die in ihrer formalen Anlage und ihrem Entstehungsanlass an die musikalische Tradition der Thomana anknüpfen. Die fünf Auftragskompositionen wurden, bzw. werden im Rahmen des Festjahres 2012 an Ostern, Pfingsten, zum Reformationsfest und an Weihnachten, bzw. beschließend zu Epiphanias 2013 jeweils im liturgischen Rahmen des Festgottesdienstes uraufgeführt und regulär im Rahmen der traditionellen wöchentlichen Motette in der Thomaskirche wiederholt.

Namhafte Künstler unterschiedlicher Herkunft, Konfession und kompositorischer Auffassung wurden für dieses Projekt verpflichtet. Neben Heinz Holliger (Schweiz) legen zukünftig auch die Komponisten Brett Dean (Australien/Deutschland) sowie Krzysztof Penderecki (Polen) Zeugnis ab von der musikhistorischen Bedeutung der Trias aus Thomanerchor, Thomasschule und Thomaskirche und bestätigen den Ruf des Thomanerchores als Ensemble von Weltgeltung. Den Reigen der Festmusiken eröffnete am Ostersonntag 2012 eine Komposition des amtierenden Thomaskantors Georg Christoph Biller, ihm folgte zu Pfingsten 2012 die Uraufführung “An den Wind” von Hans Werner Henze (Deutschland/Italien). Partner des Projekts sind der Leipziger Thomanerchor und das Gewandhaus zu Leipzig, ermöglicht wird es durch maßgebliche Förderung der Kulturstiftung des Bundes, der Ernst von Siemens Musikstiftung und des BMW Werks Leipzig.

www.bach-leipzig.de

www.thomana2012.de

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