Wenn Chor und Orchester der Musikalischen Komödie an traditionsreicher Stätte auf die einheimischen Dinos des Deutschpop treffen, ist das eine sichere Bank. Der Auftakt des Heimspiels der Prinzen punktete vor allem durch Altbekanntes. Die Akzente setzen die Gäste.

“Eyo, Eyo, das ist alles nur geklaut, eyo, eyo”, grölt es in der ausverkauften Oper. Das Publikum steht und feiert Die Prinzen und ein bisschen auch die schönen Erinnerungen an lange vergangene Zeiten. 22 Jahre, in Worten zweiundzwanzig Jahre ist der Song alt, mit dem die Sangestruppe um das bunte Frontduo Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel einen echten Hit landeten. Ordentlich entstaubt und mit der gewaltigen Kraft des ausgewachsenen Orchesters samt Chor der Musikalischen Komödie zu Leipzig im Rücken, entfaltete das Lied immer noch die gleiche, mitreißende Wirkung wie damals, 1993.

Vorangegangen beim Auftakt der Prinzen-Trilogie zwei Stunden herzhaftes Leipziger Allerlei nach bewährter Rezeptur und ganz nach dem Geschmack der Fans. Die schien es überhaupt nicht zu stören, dass nur drei der insgesamt 31 Songs plus zwei Zugaben zum neuen “Familienalbum” gehörten und der ganze, große Rest köstlich aufgewärmte Klassiker waren. Denn der Plan aus a capella trifft Orchester ging auf. Die Streicher und Bläser, der Trommler und die Multifunktionsmusiker für die “special effects” an Xylophon und Startklappe gaben den von Haus aus eher schlicht gestrickten, weil ohne groß Brimborium arrangierten, Songs der Prinzen viel mehr Klangtiefe, egal wie alt oder neu.

Kein Vergleich beispielsweise zwischen der eingängigen Orchesterversion von “Ganz oben” und der eher unscheinbaren CD-Variante. Wobei die Highlights des Abends nicht die Band selbst, sondern andere lieferten. So sorgte der Chor mit seiner Version von “Hasso (Mein Hund ist schwul)” für glucksendes Gelächter im Saal. Ebenfalls ganz groß: Die Auftritte der “Sing meinen Song”-Kollegen Xavier Naidoo und Andreas Bourani. Im Vorfeld des Konzerts viel diskutiert, spielten Naidoos legida-nahe Äußerungen in jüngster Vergangenheit absolut keine Rolle – weder auf der Bühne noch bei den Fans. “Ja, wir haben davon gelesen, aber uns hat das in keinster Weise abgeschreckt. Uns geht es um die Musik”, betonten Holger und Sandra. Das Pärchen war extra aus Bad Lausick angereist, nicht nur wegen Xavier Naidoo, sondern auch wegen der Prinzen, denn “ich verbinde mit ihren Songs schöne Erinnerungen aus meiner Jugend”, so Holger.

Als “meinen Freund” begrüßte Tobias Künzel Naidoo auf der Bühne und die gemeinsame Interpretation von “Wer ist der Typ” verbreitete Gänsehaut-Feeling. Anders die Lage bei “Wenn Du schläfst”, einem Song Naidoos, wo die Prinzen neben dem Mannheimer mit der mächtigen Stimme trotz ihres fortgeschrittenen Alters plötzlich wieder wie Thomaner wirkten. Schön sangen sie, aber im Kopf blieb die Stimme vom Gast. Kurz vor Zugabe Nummer eins im zweiten Teil des Abends komplettierte “Ehren-Prinz” Andreas Bourani die Runde. Die instrumental aufs Wesentliche reduzierte Akustik-Version seiner WM-Hymne “Auf uns” im Chor mit den Prinzen und Xavier Naidoo wurde vom stetigen Jubel des Publikums begleitet. Schade eigentlich, dass die kommenden beiden Konzerte ohne die Beiden auskommen müssen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar