Tanner mag Rockhaus. Und letztes Jahr hatte er Mike Kilian, den Sänger der Band, auch auf seiner Tanners Terrasse im Helheim zu Gast. Es gab Vodka und ein Versprechen. Nun kommt Mike mit Rockhaus wieder nach Leipzig - und Tanner fragte nach.

Hallo Mike. Schön, mal wieder mit Dir plaudern zu können. Deine Band Rockhaus und Du – Ihr habt gerade Euer neues Album “Therapie” auf den Markt gebracht – und tourt dazu fleißig. Am 18.10. seid Ihr in Leipzig, in der Moritzbastei. Ist das das erste Mal MB? Und wie kam es, dass Ihr jetzt die MB bespielt?

Leider gibt es nicht mehr allzu viele Clubs und Hallen, wo man spielen kann. Fördermittel fehlen oder die Nachbarn sind plötzlich in dem Alter, wo man keinen Krach mehr hören will… Ich mag die Moritzbastei. Du bist da ganz nah mit dem Publikum zusammen. Habe dort schon schöne Konzerte gehabt und das mit Rockhaus wird bestimmt dazu gehören. Wir freuen uns sehr auf das Leipziger Publikum.

Von “Mich zu lieben” geht ein direkter Strang zum Lied “Neustart” auf “Therapie”. Die Lieder sind mir – aufgrund meiner Geschichte – sehr nahe. Ist der Hintergrund biografisch? Ich interpretiere mal frei: Junger Mann, der von autoritären Eltern kleingehalten und gedemütigt wird und sich frei macht, die Programmierungen verlässt. Ist das Deine Geschichte, Mike?

Ich werde mich hüten, meine Texte zu erklären. Genau das, was du sagst, möchte ich, dass jeder seine eigene Geschichte oder Gedanken hat. Das ist das beste Kompliment und mein Wunsch damit erfüllt, etwas zu schreiben, was jemanden bewegt hat. Irgendwas in den Texten hat auch immer mit mir zu tun und seien es Dinge, die ich gehört oder gesehen habe. All diese Bilder, Gedanken, Emotionen landen dann in meinem Kopf, werden durcheinander gewürfelt und durch irgendeinen Impuls dann wieder ausgeschüttet. Ich danke den kleinen Männchen in meinem Kopf dafür und weiß, wie schwer sie es haben. Ich beneide Texter wie MAXIM zum Beispiel, der Hund hat das voll drauf.

Wie viel Rockhaus steckt eigentlich in Therapie? Wenn ich auf die Rückseite des Albums schaue und dort nach Komposition/Text ordne, lese ich bei 11 Songs 17 mal Mike Kilian, einmal Mohren, einmal Repke und sechs mal Petereit. Da gibt es ja ein starkes Gefälle – vom Drummer lese ich in der Erarbeitung der Songs gar nichts. Wie läuft denn bei Euch die Zusammenarbeit beim Liedermachen?

Wir treffen uns und spielen uns unsere Ideen vor, dann heißt es: Hand hoch für Ja oder Nein. Die Songs müssen allen gefallen und so bleibt dann am Schluss hoffentlich das Beste übrig und da muss das Ego aus sein, denn es geht um das Große und Ganze. Die Texte kommen danach und da schreibt auch Herr Petereit mit. Allerdings liefert er mehr Worte oder Zeilen, die mich dann wiederum zu einem ganzen Text inspirieren. Bei EINE WOCHE zum Beispiel war es so: er hatte diese Montag-Dienstag-Mittwoch-…-Idee und ich machte daraus ein trauriges Liebeslied, das Montag beginnt und Sonntag endet.

Ich habe immer etwas Angst, wenn es losgeht, weil ich noch kein Wort habe, aber wenn dann die ersten Songs da sind und von Herrn Petereit die ersten Ideen kommen, werden die Männchen in meinem Kopf wach. Rainer Oleak hat ja diesmal auch arrangiert, was eine tolle neue Erfahrung war und er hat mir auch viel bei den Texten geholfen. Er war sehr kritisch, aber auch inspirierend, wir hatten tolle lange Gespräche. Es war toll loszulassen und jemanden zu haben, dem man vertrauen und sich öffnen kann. Es ist immer ein furchtbares Gefühl, du hast einen Text fertig, hast wie lange auch immer gebraucht, bist stolz und dann legst du ihn vor und derjenige sagt: nicht schlecht aber da geht noch mehr. Ole hat eine Art, aus mir das Letzte rauszuholen und das “Negative” spornte mich eher an, als mich in mein Schneckenhaus zu verkriechen.

Was war das denn eigentlich für eine Geschichte mit: Rockhaus hören auf!? Habe ich da was falsch verstanden? Haben die Tauben auf dem Dache einfach nur Dummes geplärrt? Erzähl mal bitte, Mike…

Wir steckten im Pausenmodus fest und es gab keinen Reset-Schalter. Also beschlossen wir, da die Tour-Termine schon gebucht waren und wir sie nicht mehr absagen konnten, nur eine Rockhaus-Hits-Tour zu machen. Dafür musste ein Foto her und als dieses gemacht wurde, von unserem Lieblingsfotografen Carsten Klick, legte dieses den Schalter um. Ich starrte über 10 Minuten auf dieses tolle Foto und dachte, das ist gottverdammt ein CD-Cover für eine neue Rockhaus-Scheibe. Zum Glück empfanden auch die anderen Kollegen so und es entstand die neue CD Therapie mit der Energie eines Fotos.

Ihr seid ja – und da spreche ich aus Erfahrung – eine begnadete LIVE-Band. Das ist ja Hochleistungssport, Mike, was Ihr da absolviert. Wie hält man das durch? Und all der Alkohol, die Frauen, der Krach, das Schwitzen????

Du sagst es … es ist eine Schinderei mit dem ganzen Sex, Drugs and Rock´n´Roll. Man muss schon ein bisschen auf sich aufpassen, seinen Körper fit halten und sich gut vorbereiten, denn wir wollen noch lange Musik machen und wenn man das begriffen hat und beherzigt, dann steht dem Vergnügen nichts im Wege und der Schweiß ist der Lohn für den ganzen Krach!

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