Als 2009 plötzlich Anja Plaschg als „Soap & Skin“ mit düsteren Klängen auftauchte, war der Jubel groß. Die sonst sich quietschbunt präsentierende Popwelt war wieder um eine Facette dunkler geworden. Die schwedische Musikerin Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff beschwört mit ihren Longplayern ebenso Gefühle, die unter die Haut gehen. Mit einer neuen Aufnahme im Gepäck gastiert sie in Leipzig.

Was vor dem Auftauchen von Popsängerinnen wie Plaschg mit Vorliebe für luzide Klänge und Inhalte nur ganz harten Rockern und Gothics vorbehalten war, scheint im Mainstream angekommen zu sein. Von „Funeral Pop“ ist ganz schnell mal die Rede, also Musik, die sich mit der dunklen Seite des Daseins und Jenseits beschäftigt. So dreht Anna von Hausswolff seit ihrem 2010 erfolgten Single-Debüt „Track Of Time“ wie ihre Kollegin Anja Plaschg an der Stellschraube der Herbstgefühle. „The Miraculous“ heißt ihr neuestes Werk. Es greift jene angsteinflößenden Stimmungen auf, die sie schon auf ihrem Funeral-Pop-Großwerk „Ceremony“ zelebriert hat. Gesanglich schließt Hausswolff mit ihrer jüngsten musikalischen Leistung an die Grand Dame des Dream Pop, Elisabeth Frazer von den Cocteau Twins, auf. Gepaart mit rockigen Klängen nähert sich das neue Album der Schwedin den Epen der Progrock-Meister von Opeth.

Woher sie die Vorliebe für die dunkle Seite der Popmacht hat, erklärt schnell ein Blick in ihre Biografie. Als die Liedermacherin noch ein Kind war, erzählten ihre Eltern ihr von einem Ort, den die Familie gerne besuchte. Außergewöhnlich schön soll er sein, aber eine wechselvolle Vergangenheit besitzen. Dieser Ort sei auch Heimat der traditionellen schwedischen Folk-Musik aber auch Kulisse für die blutige Niederschlagung eines Bauernaufstandes. Von Magie und Terror, Geschichten, Sagen und Geheimnisse erzähle dieser Platz, meint sie in einem Interview. Obwohl sie nicht verraten will, wo er ist, kehrt sie heute immer noch regelmäßig dorthin zurück, manchmal nur in ihrer Phantasie. Diesen Ort nennt sie ‚The Miraculous“.

Einen Großteil der Musik auf „The Miraculous“ schöpft sie aus diesen Geschichten und Bildern, während sie gleichzeitig wieder exzessiven Gebrauch der Acusticum-Pfeifenorgel in Piteå (Nordschweden) macht, deren kolossaler Sound – mit mehr als 9.000 Pfeifen ist sie eine der größten ihrer Art im ganzen Land – auf dem ganzen Album umherschwebt. Die Musikzeitschrift „Musikexpress“ spricht dann schon mal „von mystischem Orgel-Pop noch tiefer hinein in finstere Geisterreiche“.

In Leipzig stellt Hausswolff ihren in Noten gegossenen mystischen Trip im WERK 2 vor. Im Vorprogramm unterbreitet Stefkovic van Interesse seine elektronischen Klangcollagen dem Publikum.

Wer: Anna von Hausswolff und Stefkovic van Interesse
Wo: WERK 2 Halle D
Wann: 3. März, Einlass: 19:30 Uhr, Beginn: 20:30 Uhr
Eintritt: VVK: 15,30 €

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