Manche Feiertage fallen einfach nicht auf. Weihnachten wird medial überstrapaziert. Ostern auch. Zum Männertag geht man(n) immer noch gern saufen und zum Frauentag gab’s in der DDR Blümchen und leere Worte an den gefeierten Teil der Bevölkerung. Zum Totensonntag gibt’s erhöhten Besucherandrang auf den Friedhöfen und vielleicht besucht man ältere Verwandte. Was auch nicht immer nur toll sein muss.
In diesem Jahr bietet das Werk 2 mit den Endlichkeitsdialogen eine Alternative zum gewöhnlichen Totensonntagsprogramm.
Endlichkeitsdialoge klingt jetzt auch nicht gerade nach schierer Ausgelassenheit, aber immerhin bietet die Veranstaltung tolle Musik, unterhaltsame Literatur und ein wenig an realen Grusel.
Die Veranstalter/-innen haben dem Thema Tod nicht nur traurige oder beängstigende Seiten abgewonnen, sondern sehen es als den unausweichlichen Endgegner, dem keiner von uns entkommen kann, der es aber gerade deswegen auch verdient hat, zuweilen mit Humor genommen zu werden.
Dafür ist bei den Endlichkeitsdialogen in erster Linie der großartige Christian von Aster zuständig, dessen tolles Bühnenprogramm unser aller Endgegner mal mit feinem schwarzen Humor, mal mit leiser Melancholie oder unter der Rubrik grober Unfug behandelt.
Für musikalische Unterhaltung sorgen Sarah Lesch und die fantastische Luci van Org (Lucilektrik), die nicht nur ihre Gitarre mitbringen wird, sondern auch aus ihrem neuen Buch lesen wird, von dem sie selbst sagt, dass es „für Kinder von schlechten Eltern“ sei. (Was keinesfalls bedeutet, dass Menschen, deren Kindheit eher gut bis sogar schön war, keine Freude an ihrer Show haben könnten.)
Hinter der Veranstaltung stehen das Leipziger Institut Perimortal, der Geraer Verlag Edition Outbird, der Haus Leben e. V., das Werk 2, sowie die freie Trauerrednerin Kahrin Schreier und der Leipziger Autor, Veranstalter und Rezitator M.Kruppe. Was sie alle eint ist die Auffassung: „Je intensiver wir uns mit dem Thema Tod auseinandersetzen, desto bewusster können wir unser Leben leben.“
Weil es gerade in Bezug auf den Tod selten fair zugeht und die Welt neben den fantastischen Ungeheuern auch jede Menge reale Monster zu bieten hat, wird auch der bekannte forensische Biologe Marcus Schwarz Einblicke in seine Arbeit an Tatorten und mit Käfern, Leichen und Würmern geben, die seinen Berufsalltag bei der sächsischen Polizei bestimmen.
Benjamin Schmidt, Schriftsteller und Punkmusiker, kann über den Tod anders schreiben und reden, als die Mehrzahl seiner Kolleg/-innen, denn er ist ihm bereits begegnet und wird klug, aber nicht grimmig, über seinen Suizidversuch sprechen und lesen. Einer der Höhepunkte des Events wird ein Konzert der Leipziger Liedermacherin Sarah Lesch sein, die sich mit allen übrigen Künstlern auch an einer Talkrunde zum Thema Tod, Sterben und bewusster leben beteiligen wird.
Wer mag und kann, der ist zudem herzlich eingeladen, Werke der Künstlerin Florentine Joop zu ersteigern. (Ja, ihr Nachname hat nicht nur zufällige Ähnlichkeit mit einem gewissen gesetzten Herrn, dessen Designerkleidung in zahlreichen Kaufhäusern ausliegt.)
Fazit: Dass keiner von uns den Endgegner Tod besiegen kann, heißt noch lange nicht, dass wir nicht wenigstens über ihn reden, singen oder – zuweilen – auch lachen sollten.
Die Endlichkeitsdialoge am Sonntag, 23. November, im Werk 2, ab 15 Uhr. Tickets gibt’s online, an den üblichen Vorverkaufsstellen, bei TixforGigs oder direkt im Werk 2.
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