Am Ende des Liebesfeuers war das Geld alle: Vor fünf Jahren liebte Ivnanov (Jonas Fürstenau) seine Anna noch inbrünstig. Und sie ihn ebenso. Deshalb heiratete sie ihn, konvertierte vom Juden- zum Christentum und nahm in Kauf, dass ihre Familie sie verstieß. "Er hatte gedacht, dass sie ihr verzeihen und trotzdem die hohe Mitgift zahlen. Doch das taten sie nicht und nun bringt er sie ins Grab", so lästern die lieben Nachbarn in der russischen Provinz über das Gutsherren-Paar.

Anna (Julia Berke) leidet an Schwindsucht und steht wirklich mit einem Fuß im Grab, doch Ivanov behandelt sie schroff und so verschlechtert sich ihr Zustand zusehends, während Ivanov seine Abende bei den langweiligen Nachbarn zubringt, denen er eine große Summe schuldet und nicht mal die Zinsen zahlen kann.

Ivanov ist ausgebrannt, wie man heute vielleicht sagen würde. “Ich habe mich wohl überhoben”, resümiert er. Die täglichen Probleme und die Menschen, die damit auf ihn zukommen, rotieren in immer gleicher Abfolge um ihn herum. Und über allem herrscht die große Langeweile in der morbiden und bewegungsunfähigen Gesellschaft. Oder, wie es Sascha, jüngste Tochter der reichen Nachbarn, ausdrückt: “Bei dieser Langeweile sterben die Fliegen.” Sascha (Pina Bergemann) ist es auch, die Ivanov ein neues Leben in Aussicht stellt, das frei von Zweifel und voll Leichtigkeit ist.
Das Stück “Ivanov” war das erste abendfüllende Drama Anton Cechovs, uraufgeführt im Jahre 1887 und im Grunde eine Komödie. Der junge Autor arbeitete diese jedoch in der späteren Fassung zur Tragödie um. Und so kommt es, dass die komödiantischen Elemente erhalten blieben, doch statt eines Happy Ends ein Schuss steht.

Unter Regisseur Michael Talke ist es dem Team des Schauspiels gelungen, Ivanovs Depression zu sezieren und die tragikomischen Elemente herauszuarbeiten. Mit etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit bietet das Stück gute Abendunterhaltung.

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