Da ist die Freude auch im Leipziger Süden groß. Auch die Cammerspiele öffnen wieder. Sie sind neben mehreren anderen Leipziger Kultureinrichtungen Teil des Modellprojekts Kultur//Reallabor, in dem ausprobiert wird, was derzeit schon mit Publikum alles machbar ist. Die erste Veranstaltung vor Publikum in den Cammerspielen wird die Premiere von „Ich fress dich auf!“ am Mittwoch, 26. Mai sein. Die Inszenierung des Kollektivs M. Rrisk basiert auf dem Bilderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak und Samuel Becketts „Warten auf Godot“.

Wichtige Gemeinsamkeiten aller Veranstaltungen im Modellprojekt Kultur//Reallabor sind die Umfragen und die Nachtestungen, mit deren Hilfe die Kulturmacher so genau wie möglich herausfinden wollen, wie trotz Pandemie Kultur wieder ein Bestandteil unseres Alltags sein und bleiben kann. Weitere Informationen dazu findet man auf der Seite von dasistleipzig.de.

Und worum geht es in „Ich fress dich auf!“?

Die wilden Kerle warten auf Max. Denn wenn Max kommt, so sagt eine alte Geschichte, dann können sie laut sein. Krach machen. Sich aus Liebe auffressen und wild sein. Wann Max kommt, wissen sie nicht. Aber sie sehnen sich nach ihm, sie träumen von seiner Ankunft. Von der liebevoll knabbernden Annäherung. Dem Krach und der Freude. Oder erinnern sie sich zurück an die Zeit, als er da war? Denn wenn sie nur träumen – warum tut der Abschied so weh?

In „Ich fress dich auf!“ wird jauchzend auf die Reise gegangen und krachend das Ende der Welt besungen. Es wird absurd und verspielt, brüllend komisch und nachdenklich still, bunt und grau und bittersüß und traurig. Das Schweigen löst die Musik ab und andersherum. Weil trotz des Endes der Welt noch keine neue entsteht, müssen wir uns doch der alten annehmen und fragen, wer und welches Verhalten den Kurs bestimmen. Oder welche Bestimmung sich komisch verhält. Oder warum wir eigentlich immer noch warten. Und worauf. Und was passiert, wenn niemand kommt?

Ausgehend von Maurice Sendaks Bilderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ wird in „Ich fress dich auf!“ ein Raum eröffnet, in dem laut sein und auffressen wollen völlig in Ordnung ist. Statt auf Becketts Godot wird auf Max gewartet. Das Warten wird zum schrillen Zeitvertreib, zur melodischen Langeweile, zum kunterbunten Träumen von anderen Zeiten.

Die Gruppe M. Rrisk hat 2019 angefangen ein Stück über unbestimmtes Warten zu entwickeln, um jetzt seit einem Jahr darauf zu warten, das Stück endlich fertigstellen zu können. Verschiedene Professionen der Bereiche Theater und Musik verbindend, arbeiten die jungen Bühnenmenschen kollektiv vor, auf und hinter der Bühne – und stellen dabei nicht nur sich selbst auf den Kopf.

Sie studieren Musik, Theaterwissenschaft oder Kulturwissenschaften. Nebenbei sind die Spielenden im Schauspiel Leipzig, im Forumtheater Leipzig oder mit der Balfolk-Band Maracu unterwegs. Einige waren bereits an verschiedenen Projekten in den Cammerspielen und der freien Szene in Leipzig beteiligt, andere sind zum ersten Mal dabei.

Das Projekt wird gefördert vom StuRa der Uni Leipzig, dem Studentenwerk Leipzig, vom StuRa der HMT Leipzig sowie dem FSR Germanistik, dem FSR TW, dem FSR KuWi, dem FaRAO und dem FSR Kupäd/Muwi.

„Ich fress dich auf!“, Theatercollage mit Rutsche und Musik von M. Rrisk
Premiere am Mittwoch, 26. Mai, 20 Uhr in den Cammerspielen Leipzig (Kochstraße 132)
Weitere Aufführungen: Freitag, 28. Mai, und Samstag, 29. Mai, jeweils 20 Uhr, und Sonntag, 30. Mai, 18 Uhr.

Der Karten-Vorverkauf läuft über tixforgigs.com. Alle Informationen zu den pandemiebedingten Maßnahmen und Regelungen gibt es auf www.cammerspiele.

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