Zwölf Sparkassen soll Sebastian K. von Mai 2007 bis Mai 2011 ausgeraubt haben. Sein Beutezug führte den Endorfer quer durch Mitteldeutschland, einmal sogar nach Hessen. Im August 2011 ging er den Fahndern ins Netz. Eine DNA-Spur brachte sie auf die richtige Fährte. Seit Mittwoch, 28. März, muss sich der 34-Jährige vor dem Landgericht Leipzig unter anderem wegen schwerer räuberischer Erpressung und erpresserischen Menschenraubs verantworten.

Der Angeklagte entspricht nicht dem Bild vom Klischee-Ganoven. Mit seinem Business-Anzug und hochwertigem Schuhwerk könnte man ihn für einen gewieften Finanzmanager halten. In diesem Metier kennt sich der gelernte Bankkaufmann aus. Er wusste daher auch, wie sich die Sparkassenangestellten bei einem Überfall verhalten würden. Seine ersten Coups ging er lässig an. Statt rabiat mit der Tür ins Haus zu fallen, schlenderte er in legerem Outfit in die Filialen, reihte sich einmal sogar brav am Kassenschalter ein. Auf Vermummung verzichtete er weitgehend. Sein Gesicht verdeckte er nur mit einem Basecap. “Das ist ein Überfall, geben Sie mir das Geld”, stand sinngemäß auf kleinen Zetteln, die er den Mitarbeitern vorlegte.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, drohte er mit einem pistolenähnlichen Gegenstand. Manchmal erinnerte er seine Opfer zudem an bankinterne Schulungen, wie sich in einem solchen Fall zu verhalten sei. Keine Frage, Sebastian K. wusste, was er tat. Die Methode bescherte ihm bei Überfällen in Brandenburg, Gießen, Apolda, Chemnitz und Magdeburg satte 32.000 Euro. Einmal hatte er kein Glück. Am 5. November 2007 drückte eine Kassiererin geistesgegenwärtig den Alarmknopf, der Räuber musste flüchten.
Das viele Geld genügte Sebastian K. nicht. Am 16. Februar 2009 bedrohte er, diesmal vermummt, in Röblingen am See zum ersten Mal eine Mitarbeiterin mit einem Dolch. Beute: 8.000 Euro. Offensichtlich hatte er mit der Waffe ein neues Erfolgsrezept für sich entdeckt. Am 12. November 2009 hielt er in Gatersleben einer Angestellten ein Beil an die Kehle, um 10.000 Euro zu erpressen. Bei seinen letzten vier Beutezügen, 2010 in Heeringen und Herbsleben, 2011 in Mügeln und Bad Tennstedt, bediente er sich wieder einer Pistole – oder zumindest eines Gegenstands, der einer Schusswaffe ähnelt. Seine Beute: Etwa 195.000 Euro.

Weil Sebastian K. während seines Raubzugs zweimal wegen anderer Delikte verurteilt wurde, drohen ihn schlimmstenfalls drei Einzelstrafen von bis zu 15 Jahren. Ein Gutachter soll klären, ob er möglicherweise in der Psychiatrie untergebracht wird. Der Angeklagte schweigt bislang zu den Vorwürfen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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