Das Zwickauer Terrortrio soll mehr Helfer gehabt haben als bisher angenommen. Das berichtete das ARD-Magazin "Fakt" am Dienstag, 20. März. Die Chemnitzer Brüder Gunter und Armin F. sollen für Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe unmittelbar nach deren Abtauchen 1998 auf Wohnungssuche gegangen sein.

Laut “Fakt” werden die beiden Männer von Mandy S. belastet, die ebenfalls als Unterstützerin des “Nationalsozialistischen Untergrund” (NSU) gilt. Sie habe bei Vernehmungen ausgesagt, dass die Brüder F. sie damals in ihrer Chemnitzer Wohnung aufgesucht und gebeten hätten, Kameraden unterzubringen, die “Scheiße gebaut hätten”. Die Terroristen hätten dann mehrere Monate in der Wohnung des damaligen Lebensgefährten von Mandy S. im Chemnitzer Stadtteil Altendorf gelebt. Gunter F. soll Bönhardt zudem einen gefälschten Reisepass verschafft haben. “Fakt” beruft sich hierbei auf einen internen Ermittlungsbericht. Die Bundesanwaltschaft äußerte sich bisher nicht, ob gegen die Brüder ermittelt wird.

Mehr zum Thema:

Rechtsterrorismus: Beate Zschäpe bleibt in Haft
Beate Zschäpe bleibt in Untersuchungshaft …

Weiß der Verfassungsschutz doch mehr über André E? Grüne fordern von Innenminister Ulbig transparente Aufklärung
Zwickau liegt in Sachsen. Immer noch …

Die Linken-Abgeordnete Kerstin Köditz reagierte entsetzt auf die jüngsten Enthüllungen: “Wenn es zutrifft, dass die in dem Beitrag genannten Brüder F. den NSU unterstützt haben, belegt dies einerseits unsere Einschätzung, dass die Flucht des Trios nach Sachsen erfolgte, da es im Raum Chemnitz/Erzgebirge ein zahlenmäßig starkes Umfeld potenzieller Helfer gab, und andererseits, dass die im Jahre 2000 verbotene Gruppierung “Blood + Honour” eine zentrale Rolle bei dieser tatkräftigen Hilfe spielte.” Armin F. ist der Politikerin als wahrscheinlicher damaliger Kontaktmann zwischen den “Blood + Honour”-Sektionen in Sachsen und Thüringen bekannt. “Es ist davon auszugehen, dass bei einer solch wichtigen Rolle erhebliches Wissen um die Hintergründe des Abtauchens in Sachsen vorhanden ist.”

Die Aussage von Innenminister Markus Ulbig (CDU), bei “Blood + Honour” handele es sich lediglich um einen Teil der “rechtsextremistischen subkulturellen Szene” hält sie für nachdrücklich widerlegt. “Wir werden als Fraktion mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln auf Aufklärung der Verbindungen der sächsischen “Blood + Honour”-Sektion zum Terrornetzwerk NSU dringen”, erklärte sie am Dienstag-Nachmittag. “Vor allem aber erwarten wir dringend endlich Aufklärung darüber, weshalb das Verbot in Sachsen nie wirklich umgesetzt worden ist. Innenminister Ulbig hat viele peinliche Fragen zu beantworten.”

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar