Glatze, aggressive Gesichtszüge und jede Menge billiger Modeschmuck. Mike K. (23) steht der Hass förmlich ins Gesicht geschrieben. Weil er am 16. Juni 2011 in der Straßenbahn einen Migranten zusammenschlug, musste er sich am Montag vor dem Amtsgericht verantworten.

Ersen B. (24) verstand die Welt nicht mehr. Der Migrant befand sich auf dem Weg zu einer Freundin, als ihn zwei Leipziger gegen 22:15 Uhr am Friedrich-List-Platz grundlos angriffen. Zunächst beschimpfte ihn Mike K. als “Taliban”. Dann zog er über die Familie seines Opfers her. Der Holzebearbeiter konnte den angetrunkenen Glatzkopf nicht verstehen. Er leidet an einer Hörbehinderung. “Die Beleidigungen habe ich ihm von den Lippen abgelesen”, berichtete er dem Gericht. Mike K. fackelte nicht lange. Als B. seinem Wunsch, die Bahn zu verlassen, nicht nachkam, schlug er mit seinem eingegibsten Unterarm zu. Sein Opfer wehrte sich trotz blutender Nase nach Leibeskräften. Ein Schlag traf K.’s Kumpel Philipp H. (23). Der Obdachlose wollte seinen Freund zunächst zurückhalten, änderte daraufhin aber prompt seine Meinung über den Migranten. Statt die Situation zu bereinigen, schlug er zurück. Schließlich schubsten die Männer ihr Opfer gemeinsam aus der Tatra-Bahn.

Pech für sie: B. konnte sich rechtzeitig beim Fahrer bemerkbar machen. Der verriegelte den Waggon und alamierte die Polizei. Als die Beamten eintrafen, versuchte Mike K. gewaltsam, die verschlossene Tür zu öffnen. Die Folge: 2.000 Euro Sachschaden. Die Staatsanwaltschaft legt den Männern deshalb nicht nur Beleidigung und Körperverletzung, sondern auch Sachbeschädigung zur Last. Philipp H. räumte die Tat bereits ein. Sein Begleiter gab an, sich wegen seines Alkoholrauschs an nichts mehr erinnern zu können. Der Prozess wird fortgesetzt.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar