Paukenschlag am frühen Morgen: Über 900 Beamte durchsuchten mehr als 120 Objekte in ganz Nordrhein-Westfalen. Anlass ist das Verbot mehrerer Kameradschaften. Der bisher größte Schlag gegen die rechte Szene im Vorfeld einer deutschlandweit organisierten Demonstration.

Am 2. September möchte der “Nationale Widerstand Dortmund” auf die Straße gehen. Wie jedes Jahr mobilisieren die Ruhrpott-Nazis zu ihrer Antikriegstagsdemonstration. Mit dem Aufmarsch um den Jahrestag von Hitler’s Überfall auf Polen 1939 bemühen sich die Rechten derzeit, das Thema Pazifismus zu besetzen. Wie man jedoch genau die Parole “Nie wieder Krieg nach unserem Sieg” verstehen soll, macht deutlich dass es allzu friedlich nicht zugehen könnte. Ein Hauch von Endsieg schwingt irgendwie immer mit.

Der ist mit dem heutigen Tag in weite Ferne gerückt. NRW-Innenminister Ralf Jäger hat den “Nationalen Widerstand Dortmund” verboten. Ebenso die “Kameradschaft Hamm”, die sogar unter Terrorverdacht steht. Zwei Anhänger waren am 1. Mai 2010 mit selbst gebastelten Sprengsätzen nach Berlin gefahren. Beide Gruppen, die Verfassungsschutz und Beobachter den “Autonomen Nationalisten” zuordnen, verfügten offenbar über Kontakte zur NPD.
Allein in Dortmund durchkämmten 600 Beamte 93 Objekte, um Vereinsvermögen und -Besitz einzuziehen. Den Anhängern ist das Tragen der Kameradschaftssymbole fortan untersagt. Aus einem Dortmunder Szenetreff ließ die Polizei sogar das Mobilar abtransportieren.

Welche Auswirkung die Verbote auf den geplanten Aufmarsch am 2. September haben werden, ist noch nicht abzusehen. Zu der Veranstaltung werden mehrere hundert Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Leipziger Kameraden aus dem Umfeld des “Aktionsbündnis Leipzig”, einem Ableger des militanten Netzwerks “Freies Netz Mitteldeutschland”, sind bereits vor Ort. Seit Tagen unterstützten sie offenbar die Dortmunder Gruppe bei Mobilisierungsaktionen. Die meldeten heute Vormittag: “Alle Info’s laufen ab jetzt über den Twitter von ABLeipzig.”

Mit einer Verbotsverfügung wurde auch die “Kameradschaft Aachener Land” belegt. Im Raum Aachen durchsuchten rund 200 Beamte fast 50 Häuser und Wohnungen. Von der berüchtigten Gruppe führt ebenfalls eine Spur nach Leipzig. Ein ehemaliges Mitglied der Gruppe war im Oktober 2010 an der Ermordung des 19-jährigen Irakers Kamal K. beteiligt.

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