Seit Montag muss sich Mandy J. (28) vor dem Landgericht verantworten. Vorwurf: Versuchter Mord. Die unscheinbare Brillenträgerin soll zwei Mal probiert haben, ihren Ehemann Marko (34) zu töten. Danach fuhr sie den Gatten mit zertrümmerten Schädel und Würgemalen in die Klinik. Das Opfer behielt die Tat zwei Jahre für sich.

Der Mann hatte angenommen, seine Frau habe ihn unbewusst beim Schlafwandeln mit Hammer und Schnürsenkel attackiert. Laut Anklage soll Mandy J. am 30. Oktober 2011 um 4 Uhr heimtückisch mit dem Werkzeug auf Markos Kopf eingeschlagen haben. Er erlitt offene Schädelfrakturen, wachte vor Schmerzen auf und flüchtete ins Wohnzimmer. Seine Mandy folgte ihm.

“Sie streichelte ihm zunächst sanft über den Kopf, da sie ihn in Sicherheit wiegen wollte”, schildert Staatsanwältin Tanja Lötschert. Anschließend soll sie ihm einen Schnürsenkel um den Hals und zugezogen haben.

Marko J. überlebte den Angriff. Weil seine Frau ihn rettete. “Ich dachte, dass sei ein einmaliger Ausrutscher beim Schlafwandeln. Sie guckte wie ein Zombie durch mich durch”, berichtete der Geschädigte. Mandy J. legte bei Prozessauftakt ein Geständnis ab. Unter Tränen. “Ich hatte plötzlich diesen Hammer in der Hand. Wie es passiert ist, weiß ich nicht. Aber ich räume ein, ich muss es gewesen sein.”

Die Beweislast ist heute erdrückend. Ein Gutachten des Landeskriminalamts kommt zu dem Schluss, dass der Tat-Hammer Spuren auf dem Kopfkissen von ihrem Mann hinterlassen habe. Außerdem stellten Biologen Blutspuren an einem Schnürsenkel in der Wohnung fest, die zur DNA des Geschädigten passen.

Marko J. deckte seine Frau eisern – bis sich das Paar zwei Jahre später trennte. Mandy ging auf den Namen ihres Mannes im Internet shoppen, überzog dessen Konto und bescherte dem Ex-Mann einen Schufa-Eintrag. Seit Anfang September sitzt sie in Untersuchungshaft. Am Abend vor der Bluttat hatte sich das Paar gestritten.

Am Donnerstag sagte eine Nachbarin (74) aus. Die Dame hörte frühmorgens erst lautes Türenschlagen, dann ein merkwürdiges Geräusch. “Als ob ein schwerer Gegenstand umgefallen ist”, erinnert sich Rosemarie Z.

Mandy J. kam nach dem Angriff offenbar zu Besinnung. Sie verfrachtete ihren Gatten in ihren gelben VW Beatle und fuhr ins Klinikum St. Georg. Den Ärzten und der Polizei tischte sie die Geschichte, ihr Mann sei abends um 23 Uhr aus dem Haus gegangen. Gegen vier Uhr habe er sie vor Schmerzen geweckt. Marko J. gab an, er könne sich an nichts erinnern. Beide machten trotz seiner schweren Verletzungen einen ruhigen Eindruck.

“Frau J. ist ganz ruhig gewesen. Sie saß unauffällig im Wartebereich”, erinnert sich Polizist Jens W. “Die Atmosphäre war ganz mystisch.” Unterdessen besichtigten Kriminaltechniker die Wohnung des Paars. Unter dem Bett lag der Hammer. Dass es sich dabei um die Tatwaffe handelte, sollten die Ermittler erst Jahre später erfahren.

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