Am Mittwoch verurteilte das Amtsgericht zwei Lok-Fans zu Bewährungsstrafen. Die Männer hatten sich nach dem Derby gegen RB Leipzig am Hauptbahnhof eine Schlägerei mit Passanten geliefert. Eine Nachwehe des Stadtderbys am 8. Mai 2013: Etwa 10 Lok-Fans feiern im Anschluss auf der Kleinmesse.Kurz nach Mitternacht besteigen sie an der Angerbrücke eine Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof. Dort treffen Sie auf angetrunkene Freizeitfußballer, die in der Moritzbastei einen Geburtstag begießen wollten.

Einer der Hobby-Kicker erzählt lauthals, er habe in der Jugend bei Sachsen Leipzig gekickt. Da brennen bei den alkoholisierten Lok-Fans die Sicherungen durch. Zwar kann sich der Sportler am Hauptbahnhof unbeschadet in Sicherheit bringen. Zwei seiner Begleiter kommen nicht so glimpflich davon.

Zwei bis drei Lok-Anhänger stürzen sich auf die Männer. Nils W. (22) verliert bei der Schlägerei ein Stück eines Eckzahns. Enrico M. (38) erleidet eine Platzwunde. Die Polizei ist nach wenigen Minuten zur Stelle, setzt die Schläger auf dem Augustusplatz fest. Augenzeugen identifizieren zwei Lok-Fans zweifelsfrei als Täter.

Roy B. (23) und Marco L. (34) sind keine Mauerblümchen. Ihre Vorstrafenregister sind lang. Beide sind bereits bei Fußball-Delikten in Erscheinung getreten. Vor dem Amtsgericht spielen sie die Unschuld vom Lande. “Wir hatten keine Rangelei”, meint Roy B. “Ich habe nichts von der Rangelei mitbekommen”, ergänzt Marco L.

Sechs Zeugen, die Geschädigten und deren Freunde, können sich detailliert an den Hergang des Angriffs erinnern. Zwei Lok-Anhänger tragen dagegen nichts zur Aufklärung des Vorfalls bei. Während Kevin O. (22) angibt, sich an so gut wie nichts erinnern zu können, und bei den anschließenden Nachfragen des Vorsitzenden und des Staatsanwalts mächtig ins Schwimmen gerät, möchte Andreas B. (35) rein gar nichts mitbekommen haben. “Für mich war das eine normale Straßenbahnfahrt”, so der Erwerbslose.

Die Angeklagten wirken schlecht vorbereitet. Selbst als sich nach sieben Zeugen eine sichere Verurteilung abzeichnet, schlagen die Fußballfans einen Deal aus. “Mehrere Zeugen haben bekundet, dass Sie dabei gewesen sind”, spricht Staatsanwalt Christoph Kruczynski in seinem Plädoyer Roy B. direkt an. Marco L. sei ebenfalls mit von der Partie gewesen.

Der Vorsitzende Richter Hardy Bittner schließt sich dieser Meinung an und verurteilt beide Männer zu acht Monaten Haft auf Bewährung. Kruczynski hatte für Roy B. sogar neun, und für Marcus L. zehn Monate beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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