Leipziger NPD-Aktivisten leiden anscheinend unter Halluzinationen. Anders lässt sich ein Vorgang, der sich am 10. und 11. Dezember im sozialen Netzwerk "Facebook" abgespielt hat, kaum noch erklären. Die Kameraden behaupten dort, die Leipziger Polizei würde begrüßen, dass künftig 10 Parteimitglieder eine Lößniger Schule bewachen. Die Ordnungshüter dementieren die unglaubliche Geschichte.

Vergangenen Mittwoch griffen mehrere Täter, wahrscheinlich 10 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren, vor einer Schule in der Willi-Bredel-Straße gegen 13.30 Uhr einen 15-Jährigen tätlich an. Der Achtklässler musste ambulant behandelt werden. Eine Lehrerin wurde auf die Attacke aufmerksam und intervenierte. Die Täter zogen daraufhin von dannen. Dabei rempelten sie vier weitere Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren an und schlugen auf ihre neuen Opfer ein. Die Polizei nahm umgehend Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung auf. Einige Täter waren bereits namentlich bekannt.

Offensichtlich pflegt jemand aus dem Umfeld der Geschädigten Kontakte zur Leipziger NPD. In Eigeninitiative veröffentlichte der Kreisverband auf “Facebook” noch am gleichen Tag einen selbst verfassten Fahndungsaufruf, inklusive Fotos der angeblichen Täter. “Der Aufruf erweckt trotz einiger orthografischer und grammatikalischer Fehler den Eindruck einer polizeilichen Meldung. Es wird darin auch gebeten, sich bezüglich sachdienlicher Hinweise an das Polizeirevier Leipzig-Südost zu wenden”, berichtet Polizeisprecher Andreas Loepki.

Am 11. Dezember veröffentlichten die Nationaldemokraten einen weiteren Facebook-Eintrag. Angeblich seien alle Täter identifiziert. Fast 50 Personen hätten sich bei den Rechtsextremisten mit “Angaben zu den Namen und Angaben zu weiteren Verbrechen” gemeldet. Die Neonazis nutzen gleich die Gunst der Stunde, um für die vermeintlichen Intensivtäter, bei denen es sich um Ausländer handele, “die volle Härte des Gesetzes” einzufordern.

Einen Absatz weiter tragen die Rechten dick auf: “Die NPD (..) nahm sich der Verantwortung an, und kontaktierte umgehend die Polizei. (…) Die NPD Leipzig (…) erstellt in der Absprache mit der PD SO eine Gefahrenanalyse auf Grundlage der Aussagen. (…) Die Polizei würde den Vorschlag begrüßen, wenn die NPD Leipzig zum Schutz der Schüler, 10 Mitglieder vor die Schule stellt (…).”

Offensichtlich logen sich die Kameraden eine eigene Version der Wahrheit zu Recht. Dafür spricht, dass führende Parteiaktivisten wie Enrico Böhm in der Vergangenheit in steter Regelmäßigkeit selbst mit den Ordnungshütern in Konflikt gerieten. Der Kreisvorsitzende ist nicht als einziges Mitglied mehrfach vorbestraft. Der Versuch, sich als Law-and-Order-Partei aufzuspielen, gerät nicht zuletzt deshalb zur Farce. Auf die NPD könnten obendrein rechtliche Konsequenzen zukommen. “Die Polizeidirektion Leipzig distanziert sich von diesen Äußerungen, weist sie ausdrücklich zurück und behält sich rechtliche Schritte vor”, sagt Loepki.

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