Waren die Angriffe gegen Journalisten am Rande des Legida-Aufmarsches durch die Veranstalter geduldet? In einer Stellungnahme gehen die Organisatoren zu den Angreifern auf Distanz. Auf ihrer Facebook-Seite ist davon die Rede, dass "irgendwelche vermummten Nazispinner Fotografen gejagt haben sollen." Im Internet ist am Freitag ein Video aufgetaucht, welches die Ist-uns-egal-Haltung der angeblich friedlichen Islamkritiker ins Wanken bringt.

Der knapp dreiminütige Zusammenschnitt zeigt Szenen, die sich vergangenen Mittwoch in Leipzig abgespielt haben. Hooligans und Neonazis machten an der Spitze der Legida-Demonstration Jagd auf Journalisten. Ein Fotograf wurde angegriffen.

Das Video zeigt einen Teil des Vorfalls, in der Sequenz liegt der Reporter bereits am Boden. Eine männliche Person, die den Journalisten – dies belegen Fotos, welche L-IZ vorliegen – zuvor gejagt hatte, läuft weiter in Richtung flüchtender Medienvertreter, um nach wenigen Metern kehrt zu machen. Als sich der Kollege aufrappelt, setzt der Angreifer nochmals kurz nach.

Polizisten sind in der Einstellung weit und breit nicht zu sehen. Warum die Beamten die Hetzjagd nicht verhindert haben, anstatt die Hooligans, die von Beginn an aggressiv aufgetreten sind, im geschlossenen Spalier zu begleiten, weiß nur die Einsatzleitung um den Leipziger Polizeipräsidenten Bernd Merbitz. Da rund 4.000 Polizisten im Dienst gewesen sind, wäre die Möglichkeit hierzu allemal gegeben gewesen, zumal sich die Zahl der Legida-Demonstranten durch Zählungen weit nach unten in den Bereich um die 5.000 bis maximal 7.000 darstellen.

Auch an anderer Stelle griffen die Ordnungshüter nicht ein. Mehrere Videos belegen inzwischen, dass sich die Beamten nicht an den massiven Verstößen der Legida-Demonstranten gegen das Vermummungsverbot gestört haben. Auch im vorliegenden Video läuft ein Vermummter Seite an Seite mit Einsatzbeamten, ohne dass diese die erteilte Auflage, dass sich kein Teilnehmer zu vermummen hat durchsetzen. Es sieht eher nach einer klaren Duldung durch die Beamten aus.

Das gestern aufgetauchte Video stellt auch die Zuverlässigkeit mancher Legida-Ordner in Frage. Diese wirkten nämlich keineswegs deeskalativ auf die aufgedrehten Hooligans ein, sondern begingen selbst Straftaten. Ein junger Mann mit dunkelblauer Mütze, grauen Pulli und weißer Ordner-Armbinde bedrängte vor den Augen der Polizei in aggressiver Manier Fotografen und Kameraleute, um diese an der Ausübung ihrer Tätigkeit zu hindern.

Ein weiterer Ordner greift einem Bildreporter direkt ins Objektiv. Klare Fälle von Nötigung, die sich teils unter den Augen der anwesenden Beamten abgespielt haben. Ein Eingreifen ist nicht zu sehen. Die Polizeibeamten müssen sich nun die Frage gefallen lassen, warum sie die Ordner nicht an Ort und Stelle aus dem Aufzug entfernt haben. Vom verantwortlichen Versammlungsleiter Silvio Rösler fehlte bei den aggressiven Eskapaden der Hooligans und der Ordner jede Spur.

Das Video auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?x-yt-cl=84503534&v=j5Ab5LMM-Xk&x-yt-ts=1421914688

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