Tobias Hollitzer ist nicht nur Leiter der Gedenkstätte in der "Runden Ecke", sondern auch Sprecher der Initiative "Tag der Friedlichen Revolution - Leipzig, 9. Oktober 1989". Nach der Umfrage durch die Stadt zum Freiheits- und Einheitsdenkmal zeigt er sich, angesichts der im Vorfeld heftig und kontrovers geführten Debatte, rundum zufrieden. Im Interview mit der L-IZ legt er seine Sicht der Dinge dar.

Herr Hollitzer, wie ist die Befragung, beziehungsweise das Ergebnis bei Ihnen angekommen?

Also ich bin mit dem Ergebnis der Umfrage sehr zufrieden. Wobei meine Meinung ja nicht entscheidend ist. Aber dies ist jetzt eine repräsentative Umfrage, die diesen Prozess noch einmal beleuchtet und die klar macht, dass eine Mehrheit für dieses Denkmal ist. Eine Minderheit von 15 bis 18 Prozent hat sich negativ zum Denkmal geäußert, was natürlich auch völlig in Ordnung ist. Dies wird als Minderheitenvotum im Experten-Workshop berücksichtigt werden. Schlussendlich schließen wir wieder dort an, wo wir vor einem Jahr aufgehört haben. Oder besser gesagt, wir waren schon einmal wesentlich weiter, was aber durch die einjährige Stagnation des Prozesses verursacht war. Und ich sage das jetzt auch mal deutlich, in der Verantwortung des Kulturbürgermeisters Faber haben wir dadurch wieder eine negative Debatte bekommen. Ich stimme da Herrn Jung zu, dass wir das Thema jetzt wieder stärker vorantreiben müssen.

Sehen Sie den Fehler in der Art und Weise der Kommunikation des Themas nach außen?

Den Fehler sehe vor allem darin, dass dieser Prozess in der Öffentlichkeit – was die Kommunikation anbelangt – schon einmal wesentlich weiter voran geschritten war. Und nach meiner Erfahrung war es so, dass diejenigen, die das entschieden haben, gesagt haben, wieso soll ich mich jetzt noch dazu äußern? Mit dieser Haltung kann ich natürlich nicht zufrieden sein. So entsteht nach außen hin der Eindruck, es sei kein Interesse da und die Mehrheit wolle das nicht. Was, wie wir aber anhand der jetzigen Umfrage sehen, so aber gar nicht der Fall ist.Welches ist denn Ihr Standort-Favorit für das Freiheits- und Einheitsdenkmal?

Mein persönlicher Standort-Favorit ist aus rein inhaltlichen Gründen der Augustusplatz. Weil es der Ort ist, an dem die Montagsdemos quasi begonnen haben, wo sie zu Massendemonstrationen wurden und wo auch die riesigen Wahlkampfkundgebungen aller Parteien stattfanden, die schließlich Auslöser für die Etablierung der parlamentarischen Demokratie waren. Ob das städtebaulich funktionieren kann, wird sich im Zuge der anstehenden Expertenworkshops zeigen. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass wir diesen Weg gewählt haben. So dass sich hier, anders als damals in Berlin, Künstler, Gestalter und andere Experten zusammen gefunden haben, um an einer Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten.

Würden Sie sich mehr Unterstützung aus den intellektuellen Kreisen Leipzigs wünschen?Ich würde mir grundsätzlich mehr inhaltliche, intellektuelle Unterstützung aus der Leipziger Bürgerschaft und Institutionen wünschen. Aber nicht nur von diesen, sondern auch von Bürgern dieser Stadt. Wenn sie ins Gespräch kommen, ist die Wirkung wesentlich größer, als die durch veröffentlichte mediale Unterstützung. Da hoffe ich, dass in den nächsten Wochen und Monaten noch einiges in Gang kommt. Auch da waren wir ja schon mal weiter gewesen.

Glauben Sie, dass die Umfrage jetzt wieder einen Stein ins Rollen bringt, der eine ganze Weile lang Moos angesetzt hat?

Es ging ja ewige Zeiten nicht wirklich vorwärts. Das Verfahren steht, ja. Aber jetzt ist ein Zeitplan vorgegeben, der sicherlich sportlich ist, aber der auch motiviert, etwas zu tun, um das Denkmal im Jahr 2014 zu eröffnen. Da sind wir jetzt auf einem sehr guten Weg und die Bürger haben es noch einmal deutlich gemacht, dass es von einer repräsentativen Mehrheit so gewollt wird. Spannend wird es, wenn der Stadtrat den Standort beschließen wird. Und gespannt bin ich darauf, wie die Entwürfe zum Denkmal aussehen werden.

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