Unweit von Leipzig gibt es ein kleines Kunst-Festival. Es nennt sich Industriebrachengestaltung, kurz IBUg. Das Festival für urbane Kultur findet im westsächsischen Meerane statt und geht nur vielleicht in diesem Jahr in seine sechste Auflage. Denn noch gibt es ein Hindernis - dem Festival wurden die Fördergelder erstatzlos gestrichen. Neben den Spendenaufruf zur Durchführung, starten die Festivalmacher eine Crowfunding-Kampagne. Es geht um eine etablierte und beliebte Veranstaltung, so die Veranstalter.

“In Meerane gibt es, wie in vielen ostdeutschen Städten, in denen ehemals eine produzierende Industrie existiert hat, sehr viele brach liegende Industriebetriebe und Fabriken, an denen niemand mehr Interesse hat und welche so für einen langsamen Verfall bestimmt sind. Auf der ständigen Suche nach Flächen zur Nutzung für legales Graffiti stieß ich bei unseren Verantwortlichen – insbesondere Bürgermeister Prof. Ungerer – auf offene Ohren (…)”, hieß es 2007 von Jens Müller, genannt “Tasso”, Initiator der IBUg. “Das ist sechs Jahre her”, so Müller heute und beklagt: “2011 ist die Fördermittelakquise bei der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und dem Fonds Soziokultur gescheitert. Aktuell besteht eine Finanzierungslücke von 15.000,00 Euro!”

In seinem Spendenaufruf heißt es nun: “Durch die jahrelange Unterstützung der Stadtverwaltung Meerane und der Stadtwerke Meerane sowie durch die Motip Dupli Group, die alle Farbdosen sponsort und Red Bull GmbH, die Getränke bereit stellt, ist die IBUg gewachsen und zu einer Herzensangelegeneheit für das Team, die Künstler, die Helfer, die Bürger geworden. Das soll auch 2011 so sein.” Des Weiteren verzichten Teammitglieder auf ihre Honorare, stemmen das Festival mit Engagement, so der Wunsch von Jens Müller. Er hofft auch gemeinsam mit dem IBUg-Team, dass die eingeladenen Künstler und Referenten auf Honorare und alle Reisekosten verzichten. Außerdem besteht die Hoffnung, dass die Künstler einzelne Werke spenden, um die IBUg unterstützen.
Nicht nur die Meeraner Bevölkerung rufen die Festivalmacher auf, fünf Euro zu spenden. Auch Besucher sind aufgefordert diese Summe zu spenden, um dafür natürlich keinen Eintritt zu bezahlen. Wer mehr spendet, kann ein Kunstwerk vom Graffitikünstler Loomit gewinnen. Beim Konzept der IBUg geht es um Brachenflächen wieder zu beleben, umzunutzen. Seit sieben Jahren gibt es das Festival schon und lockt Jahr für Jahr Street Art-Künstler aus aller Welt an. In diesem Jahr haben sich u.a. Ta55o und Help (Meerane), Zone56 (Glauchau), Tshunc und Flamat (Leipzig), Andy K und Jens Besser (Dresden), Zebster und Wurstbande (Berlin), Atem (Frankfurt am Main), Hifi (Dortmund), Chromeo (Schweiz), Ruskig (Schweden), Emilone (Österreich) und Faunagraphic (Großbritannien) angekündigt.

Zum Ansinnen des Festivals meint Müller: “Ich wusste, dass dies eine grandiose Idee war und ich stellte mir schon vor, mit längerer Anlaufzeit spektakuläre Künstler nach Meerane zu bekommen und ihnen eine spezielle, einzigartige Plattform zu bieten, um Kunst zu machen. Um zu zeigen, dass Graffiti und Streetart der etablierten, zeitgenössischen Kunst zumindest ebenbürtig ist.”

Vom 2. bis 4. September findet die IBUG wieder statt, wenn genügend Gelder für die Umsetzung da sind. Neben der Ausstellung mit den Ergebnissen der Kreativphase soll es ein Rahmenprogramm mit Führungen, einem Filmprogramm, Vorträgen, Diskussionen, einer Modenschau sowie der IBUg-Aftershow-Party das Festival geben.

Ein Interview mit den Festivalmachern folgt in Kürze.

IBUg Online
www.ibug-art.de

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