Leipzig ist bunt. Manchmal sieht man es - etwa beim Schlendern durch den Leipziger Osten - meistens sieht man es nicht. Oft genug leben Migranten aus allen Himmelsrichtungen mitten unter den Leipzigern, und man merkt es gar nicht. Nur die Statistiker merken alles. Sie stellen auch regelmäßig ein neues Faltblatt "Migranten in Leipzig" zusammen.

Das wurde offiziell am Montag, 27. Juni, veröffentlicht. Auftraggeber wieder: das Referat für Migration und Integration. Es enthält wesentliche Angaben zu Leipzigs Einwohnern mit Migrationshintergrund. Das Faltblatt ist kostenlos in allen Bürgerämtern sowie an der Informationstheke und im Referat für Migration und Integration im Neuen Rathaus erhältlich und kann auch unter www.leipzig.de/statistik heruntergeladen werden.

“Ich bin sehr froh, dass es unseren Statistikern auch in diesem Jahr gelungen ist, in einem aufwändigen Verfahren die statistischen Angaben über die Einwohner mit Migrationshintergrund in Leipzig zu aktualisieren”, betont der Integrationsbeauftragte der Stadt, Stojan Gugutschkow. “In der Stadtverwaltung, aber auch darüber hinaus werden diese Zahlen gebraucht, um die reale Präsenz der Migranten in der Stadt in den verschiedenen Lebensbereichen, bei Planungsprozessen und strategischen Überlegungen berücksichtigen zu können.”Wie das Amt für Statistik und Wahlen ermittelte, wohnten Ende 2010 in Leipzig 40.775 Personen mit einem Migrationshintergrund, das entsprach einem Bevölkerungsanteil von 8,0 Prozent. Andreas Martin erläutert dazu: “Der Rückgang gegenüber den beiden Vorjahren beruht ausschließlich auf intensiv durchgeführten Registerbereinigungen, von denen überdurchschnittlich Ausländer betroffen waren. Mit hoher Gewissheit lässt sich allerdings aufgrund recht verlässlicher Indikatoren einschätzen, dass der Anteil der Leipziger Einwohner mit Migrationshintergrund unabhängig von der Zu- oder Abnahme der Gesamtbevölkerung in nächster Zukunft wachsen wird.”

Im Zusammenhang mit den Registerbereinigungen fiel der offizielle Ausländeranteil in Leipzig übrigens von 6,5 auf 5,8 Prozent. Damit ist Leipzig hinter Berlin (13,7 %) nach wie vor die ostdeutsche Großstadt mit dem höchsten Ausländeranteil. Knapp 25.000 Ausländer leben nun rein statistisch in Leipzig, weitere knapp 16.000 Einwohner mit einem Migrationshintergrund – hierzu zählen insbesondere Spätaussiedler, eingebürgerte Personen, aus dem Ausland zugezogene Deutsche sowie deren Kinder.

Ein besonderer Effekt der Registerbereinigung von 2010 ist auch, dass – rein zahlenmäßig – mehr Ausländer Leipzig verließen als herzogen. 5.816 Zuzügen standen statistischen 7.695 “Wegzügen” gegenüber. Und wer jetzt dachte, insbesondere die Migranten aus den Krisengebieten der Welt hätten sich aus den Registern nicht ordentlich abgemeldet, der irrt: Es sind Polen, Franzosen, Italiener und US-Amerikaner, die es mit der Abmeldung nicht so genau genommen haben. Sie führen die Spitze der “Wegzügler” an.Migranten sind im Durchschnitt 10,5 Jahre (Männer) bzw. 15,2 Jahre (Frauen) jünger als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund und wirken damit der Überalterung der Leipziger entgegen. Die meisten Migranten wohnen in den Stadtbezirken Mitte und Ost. Im Stadtbezirk Mitte liegt der Ausländeranteil insbesondere durch die große Zahl von hier wohnenden Studenten bei 11,3 Prozent. Im Leipziger Osten liegt der Wert bei 7,1 Prozent.

Wichtigste Herkunftsländer sind bei den Ausländern Russland (5.547 Personen), Ukraine (3.074) und Vietnam (2.846), bei den deutschen Migranten dominieren die Spätaussiedler aus Russland und Kasachstan.

Deutlich beschämender sind diese Zahlen: Nur 52 Prozent der Ausländer haben einen gesicherten Aufenthaltsstatus (sind also EU-Bürger oder haben eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis), weitere 40 Prozent haben die Option darauf, besitzen also eine befristete Aufenthaltserlaubnis.

Der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund ist in den Mittelschulen mit 13,7 Prozent am höchsten, in Grundschulen beträgt er 11,8 Prozent und in Gymnasien 8,4 Prozent.

Fast zehn Prozent aller Studierenden an Leipzigs Hochschulen im Wintersemester 2010/2011 waren Ausländer.

Die Arbeitslosenquote bei den Ausländern lag 2010 bei 27,4 Prozent. Aber auch diese Zahl sagt mehr über die deutschen Gesetze als über den Wunsch der Migranten zu arbeiten. Wer ausländische Abschlüsse nicht anerkennt, braucht sich über solche Prozentsätze nicht zu wundern.

Immerhin 4.126 Betriebe in Leipzig haben einen ausländischen Betreiber – dies sind 7,8 Prozent aller bestehender Betriebe. Und dazu gehören nicht nur die vielen Familienbetriebe mit vietnamesischem Inhaber (515), sondern auch 359 Polen, die ein Gewerbe angemeldet haben, 199 Österreicher, 168 Ukrainer, 164 Türken usw.

Faltblatt “Migranten in Leipzig”: www.leipzig.de/statistik

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