Einen Hafen für Menschen nach einem Schicksalsschlag nennt Leipzigs Sozialbürgermeister Thomas Fabian das Haus Leben im ehemaligen Friesenkrankenhaus. Seit fünf Jahren finden dort Krebspatienten Unterstützung und Kontakt. Und die Krankenkassen haben keinen Cent dazubezahlt. Die Angebote des Hauses richten sich auch an Familienangehörige.

“Ganz wichtig ist doch jetzt, dass wir leben”, berichtete Jacqueline Stockmann von einem Gespräch mit ihrem Sohn. Das andere käme dann eben, hätte der Filius ihr in der Vorweihnachtszeit zum Thema Geschenke gesagt.

Mit Ende 20 erhielt Jacqueline Stockmann die Diagnose Krebs. Es folgten die einschlägigen Behandlungen. Parallel dazu fand die vierköpfige junge Familie Stockmann den Weg in das Haus Leben in der Leipziger Friesenstraße.

Erst nach dem ersten Gespräch im Haus Leben sei der Familie gemeinsam bewusst geworden, wie sehr die Erkrankung der Mutter das Leben der Familie verändert habe. So erzählte es Jacqueline Stockmann am Montag zum fünfjährigen Jubiläum der Einrichtung in dem ehemaligen städtischen Krankenhaus in Lindenau.”Menschen zu helfen und ihnen eine farbige Zukunft anzubieten”, beschrieb Dr. Luisa Mantovani Löffler bei der Feierstunde die Philosophie des Hauses, das sie leitet. Das Haus bietet Informationen rund um die Erkrankung, auch aber viele Angebote der Krankheitsbewältigung. Gesprächsangebote, Sozialberatung, Malen, Mediation und Tanz, führte die Chefärztin der Klinik für Internistische Onkologie und Hämatologie des städtischen Klinikums St. Georg als Beispiele an. Das Projekt “Friesennest” versucht, den Kindern krebskranker Eltern Halt und Hilfe zu geben. Nebenbei ist das Haus auch Heimat vieler Selbsthilfegruppen.”Es gibt einen Riesenbedarf und wir wollen weitermachen, denn wir haben noch viele Ideen”, blickte Mantovani Löffler in die Zukunft. Bei der Umsetzung dieser Ideen bleibt das Haus Leben weiter auf die Unterstützung vieler Partner und Förderer angewiesen. Da sind zum einen das Krankenhaus St. Georg, die Krebsliga und die Sächsische Krebsgesellschaft, zum anderen beispielsweise die Frauen des örtlichen Zonta-Clubs und von Inner Wheel, dem Pendant zu den Rotariern.

Denn diese notwendigen Angebote für Menschen in einer gesundheitlichen und mentalen Extremsituation definiert der Gesetzgeber nicht als Regelleistung der Krankenkassen. Diese Situation nannte Dr. Peter Grampp, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Fachkrankenhauses Hubertusburg, “das “Haupthandicap des Hauses”. Deshalb sind beispielsweise Vertragsverlängerungen für Mitarbeiter und Therapeuten noch ungeklärt.

Für die Anwesenden war das fünfjährige Bestehen des Hauses erst einmal ein Grund des Dankes. Einen “Hafen für Menschen, die von einem schwierigen Schicksalsschlag getroffen sind”, nannte Leipzigs Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) die Einrichtung, die es so in Ostdeutschland nicht noch einmal gibt.

Glückwünsche zum kleinen Jubiläum kamen auch von Andreas Habicht. Er leitet ein Ehrenamtskomitee, das mit der Charity-Aktion “Laufend gegen Krebs” bereits zwei Mal Spenden für das Projekt Friesennest eingeworben hat. “Wir begrüßen die Arbeit des Haus Leben Leipzig, die sich mit Menschen beschäftigt, die von Kassen nicht unterstützt werden”, so Habicht. Deshalb setzen er und seine Mitstreiter auf eine breite Teilnahme an “Laufend gegen Krebs”, dessen dritte Auflage am 22. September 2012 stattfinden wird. Mitveranstalter ist hier mit der Barmer GEK übrigens eine Krankenkasse.

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