Die demografische Entwicklung in Sachsen macht auch vor den Kirchengemeinden nicht halt. Zwar sind Prognosen bis ins Jahr 2040 sehr unsicher. Die sächsische Landeskirche sieht sich angesichts der prognostizierten Entwicklung ihrer Gemeindemitgliederzahlen nun trotzdem zu weiteren Strukturanpassungen veranlasst. Auch Leipzig verliert mehrere Pfarrstellen.

In den sächsischen Kirchgemeinden muss in den nächsten Jahren die Anzahl von Pfarrstellen, gemeindepädagogischen und kirchenmusikalischen Stellen weiter verringert werden, teilte Superintendent Martin Henker am Dienstag, 26. Juni, mit. Zu den Vorgaben des Landeskirchenamts zu den noch finanzierbaren Stellen fand in den Kirchgemeinden des Ev.-Luth. Kirchenbezirks Leipzig ein eigener Meinungsbildungsprozess statt. Als Ergebnis dieses Prozesses hat die Kirchenbezirkssynode am 25. Juni einen Vorschlag zur Strukturanpassung beschlossen, der ab 1. Januar 2014 in Kraft treten soll.

Die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens geht davon aus, dass sich die Anzahl ihrer Kirchgemeindeglieder in den nächsten Jahren stetig und spürbar verringern wird – ausgehend vom Jahr 2009 bis zum Jahr 2040 um 40 Prozent. Erkennbar sei auch, dass die Zahl der Steuerzahler – sprich die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen – im gleichen Zeitraum um 41 Prozent abnehmen werde.Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Anzahl der finanzierbaren Stellen im kirchgemeindlichen Verkündigungsdienst aus. In der sächsischen Landeskirche soll sich mit dem Jahr 2014 zirka aller sechs Jahre die Anzahl der Pfarrer, Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker um etwa 10 Prozent verringern. Die Kirchgemeinden im Ev.-Luth. Kirchenbezirk Leipzig müssen ab dem Jahr 2014 mit 3,75 Pfarrstellen weniger rechnen. Auch die kirchenmusikalische Arbeit wird um 1,60 Stellen gekürzt.

Der Kirchenbezirk Leipzig hat bisher 42 Gemeindepfarrstellen. Ab 2014 sollen entsprechend dem Berechnungsschlüssel der Landeskirche noch 39,25 Gemeindepfarrstellen zur Verfügung stehen. Das entspricht einer Kürzung von 3,75 Pfarrstellen – auch wenn die Gemeindemitgliederzahlen im Kirchenbezirk Leipzig leicht steigen. 69.638 Gemeindemitglieder wurden 2011 in Leipzigs ev.-luth. Gemeinden gezählt – so viel wie seit Beginn des Jahrtausends nicht.

Doch Leipzig profitiert auch hier von der starken Zuwanderung aus den ländlichen Regionen, wo mittlerweile einige Gemeinden in ihrer Existenz bedroht sind. Fast 90.000 Mitglieder verlor die sächsische Landeskirche seit 2003. Dass Leipzig trotzdem auf Pfarrstellen verzichtet, hat mit gelebter Solidarität zu tun.Die gleichmäßige Verteilung von Pfarrstellen soll auch in ländlichen Bereichen sichergestellt werden. Und so liegt der landeskirchliche Berechnungsschlüssel für Gemeindepfarrstellen in der Stadt (auch den ländlich besiedelten Randbereichen) bei 2.000 Gemeindegliedern für einen Pfarrer. In den ländlichen Bereichen der Landeskirche gilt ein Schlüssel von 1.500 Gemeindegliedern je Pfarrer bzw. 1.000 Gemeindegliedern je Pfarrer bei Gemeinden, die weniger als 700 Gemeindeglieder zählen.

Etwas anders ist es bei der Gemeindepädagogik: Sie hat als einen wesentlichen Aufgabenschwerpunkt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Gerade diese Altersgruppe wächst im städtischen Bereich und führt zu einem höheren Bedarf an Gemeindepädagogik. War bei der Zuordnung der Pfarrstellen die gleichmäßige Verteilung der Grund für die Bevorzugung ländlicher Bereiche, so ist es für die Gemeindepädagogik die höhere Anzahl von Familien mit Kindern und Jugendlichen, die eine Begünstigung der Städte nahe legt. Dem Kirchenbezirk Leipzig wurden bisher 20,70 gemeindepädagogische Stellen zugewiesen, ab dem Jahr 2014 werden es 22,50 Stellen sein.

Zur Vorbereitung der Strukturanpassung wurden im Herbst 2011 Arbeitsgruppen im Kirchenbezirk Leipzig gebildet, die mit hohem ehrenamtlichen Engagement den Meinungsbildungsprozess führten, betont Henker. Dieser Prozess fand einen vorläufigen Abschluss mit dem Beschluss der Kirchenbezirkssynode am Dienstag, 25. Juni. Der dabei beschlossene Struktur- und Stellenplan wird nun dem Landeskirchenamt zur Prüfung und Bestätigung vorgelegt. Die Planung gilt dann bei Bestätigung für den Zeitraum 1. Januar 2014 bis 31. Dezember 2018.

www.kirche-leipzig.de

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