Zweimal nominiert. Einmal hat's geklappt. Am Donnerstag, 6. Dezember, bekam Leipzig einen der Deutschen Nachhaltigkeitspreise 2012. In Düsseldorf wurden die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für Städte und Gemeinden bekanntgegeben. Leipzig erhielt die Auszeichnung in der Kategorie "Lebensqualität und Stadtstruktur" für eine in besonderem Maße auf nachhaltige Entwicklung abzielende Stadtentwicklung. Es war die erste Preisverleihung dieser Art an Kommunen.

Womit ein wichtiger Fokus der Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit hin auf die kommunale Ebene gelegt wird. In einer Kategorie wäre der Preis natürlich ein echter Hammer gewesen: in der Kategorie nachhaltigste Großstadt. In der Nominierungsrunde hatte es Leipzig am Ende noch mit Augsburg und Freiburg im Breisgau zu tun. Am Ende bekam als nachhaltigste Großstadt die 230.000-Einwohner-Stadt Freiburg den begehrten Preis.

Unter den Mittelstädten holte sich Neumarkt in der Oberpfalz (39.000 Einwohner) und bei den Kleinstädten Wunsiedel (9.300 Einwohner) den Titel. Der Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden wurde 2012 erstmals von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden und der Deutschen UNESCO-Kommission vergeben.

Preise in weiteren Einzelkategorien gingen an Solingen für eine umfassende und überzeugende Einbindung der Bürger und an Alheim für weitgehende Aktivitäten einer “Energiewende von unten”. Gelsenkirchen wurde für die konsequente Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung mit dem “Sonderpreis der Deutschen UNESCO-Kommission ?Bildung für nachhaltige Entwicklung’ 2012” prämiert.

Ehrenpreise gingen an die italienische Filmgröße Claudia Cardinale, die für ihr soziales und ökologisches Engagement als UNESCO-Sonderbotschafterin gewürdigt wurde sowie Stararchitekt Lord Norman Foster. Emiko Okuyama, Bürgermeisterin der durch die Tsunami-Katastrophe zerstörten japanischen Millionenstadt Sendai, wurde für den nachhaltigen Wiederaufbau ihrer Stadt ausgezeichnet. Die “Scorpions” und die “Prinzen” erhielten Ehrenpreise für ihren Einsatz für soziale und politische Belange.

Zum Preis “Lebensqualität & Stadtstruktur” für Leipzig erklärt die Jury: “In Anlehnung an die Grundprinzipien der Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt setzt Leipzig in ihrem integrierten Stadtentwicklungskonzept einen klaren Schwerpunkt auf die Innenentwicklung vor der Außenentwicklung. Nicht nur dadurch konnte es gelingen, dass in den innerstädtischen Gründerzeitquartieren heute wieder 50.000 Einwohner mehr leben als vor der Jahrtausendwende. Zum Konzept einer konsequenten Innenentwicklung gehört auch der nachhaltige Umgang mit (Brach-)Flächen und leerstehenden Häusern durch Zwischennutzungen beispielsweise als Grünflächen oder durch Nutzer aus der Kreativwirtschaft. Bemerkenswert ist auch die großflächige Rücknahme von Baurecht am Stadtrand, die wiederum die Innenentwicklung stärkt und zur ‘Neuen Gründerzeit’ in der Stadt geführt hat.”

Da hätte man vielleicht auch noch ein paar Akteure aus der Kreativszene mit nach Düsseldorf schicken können.

Zuweilen staunt man, was Leipzig schon so alles auf die Beine stellt. “Energieeffizienz bei den öffentlichen Gebäuden wird großgeschrieben, öffentliche Neubauten müssen den Passivhausstandard einhalten. Mit den Konzepten einer autoarmen Innenstadt und einer Stadt der kurzen Wege sind viele Maßnahmen verbunden, die bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Beispielsweise konnte innerhalb von 14 Jahren der Radverkehrsanteil von 6 auf 19 Prozent gesteigert werden”, heißt es im Urteil der Jury. “Auch mit Blick auf die soziale Dimension leistet Leipzig Vorbildliches. Durch die Unterstützung von Bildungs- und Akteursnetzwerken in den einzelnen Stadtteilen wird integrierte Stadtentwicklung gleichermaßen zu gelebter Integration. Bildungsferne Schichten und Migranten werden durch das städtische Bildungsmanagement erreicht; einen hohen Stellenwert hat dabei auch die Umweltbildung für Kinder und Jugendliche.”

Den Preis überreichen durfte dann der Schauspieler Peter Sodann, der sich in Leipzig auch immer wohlfühlte – als Kommissar Ehrlicher im “Tatort”.

www.nachhaltigkeitspreis.de

Die Begründung der Jury:
www.leipzig.de/imperia/md/content/61_stadtplanungsamt/seko/nachhaltigkeitspreis_kurzbegr__ndung_leipzig_aktuell.pdf

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