Klischees über Fußballer passen nicht zu Markus Wulftange. Der Ex-Zweitligaspieler des VfB Leipzig hat mehr als Fußball im Kopf und mit Protz und Glamour wenig am Hut. Er arbeitet als Sporttherapeut auf der Kinderkrebsstation der Uni Klinik in Leipzig und er reflektiert viel - über sich und über Leben an sich. Wann, bitteschön, ja wann bleibt denn Mal Zeit, um bei sich anzukommen?

Als ich vor einiger Zeit gefragt wurde ob ich auch einen kleinen Artikel schreibe zum Thema “Wovon Leipziger träumen” – Gedanken über Mitmenschen, unsere Stadt, die Gesellschaft und unsere Zukunft – habe ich einfach mal zugesagt. Dann habe ich das Schreiben lange vor mir her geschoben, weil ich keine rechte Idee hatte wie mein Traum zu diesen Themen eigentlich aussieht. Jetzt weiß ich, dass ich diesen Platz gerne nutzen möchte, um den Fokus zumindest für mich zu verändern und das Große Ganze erst mal an die Seite schieben.

Wenn es darum geht zu reflektieren wie sich die Menschen, die Stadt unsere Gesellschaft zum Positiven verändern sollte bzw. was mir an dem wie es ist bereits schon gefällt, dann wünsche ich mir, den Blick zuallererst auf mich selbst richten zu können: Was möchte ich an mir verändern, wo habe ich meine “Baustellen” aber auch: Was gelingt mir schon gut; was gefällt mir an mir. Ich glaube fest daran, dass der Schlüssel für Veränderung aber auch für Annahme und Wertschätzung in mir, in jedem Einzelnen selbst liegt und der Blick aufs Große Ganze diesen direkten Zugang verstellt.

Ich möchte mir mehr Zeit nehmen für mich und meine Bedürfnisse, für Ruhe und Achtsamkeit und für die Chance auf ein wirkliches Ankommen bei mir. Immer häufiger und vor allem nicht nur im Urlaub oder zu Weihnachten. Der Kopf will das, Körper und Seele brauchen das und doch schlägt mir die Macht der Gewohnheit ein Schnippchen, funktionieren die verinnerlichten Verhaltensmuster wie von selbst und es bleibt das Gefühl gelebt zu werden und nicht wirklich selbst zu leben. Wenn mir das “bei mir Ankommen” mal gelingt ist es Glück und Liebe pur, bin ich verbunden mit der Welt und den Menschen und fühle, dass alles möglich ist. Das ist die Kraftquelle, die mich verändert und die so auch im Außen, im Großen Ganzen wirkt.

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Dann kann ich, dann können wir alle im positiven Sinne anstecken, mitreißen und aufbauen, mitfühlen und begleiten und Entwicklung möglich machen. Dann freuen wir uns darüber, dass Flüchtlinge aus Krisengebieten einen sicheren Platz in unserer Stadt finden. Dann kämpfen wir kraftvoll für den Erhalt von Soziokulturellen Zentren, Offenen Treffs für alle Generationen und Anlaufstellen für Bedürftige in jeder Notlage. Dann fördern wir Kreativität, Kleinkunst und alles was zu einer bunten und offenen Stadt dazu gehört. Dann fühlen wir uns im besten Sinne lebendig und tragen das Leben in die Welt. Für mich klingt das sehr erstrebenswert und ich werde – mit all meiner Begrenztheit – meinen Teil dazu beitragen. Für mich und für das Große Ganze.

Ach, das hätte ich fast vergessen: Ich hoffe schon bald 2. Liga Fußball in Leipzig sehen zu können und drücke fest die Daumen, dass die “Loksche” nicht absteigt.
Sie haben Wünsche, Ideen oder Vorhaben für 2014, die Sie gern ausführlicher beschreiben möchten? Oder vielleicht gar eine kreative Vision, was sich in Leipzig ändern könnte, wenn es denn nur gewollt wäre? Schreiben Sie uns Ihre Träume zum Jahreswechsel an redaktion@l-iz.de.

Die schönsten “Leipziger Träumereien” werden in den kommenden Tagen hier auf L-IZ.de von heute bis Januar zum Jahresstart 2014 veröffentlicht. Wir freuen uns auf alle Wünsche, Träume und Ideen – in der Länge der Beiträge gibt es kein Limit. Senden Sie gern auch Fotos, Impressionen oder andere Bildeindrücke mit. Ein Foto von einem selbst ist ausdrücklich nicht zwingend nötig.

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