Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung spült ähnlich wie so oft der Literaturnobelpreis Autoren ins Bewusstsein gewisser Leserschichten, die sonst kaum mit deren Werken in Berührung gekommen wären. Oder erinnert sich noch jemand an Klaus-Michael Bogdal? Das war der Gewinner des letzten Jahres. Dieses Jahr nimmt den mit 15.000 Euro dotierten Preis der indische Historiker und Publizist Pankaj Mishra entgegen.

Dass er der breiten Öffentlichkeit nicht sonderlich bekannt sein dürfte, mag auch an dem Umstand liegen, dass er vorwiegend in englischer Sprache veröffentlicht, was sicher auch daran liegt, dass er den Master of Arts in Englischer Literatur ablegte. Den Ausschlag für die Jury den Historker für den Preis zu wählen gab jedoch ein 2013 beim deutschen S. Fischer Verlag erschienenes Werk. Es sei sein grundlegendes, so die Auswahlkommission. Es handelt sich dabei um “Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens”, übersetzt von Michael Bishoff.

Nach Abschluss seines Studiums zog Pankaj Mishra 1992 nach Mashobra, eine Kleinstadt im Distrikt Shimla im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh, auf 2.500 Meter über dem Meeresspiegel an den südlichen Ausläufern des Himalaya nahe der tibetischen Grenze. Mit seinem Buch heimst Pankaj Mishra neben dem Leipziger Buchpreis schon die zweite Auszeichnung ein. 2013 wurde ihm für das Werk der indische Crossword Book Award (nonfiktional) verliehen.

Faktenreich und farbig, im Stile anderer berühmter Bücher über die Geschichte und Kultur Indiens, erzählt Mishra die Geschichte von Asiens Auflehnung gegen den westlichen Imperialismus und beschreibt die unterschiedlichen Reaktionen Asiens auf die Herausforderungen der westlichen Moderne. Aus nicht-westlicher Perspektive analysiert er die Suche asiatischer Intellektueller nach Antworten auf die Überwältigung durch den Westen. Am Beispiel dreier bahnbrechender Einflussfiguren und Wortführer stellt er die intellektuelle und politische Mobilisierung dar, die den Aufstieg Chinas und Indiens zu Weltmächten und den Erfolg des politischen Islam begründete.

Es ist der nichteuropäische Blick auf den Westen, der Pankaj Mishras aufklärendes Werk für die Selbstverständigung Europas über die eigene Rolle in der heutigen Welt unentbehrlich macht. Die Preisverleihung an Pankaj Mishra findet anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse am 12. März im Gewandhaus zu Leipzig statt. Die Laudatio hält der Schriftsteller Ilija Trojanow. Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, seit 1994 jährlich vergeben und mit 15.000 Euro dotiert, zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland. Das Preiskuratorium bilden der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. und die Leipziger Messe.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar