Ersatz schaffen für einen fehlenden Grabstein: 72 Jahre nach seinem durch die Nationalsozialisten verursachten Tod werden auf Initiative des Leipziger Synagogalchors für den letzten Kantor der ehemaligen großen liberalen Gemeindesynagoge und für seine Frau Rosa am Dienstag, 9. September, um 16 Uhr je ein Stolperstein verlegt. In der Tschaikowskistraße 23 hatten sie ihre letzte Wohnung - hier werden diese Steine zu "Gedenkanstößen".

Am Standort von Lampels Wirkungsort, der Synagoge in der Gottschedstraße, erinnert die Leipziger Notenspur an diesem Tag um 17.30 Uhr an den Musiker, der 28 Jahre lang in Leipzig als Kantor, aber auch als Lehrer und Komponist arbeitete. Ein Konzert im Sinne Lampels, der seine Synagoge für alle Leipziger öffnete, um sie für die Synagogenmusik zu interessieren, holt ein Stück Leipziger Musiktradition in unser Bewusstsein zurück.

Am 10. September 1855 – vor 159 Jahren – geweiht und ab 1868 mit einer Ladegast-Orgel ausgestattet, war die große liberale Gemeindesynagoge wie auch die Kirchen ein Ort der Musik. Gottesdienste wurden musikalisch durch Chor- und Orgelmusik gestaltet. Später, unter Lampels Kantorat, wurde die Synagoge auch zum Ort öffentlicher Konzerte.Daran erinnern am 9. September um 17.30 Uhr an der Synagogengedenkstätte Gottschedstraße der Leipziger Synagogalchor, ein Streichquartett aus Musikern des MDR Sinfonieorchesters um Reinhard Riedel und der Leipziger Saxofonist André Bauer. Griseldis Wenner wird im Gespräch mit Ludwig Böhme, dem künstlerischen Leiter des Synagogalchores, und mit Prof. Werner Schneider von der Leipziger Notenspur dem Wirken und Anliegen Samuel Lampels nachgehen.

Die Kantoren und Chorleiter der großen Gemeindesynagoge haben in den 83 Jahren bis zur Zerstörung der Synagoge im Jahr 1938 einen wichtigen Beitrag zur Leipziger Musikkultur geleistet – neben dem Kantorat oft auch als Komponisten, Hochschullehrer, Chor- oder Orchesterleiter.I

hnen will die Leipziger Notenspur in Konzerten und Projekten “nachspüren”. Dem dient gegenwärtig auch ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Leo-Baeck-Programms der Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft”: Hier gehen Schüler einer 6. Klasse des Lichtwer-Gymnasiums Wurzen und Abiturienten des Engelsdorfer Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Leipziger Notenspur den Spuren des Lebens und Schaffens dieser Leipziger Musikerpersönlichkeiten nach.

Stolpersteinverlegung für Samuel und Rosa Lampel: 9. September um 16 Uhr in der Tschaikowskistraße 23

Gedenkkonzert: 9. September um 17.30 Uhr an der Gedenkstätte Synagoge Gottschedstraße

Leipziger Notenspur-Projekt: www.notenspur-leipzig.de

Teilprojekt Jüdische Musikkultur: www.notenspur.de/fileadmin/notenspur/content/pdf/Flyer_Folder_Handzettel/Auf_den_Spuren_juedischer_Musikkultur.pdf

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